Review Memphis May Fire – This Light I Hold

2017 gehen die Texaner MEMPHIS MAY FIRE in ihr elftes Jahr und konnten sich seither einen respektablen Status erspielen. Ende Oktober 2016 veröffentlichten sie mit „This Light I Hold“ ihr fünftes Studioalbum, das laut Frontmann Mullins einen großen Schritt nach vorne darstellt und er als sein Lieblingsalbum der bisherigen Diskographie bezeichnet. Das Quintett hat ein starkes Album abgeliefert, das nicht nur typische Post-Hardcore-Klischees bedient, sondern auch einen Blick über den Tellerrand wagt.

Ziemlich überraschend startet der Opener „Out Of It“ nicht mit einem typischen Metalcore-Brecher, sondern setzt vielmehr auf filigrane Melodien, deutlich hervorgehobenen Klargesang und viele weitere Elemente, die dem Titel wiederholt ein anderes Klangbild verpassen. Sei es das an Ambient angelehnte Klavier, Electro-Breakdowns oder Gangshouts, dieser starke erste Titel macht Lust auf mehr. „Carry On“ hat deutliche Ohrwurm-Tendenzen und schreckt dabei auch nicht vor Alternative-Rock-Anleihen zurück, was dem Titel sehr zugutekommt. Doch auch aggressive Momente können MEMPHIS MAY FIRE kreieren, wie es die Strophen von „Wanting More“ unter Beweis stellen. „Sever The Ties“ bedient sich stellenweise an Dubstep-Elementen, mündet dann aber ebenfalls in einen mitreißenden und vor allem mitsingverdächtigen Song. Gerade mit diesem Gespür für die großen Melodiemomente, die von einer gut durchdachten Instrumentierung und einer gut abgestimmen Mischung aus lauten und leisen Tönen besteht, kann die Band besonders punkten.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass mit Jacoby Shaddix (Papa Roach) im Titeltrack und Larry Soliman (My American Heart) in „Not Over Yet“ zwei hochkarätige Gäste das Songmaterial mit ihren Stimmen bereichern. Das schaffen die beiden Sänger einerseits, weil sie eine neue Klangfarbe einbringen, aber sich doch nahtlos als Teil des jeweiligen Songs präsentieren. „That’s Just Life“ zeigt am meisten die Southern-Rock-Seite von MEMPHIS MAY FIRE, setzt auf Akustik-Gitarren und zeigt deutliche Country- bzw. Blues-Elemente auf. Natürlich kommt gelegentlich die Gefahr auf, dass das gebotene Material mit Pathos überfrachtet wird und so auch in den Kitschbereich abdriftet. Gerade diese ermüdenden Momente werden aber geschickt aufgefangen, indem die Musiker genau dann einen Stimmungswechsel einbauen, der andere Facetten in den Vordergrund stellt.

MEMPHIS MAY FIRE haben sich einen Stellenwert im Bereich des Post-Hardcore/Metalcore erarbeitet, den sie zweifelsohne nicht ohne Berechtigung innehaben. „This Light I Hold“ präsentiert die US-Amerikaner in einem stimmigen Licht, das zwischen beinharten Abriss-Nummern, zarten Post-Hardcore-Stücken und Elementen aus Alternative Rock, Dubstep und Southern Rock einen gelungenen Stilmix mit einiger Abwechslung und jeder Menge Energie bietet. Mit diesen fünf Herren ist weiter zu rechnen, haben sie doch scheinbar auch nach zehn Jahren noch einige Kreativität zu bieten.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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