Luna Kills Deathmatch Cover Artwork

Review Luna Kills – Deathmatch

Nu Metal erlebt eine kleine Renaissance: Das totgesagte Genre, an dem sich vor allem für Metal-Puristen immer noch die Geister scheiden, bringt auch in diesen Tagen immer wieder Bands hervor, die vor Innovation und/oder Spielfreude nur so strotzen. In letztere Kategorie fallen auch die finnischen Newcomer LUNA KILLS, die mit „Deathmatch“ ein durchaus bemerkenswertes Debüt präsentieren.

Die Vorabsingles (ganze vier an der Zahl) ließen es bereits vermuten: Hier ist etwas Frisches im Anmarsch, und tatsächlich hebt sich das Quartett angenehm von Genre-Verwandten wie Spiritbox oder Wargasm ab. „Deathmatch“ ist stilistisch vielfältig, druckvoll, aber irgendwie oldschool – organisch und schnörkellos eben. LUNA KILLS klingen also eher wie eine Spätneunziger-Nu-Metal- bzw. Industrial-Rock-Band, aber eben im zeitgemäßen Soundgewand (ohne dabei völlig überproduziert zu wirken wie manch andere moderne Kapellen zuletzt).

Die Highlights sind klar benannt: „Leech“, „Sugar Rush“ und „Slay Ur Enemies“ sind fantastisch groovende Songs, die sowohl auf der heimischen Anlage als auch live im Club für große Freude sorgen dürften. Glücklicherweise haben LUNA KILLS ihr Pulver damit nicht komplett verschossen, denn Ausfälle sucht man auf „Deathmatch“ vergeblich. Allerdings ist das Album mit zehn Songs auf knapp 35 Minuten auch nicht sonderlich lang.

„Love U“ und „Get Mad“ gehen tempomäßig gut vorwärts, wobei letztgenannter Song mit einer coolen Funkpassage und einem Nineties-Breakbeat (wie auch „Waves“) aufwartet. Apropos Elektronik: Synthesizer und prägnante „Spezialeffekte“ (wie die verzerrten Drums bei „Leech“ oder die Glitcheffekte bei „Sugar Rush“) werden jederzeit wohldosiert und geschmackvoll eingesetzt, ohne zu nerven oder sich unnötig in den Vordergrund zu drängen. Die durchaus auch mal poppigen, aber keinesfalls generischen Hooklines bleiben dafür mal länger im Ohr kleben.

Musikalisch gibt es bei LUNA KILLS auch nichts zu meckern: Ruutiainen beherrscht die komplette Gesangspalette von lasziv-zurückgenommenen Klargesang bis hin zu markerschütternden Screams. In manchen, gelungen poppigen Momenten erinnert sie dabei in Sachen Energie und Gesamtperformance ein wenig an Gwen Stefani. Die groovig-coole Strophen-Bassline von „Sugar Rush“ verdient genauso Aufmerksamkeit wie das abwechslungsreiche und stimmige Schlagzeug- und Gitarrenspiel (sogar ab und an mit aus der Zeit gefallenen Oldschool-Soli, die überraschenderweise überhaupt nicht nerven – authentische Spielfreude sei Dank).

Den Finnen ist das kleine Kunststück gelungen, Altbewährtes konsequent zu zitieren, ohne dabei altbacken zu klingen. Man hört hier zwar nichts grundlegend Neues, aber dafür Vieles wesentlich besser bei der Konkurrenz. Das macht „Deathmatch“ für manche Ohren vielleicht zu einer ernsthaften Alternative für Hörer*innen, denen die neue Spiritbox oder auch Linkin’ Park zu poliert und ecken- und kantenlos ist. Schwer-Metal-Puristen brauchen – wenig überraschend – sicherlich kein Ohr zu riskieren.

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Wertung: 8.5 / 10

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