Das Cover von "To The End" von Memoriam
März 2021

Review Memoriam – To The End

  • Label: Reaper Entertainment
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Death Metal

MEMORIAM sind ein Bastard: 2016 von einem Haufen Genre-Koryphäen gegründet, sind die britischen Death-Metaller gleichzeitig alte Hasen und eine „junge“ Band. Zumindest in Sachen Produktivität brauchen sich die Herren um Karl Willetts vor keiner aufstrebenden Newcomer-Truppe zu verstecken: Mit „To The End“ erscheint nun das vierte Album in knapp fünf Jahren.

Obwohl das Cover von Dan Seagrave und die erneute Zusammenarbeit mit Produzent Russ Russell ein munteres „Weiter wie gehabt“ suggerieren, haben sich bei MEMORIAM seit dem letzten Album ein paar Dinge geändert: Mit dem Ausstieg von Schlagzeuger Andrew Whale aus gesundheitlichen Gründen hat die Band ihren ersten Besetzungswechsel erlebt – neu dabei ist Spike T. Smith (Sacrilege). Neu ist auch der Vertriebsweg: Nach den wohl vertraglich vereinbarten drei Alben bei Nuclear Blast Records haben MEMORIAM den Donzdorfern den Rücken gekehrt und beim ebenfalls deutschen, aber vergleichsweise winzigen Newcomer-Label Reaper Entertainment Europe unterschrieben. Ein Schelm, wer (im Hinblick auf Nuclear Blast) Böses dabei denkt …

Nun hört man einer Scheibe bekanntermaßen den Produzenten eher an als den Vertriebspartner, und auch der Schlagzeuger ist bei den meisten Bands nicht die stilprägende Personalie. So sind die Änderungen für „To The End“ dann auch weniger entscheidend als die Konstanten. Selbstverständlich adressieren MEMORIAM auch mit ihrem vierten Album alle Fans von Bolt Thrower sowie den bisherigen MEMORIAM-Werken. Und darüber hinaus all jene Metalheads, denen der Schädel noch vom Headbangen zu Benedictions „Scriptures“ und „Necroceros“ von Asphyx dröhnt. So hat sich an der Grundausrichtung der Briten (erwartungsgemäß) wenig geändert: Der Fokus liegt auf klassischem Midtempo Death Metal mit massig Oldschool-Flair, der weniger zum Mitdenken denn zum Mitnicken anregt. Das gelingt MEMORIAM mit „To The End“ jedoch erfreulich gut: War schon der Vorgänger „Requiem For Mankind“ (2019) wieder deutlich stärker ausgefallen als das in jeder Hinsicht schwache „The Silent Vigil“ (2018), präsentieren sich MEMORIAM nun in Bestform.

Mit geschickt gesetzten Tempowechseln deckt das Quartett das gesamte Feld von schleppendem Midtempo bis zu rasantem Geknüppel ab, verbindet geschickt Melodik mit wuchtigen Riffs und hält „To The End“ tatsächlich „to the end“ abwechslungsreich und damit spannend. Das Manko, dass die Alben zuletzt über die Zeit doch etwas dröge wurden, ist damit ebenso abgestellt wie das zwischenzeitliche Soundproblem auf „The Silent Vigil“: Die Produktion klingt natürlich und zugleich nochmal wuchtiger als auf dem auch schon stark gemischten Vorgänger. Doch damit nicht genug: Selbst der Gesang kann auf „To The End“ wieder überzeugen. Klar, Karl Willetts‘ charakteristisches Bellen ist ebenso Geschmackssache wie etwa van Drunens Reibeisenstimme – zumindest klingen die Vocals diesmal aber wieder, als sei alles auch so gewollt und nicht nur nicht mehr anders gekonnt.

Erst Benediction, dann Asphyx, jetzt MEMORIAM: Mit den 2020er-Jahren scheint nochmal ein goldenes Zeitalter für die alte Garde des Oldschool Death Metal angebrochen zu sein. Konnten Karl Willetts und seine Mitstreiter schon mit „Requiem For Mankind“ klarstellen, dass das schwache „The Silent Vigil“ (und nicht das starke Debüt) die Ausnahme war, legen sie mit ihrem vierten Album noch eine Schippe drauf: Das herrlich oldschoolige und doch abwechslungsreiche Songmaterial, die starke Gesangsleistung und eine kraftvolle Produktion machen „To The End“ – im Übrigen als erster Teil einer neuen Trilogie konzipiert – zum bislang besten Werk der sympathischen Truppe. Dass ausgerechnet dieses Album nicht mehr bei Nuclear Blast erscheint, sagt jedenfalls mehr über die zusehens schwindende Fachkompetenz in Donzdorf als über die Qualitäten von MEMORIAM.

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Wertung: 8.5 / 10

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