Zunächst schien es wie ein reiner PR-Coup, als Gitarrenlegende MICHAEL SCHENKER seine lange inaktive Band, die MICHAEL SCHENKER GROUP (MSG), neben diversen Solo-Projekten vor vier Jahren wieder aus der Versenkung holte. Allen Zweiflern zum Trotz erwies sich diese Neuauflage allerdings als ziemlich langlebig, weshalb der blonde Saitenhexer dieser Tage mit „Don’t Sell Your Soul“ schon das dritte MSG-Album seit dem Neustart unters Volk bringt. Im Grunde wurde die Platte von der gleichen Besetzung wie auch der Vorgänger „Universal“ aufgenommen, wenngleich anstelle von Ronnie Romero (u. a. RAINBOW, LORDS OF BLACK) nun der Schwede Erik Grönwall (ehemals SKID ROW und H.E.A.T.) den Großteil des Gesangs übernimmt.
Das Cover von „Don’t Sell Your Soul“ liefert schon einen recht deutlichen Hinweis darauf, dass sich die Platte von ihren Vorgängern unterscheidet, sieht es doch ganz anders aus als die Highend-Gemälde der beiden vorigen Alben. Und tatsächlich: „Don’t Sell Your Soul“ fühlt sich ab dem Opener weitaus authentischer als die letzten beiden MSG-Outputs an und entführt bisweilen gar in die Glanzzeiten des Bandkopfs. Bereits der Titeltrack punktet mit Gänsehaut-Melodien, wie sie eben nur Michael Schenker zustande bringt und die ganze Platte lebt von dem empfindlichen Gleichgewicht aus Ausgelassenheit und Schwermut, das die stilbildenden Alben des Mannes so einzigartig macht.
MSG haben für das dritte Album seit ihrem Neustart elf durchweg glaubwürdige Rock-Hymnen geschrieben, die neben dem unvergleichlichen Spiel des Bandleaders vor allem von ziemlich gelungenen Refrains mit enorm hohem Gänsehaut-Faktor leben – gute Beispiele hierfür finden sich in „Danger Zone“ und „Six String Shotgun“. Insgesamt brilliert die Truppe auf „Don’t Sell Your Soul“ mit angenehm viel Abwechslung, wobei alle Titel durch die bereits angesprochene dichte Atmosphäre verbunden scheinen. Neben kernigen Rock-Nummern wie „Sign Of The Times“ und „Flesh And Bone“ finden sich auch cool groovende Stücke wie „Janey The Fox“ und Erhabenes wie „The Chosen“.
Der einzige echte Dämpfer auf „Don’t Sell Your Soul“ kommt ausgerechnet von Erik Grönwall. Hatte der schwedische Sänger zuletzt bei SKID ROW eine überragende Leistung abgeliefert, so klingt er bei MSG ungewohnt schwach auf der Brust und lässt all die Kantigkeit, die seine Stimme so einzigartig macht, vermissen. Man kann argumentieren, dass diese Zurückhaltung zur oftmals emotionalen Musik von Michael Schenker passt, jedoch zeigt gerade die (trotz hörbar gealterter Stimme) starke Performance von Robin McAuley in „Eye Of The Storm“ und „Six String Shotgun“, dass auch hier etwas mehr „Dreck“ durchaus angebracht ist. Der Beitrag von MYSTIC-PROPHECY-Fronter R. D. Liapakis macht das ebenfalls deutlich.
Im Großen und Ganzen ist MSG mit „Don’t Sell Your Soul“ ein zeitlos gutes Rock-Album gelungen. Natürlich lebt die Platte in erster Linie vom inspirierenden Spiel des Bandkopfs, der hier mit charakteristischen Melodien und gefühlvollen Soli wirklich alle Wünsche seiner Anhängerschaft erfüllt. Dass ausgerechnet der neue Mann am Mikro die durch sein bisheriges Schaffen geweckten hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt, ist schade, aber verschmerzbar, zumal etliche Nummern mit hochkarätigen Gastsängern aufwarten. Am Ende gilt: Niemand komponiert und spielt wie Michael Schenker und „Don’t Sell Your Soul“ ist ein weiteres Zeugnis der fortwährenden Relevanz seiner MSG.
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Wertung: 8.5 / 10

