Harakiri For The Sky - Harakiri For The Sky MMXXII Cover

Review Harakiri For The Sky – Harakiri For The Sky MMXXII

Jedes Projekt hat einmal klein angefangen – auch HARAKIRI FOR THE SKY. Bevor das österreichische Duo internationale Anerkennung erlangte und zur Speerspitze des Post-Black-Metals aufstieg, war die Band im Grunde eine von vielen. Das Potenzial ihres zutiefst emotionalen Stils zeichnete sich zwar schon auf ihren ersten beiden Alben ab. Vor dem Release von „III: Trauma“ (2016) schien es M.S. und J.J. jedoch noch an der Erfahrung und den Mitteln zu fehlen, um ihre Vision mit der heute von ihnen an den Tag gelegten Finesse umzusetzen. Offenbar denken die beiden Musiker ähnlich über ihr Frühwerk, denn zum zehnten Jubiläum ihres selbstbetitelten Debüts haben sie dieses sowie den Nachfolger „Aokigahara“ (2014) vollkommen neu aufgenommen und überarbeitet, um die beiden Platten auf das Niveau ihres aktuellen Outputs anzuheben.

Im Gegensatz zu allzu vielen bloßen Remasterings, deren marginale Verbesserungen nur für besonders audiophile Menschen wahrnehmbar sind, hört man „Harakiri For The Sky MMXXII“ seine Generalüberholung deutlich an. Zugleich haben HARAKIRI FOR THE SKY es vermieden, sich damit einer Verschlimmbesserung schuldig zu machen, wie sie etwa In Flames mit der 2020er Ausgabe von „Clayman“ zu verantworten hatten. Der dumpfe, rohe Sound der Originalaufnahme ist einem schärferen, abgerundeten Klang gewichen, der von jenem der neueren Platten im Grunde kaum zu unterscheiden ist.

J.J. legt hier ein wenig mehr Nuancen in seinen kratzigen Schreigesang und seine lethargischen Clean-Vocals in „02:19 AM, Psychosis“ sind wesentlich solider als damals, was dank der zeitgemäßen Produktion umso besser zur Geltung kommt. Auch ein paar spielerische Ungenauigkeiten, die auf der ursprünglichen Version etwa im intensiven Finale von „From Yesterday To Ashes“ aufgefallen sind, haben HARAKIRI FOR THE SKY inzwischen korrigiert. Insbesondere die filigranen Clean-Gitarren zu Beginn von „02:19 AM, Psychosis“ und „Dancing On Debris“ klingen nun um einiges eleganter.

Dass die Songs lediglich genauer eingespielt und mit mehr Fingerspitzengefühl nachbearbeitet, ansonsten aber unberührt gelassen wurden, ist zudem insofern erfreulich, als das Songwriting keinerlei Überholung bedurfte. Davon abgesehen, dass HARAKIRI FOR THE SKY auf ihrem etwas behäbigen Debüt noch nicht die volle Dynamik ihres Stils ausschöpften und „From Yesterday To Ashes“ teilweise nur mäßig spannend arrangiert ist, stehen die alten Tracks dem neueren Material in nichts nach. Mit seiner kompakten Spielzeit von 37 Minuten enthält die Platte zudem weniger Filler als die späteren Alben der Band.

Wer bislang noch nicht im Besitz der ersten beiden Alben der Österreicher ist, kann im Grunde gleich zu „Harakiri For The Sky MMXXII“ und „Aokigahara MMXXII“ greifen. Mit Ausnahme der zu Recht unverändert gelassenen Arrangements sind Re-Recordings den Originalen in jeglicher Hinsicht überlegen und auch für sich genommen hervorragende Post-Black-Metal-Platten. Angesichts der beachtlichen Verbesserung, die HARAKIRI FOR THE SKY ihren Frühwerken verpasst haben, lohnt sich die Anschaffung der Neuversionen sogar für diejenigen, die ursprünglichen Veröffentlichungen bereits ihr Eigen nennen. Mehr kann man von einem Jubiläums-Re-Release im Grunde nicht verlangen.

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Wertung: 8 / 10

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