Five Finger Death Punch - AfterLife

Review Five Finger Death Punch – AfterLife

  • Label: Better Noise
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Groove Metal

Als eine der erfolgreichsten Metal-Bands unserer Zeit schreiben FIVE FINGER DEATH PUNCH kontinuierlich ihre Geschichte weiter. Eine Geschichte, die von Aufs und Abs geprägt ist, musikalisch wie auf persönlicher Ebene. Gute Musik folgt auf enttäuschende, dann wieder andersherum, Alkoholexzessen folgen Rehabilitation und Abstinenz. Große Pausen gönnt sich sie Band um Charakterkopf Ivan Moody allerdings nicht. Die Groove-Metaller bringen in der Regel alle zwei Jahre ein neues Album heraus und konnten sich mit ihrem überaus populären Mix aus satter Härte und großer Melodie ganz oben festsetzen – sei es als Headliner großer Festivals oder als direkter Support von Metallica.

Doch was bedeutet das für das jüngste Album „AfterLife“? „Welcome To The Circle“ ist ein überaus solider Opener, verfügt über einen ohrwurmtauglichen Chorus und macht Lust auf mehr, ganz ohne zu viel über die Ausrichtung des Albums zu verraten. Der Titeltrack selbst ist dann wahrscheinlich genau das, was man von den US-Amerikanern erwartet: Treibendes Riffing trifft auf eingängigen Gesang, der immer mal wieder von aggressivem Shouting unterbrochen wird. Genau das ist seit jeher das Konzept der Band, damit erreichen FIVE FINGER DEATH PUNCH ihr (enorm großes) Publikum, das auf satte Heavyness abfährt, aber sehr regelmäßig von eingängigen Strophen abgeholt werden möchte.

Etwas ungewohnt und mit jeder Menge Hardrock-Flair geht es dann mit „Times Like These“ weiter, einer wirklich guten Hymne, bei der das außergewöhnliche Talent von Ivan Moody besonders zur Geltung kommt. Das darauffolgende „Roll Dem Bones“ hätte mit Leichtigkeit auch Platz auf frühen Werken wie „American Capitalist“ gefunden: Der Track strotzt vor Energie und flotten Powerchords, und das im Einklang mit dem unwiderstehlichen Groove der Band – die druckvollste und auffälligste Nummer dieser Scheibe!

Leider driftet das Album von hier an schlagartig in vollkommene Belanglosigkeit ab. Das nichtssagende „Pick Up Behind You“ hat man vergessen, noch bevor es verklingt, ehe der verblüffte Hörer, verteilt auf mehrere Stücke, einer Reihe von Hip-Hop-Beats ausgesetzt ist. Wer zur Hölle ist die Band, die hier gerade das halbgare „Judgement Day“ vorträgt und wo habt ihr FIVE FINGER DEATH PUNCH versteckt? „Thanks For Asking“, entgegnet jetzt das Quintett aus Nevada und lässt mit diesem Song eine ihrer markanten Halbballaden ertönen, die aber auch nicht wirklich beeindrucken kann. Besonders nicht mit dieser billig und unpassend wirkenden Beatmachine-Spielerei.

„Blood And Tar“ ist mit gewohnter und darum willkommener Kost ein kleiner Lichtblick: Ivan Moody präsentiert sich hier von seiner besten Seite und bringt eine gute stilistische Vielfalt in seinen Vocals ein. Auch die Saitenfraktion, nach dem Ausstieg von Jason Hook erstmalig mit Andy James an der zweiten Gitarre, liefert hier mehr ab als über weite Strecken dieses erschreckend langweiligen Album-Mittelteils. Dieser gipfelt in „All I Know“, einer laschen Sing-Along-Nummer mit reichlich „La la la“ und verträumtem Gepfeife, leider aber ohne Substanz.

Vor einer Vollkatastrophe bewahrt „AfterLife“ dann der Abschluss mit dem intensiven „Gold Gutter“, bei dem Moody in puncto Aggressivität nochmal zur Höchstform aufläuft. Auch der Rausschmeißer „The End“ kann überzeugen – nicht zuletzt, weil er Streichinstrumenten und minimalistisch, aber gelungen eingesetzten Elektrosamples einige gelungene Experimente enthält. Den ein oder anderen mag das Stück gar an „Wrong Side Of Heaven“ vom gleichnamigen Album (Vol. 1) erinnern, auch wenn es nicht dessen Klasse hat.

Das neunte Album von „5FDP“ wirft Fragen auf. Es ist qualitativ weit von den besseren Alben der Band entfernt und hat kaum mehr als zwei, höchstens drei Lieder, die wirklich hängen bleiben. Obwohl Zoltan im Pressetext von der großen Freiheit beim Songwriting schwärmt, die sich die Band diesmal genommen hätte, wirkt „AfterLife“ eher, als wäre es mit stark angezogener Handbremse entstanden. Klar, diese Band hat viel durchgemacht und man kann verstehen, dass die Band nach ihrer „Wiedergeburt“ mit „F8“ (2020) nicht nur noch die 70. und 71. hasserfüllte Uptempo-Nummer schreiben will. Auch ruhige Stücke gab es bei FIVE FINGER DEATH PUNCH schon immer. Doch „AfterLife“ ist nicht nur zu ruhig oder anders –  es ist phasenweise schlicht uninspiriert und meilenweit von dem entfernt, was man von einer so erfahrenen und dekorierten Band erwarten kann.

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Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Andreas Althoff

2 Kommentare zu “Five Finger Death Punch – AfterLife

  1. Ich muss sagen, dass mich der Vorgänger in vielerlei Hinsicht überrascht und auch begeistert hat, das Album war auch ein echter Grower – aber hier kann ich das Review leider nur voll und ganz unterschreiben. Startet gut, aber dann gehts leider rapide bergab … sehr schade, bei aller Prolligkeit und leider auch politischen Streitbarkeit der Band mag ich sowohl die Musik als auch Moodie schon sehr gerne.

  2. Mit 5 Punkten warst du ja noch direkt wohlwollend. Ich stimme völlig zu, dass das Album nach einem soliden Einstieg völlig belanglos und langweilig wird. Mehr als 2-3 Tracks für diverse Playlists sind auf dem Album einfach nicht drauf, den Rest kannst getrost vergessen. Ich hab von dem Album und der Band eh nichts musikalisch spannendes mehr erwartet, aber das ist schon eine echt üble Nummer.

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