November 2020

Review Katla. – Allt Þetta Helvítis Myrkur

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Es dürfte reiner Zufall gewesen sein, dass sowohl Sólstafir wie auch KATLA.,die neue Band ihres 2015 geschassten Schlagzeugers, 2017 ein Album veröffentlichten. Dass sich dasselbe drei Jahre später wiederholt, ja, diesmal sogar nur eine Woche zwischen beiden Releases liegt, nennt man dann wohl Ironie des Schicksals. So bleiben KATLA. und Sólstafir in gewisser Weise Kontrahenten, wo sich der Vergleich musikalisch eigentlich gar nicht mehr anbietet.

War „Móðurástin“ stellenweise das typischere Sólstafir-Album als deren „Berdreyminn“, verabschieden sich KATLA. mit „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ („All diese verdammte Dunkelheit“) in Richtung Doom Metal, während Sólstafir auf „Endless Twilight Of Codependent Love“ wieder bandtypischer agieren. Das macht den zweiten KATLA.-Output allerdings deutlich schwerer zugänglich als das Debüt.

Das kündigt sich bereits mit dem Opener „Ast Ordum Ofar“ an, der so noisig beginnt, dass man an Sunn o))) denken muss – freilich nur, bis Einar Thorberg Guðmundssons glasklarer Gesang einsetzt. Doch das ist erst der Anfang, er lässt den gewaltigen Maelstrom bloß erahnen, den KATLA. hier in Schwung bringen. Wo das melodiereiche „Viluljos“ noch vergleichsweise gemächlich daherkommt, steckt man nach dem Interlude „Likfundur A Solheimasandi“ (mit Synthies und donnernden Pauken) bereits bis zum Hals im schwarzen Strudel: Ehe der Song gen Ende in Richtung Black Metal ausbricht, liefern KATLA. hier waschechten Funeral Doom. Und nicht nur hier: auch „Vergangur“ erinnert an Bands wie Hamferð, My Dying Bride und wie sie nicht alle heißen. Das ist – verglichen mit „Móðurástin“ ein so hörbarer Stilwechsel, dass die Umgewöhnung nicht ganz leicht fällt: „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ geht längst nicht so gut ins Ohr, bleibt dort nicht so kleben und macht zunächst auch nicht so viel Spaß wie der Vorgänger.

Selbiges gilt – wenn auch anders – für die zweite Albumhälfte: Sieht man von „Hvitamyrkur“ ab, der als kürzester und eingängigster Song zugleich am meisten an das letzte KATLA.-Album (und Sólstafir) erinnert, sind die Arrangements hier noch ausladender, sperriger und vielschichtiger – alles Attribute, die nicht für „Liebe auf den ersten Durchgang“ sprechen. Die beiden letzten Songs veranschaulichen das perfekt: Über zwölf und 14 (!) Minuten entwickeln KATLA. mit Synthies und Samples, atmosphärischen Instrumenten wie Streichern, Piano und Pauken, mit Klargesang und melancholischem Metal mal liebliche, mal garstige Soundlandschaften, die sich nach drei-, vier- oder fünfmal Hören noch gar nicht erfassen lassen.

„Allt Þetta Helvítis Myrkur“ gleicht tatsächlich einem großen Strudel: Was zunächst etwas träge und unspektakulär wirkt, entwickelt mit jedem Durchlaufen immer größere Dynamik, zieht einen immer weiter in sich hinein – ehe es einen irgendwann sanft, aber bestimmt in „all diese verdammte Dunkelheit“ hinabreißt. Es ist also vollkommen legitim, nach der ersten Runde enttäuscht zu sein – ein „zurück“ gibt es jetzt eh nicht mehr: KATLA. lassen es diesmal nur etwas gemächlicher angehen … auf keinen Fall jedoch steckt in „Allt Þetta Helvítis Myrkur“ weniger Kraft.

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Wertung: 9 / 10

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