Das Cover von "Universal" von MSG

Review MSG – Universal

  • Label: Atomic Fire
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Hard Rock

Als Gitarrenlegende Michael Schenker im vergangenen Jahr erstmals seit über zwei Jahrzehnten wieder ein Album unter dem Banner MICHAEL SCHENKER GROUP (MSG) veröffentlichte, waren die Befürchtungen nicht ganz unberechtigt, dass es sich dabei um einen reinen Marketing-Stunt handeln könnte: Immerhin entstand „Immortal“ unter ganz ähnlichen Bedingungen wie die Platten von Michael Schenker Fest oder Temple Of Rock, nämlich aus der Zusammenarbeit des Gitarristen mit seinem Songwriting-Kollegen Michael Voss (Ex-Mad-Max) und diversen Gastmusikern. Entgegen aller Befürchtungen klang die Platte jedoch absolut authentisch und bedeutete nicht weniger als das Comeback der legendären MSG. Somit ist das Einzige, was im Hinblick auf den Nachfolger „Universal“ für Bauchgrimmen sorgen könnte, der Umstand, dass es gerade mal ein Jahr später erscheint und nur wenig Zeit für den Reifeprozess hatte.

Auch auf „Universal“ muss sich niemand Sorgen machen, dass die Musik von MSG plötzlich ihren Anspruch verloren hätte: Schon mit „Emergency“ wurde ein ziemlich mutiger Opener gewählt, der mehrfach die Rhythmik wechselt und damit gar nicht so leicht zugänglich ist, ehe sich die aufgebaute Spannung in einem wirklich schönen Refrain entlädt. Das nachfolgende „Under Attack“ ist etwas gefälliger und moderner, erinnert mit seinen typischen Schenker-Harmonien aber nicht selten an UFO. Im direkten Vergleich zum Vorgänger scheint es, als würden MSG auf dieser Platte eher ihre andächtigere, epischere Seite erforschen. Wie auch das von Michael Kiske (Helloween) vorgetragene „A King Has Gone“ sowie die Rainbow-Hommage „Sad Is The Song“ zeigen, bedeutet das mehr Midtempo, zugleich aber auch vielschichtige Songs.

Jene Vielschichtigkeit entsteht auf „Universal“ durch das Zusammenspiel typisch verschachtelter Michael-Schenker-Riffs mit der charakteristischen, feinfühligen Improvisation des deutschen Gitarrenidols. Gesanglich wird das neue MSG-Album in erster Linie von Ronnie Romero getragen. Der macht einen großartigen Job und fügt sich mittlerweile noch besser in die Band ein, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Liste der Gastsänger weitaus kleiner ausfällt als noch auf „Immortal“ – vor allem Graham Bonnet und Robin McAuley werden schmerzlich vermisst, wobei letzterer für „A King Has Gone“ vielleicht sogar die bessere Wahl als der Helloween-Frontmann gewesen wäre. Und Ex-Sänger Gary Barden darf diesmal nur im Duett mit Senor Romero in „The Universe“ ran.

Kernigen Hard Rock gibt es auf „Universal“ ebenfalls – allerdings wurde der auf die „B-Seite“ verbannt und es wird recht schnell deutlich, warum: Grandlinige, rockige Titel wie „Long, Long Road“ oder „Wrecking Ball“ wirken im Vergleich zu den größer angelegten Songs geradezu banal und ein wenig aufgesetzt – letzeres trotz wirklich starken Gesangs von Ralf Scheepers (Primal Fear). Der breitbeinige Westküsten-Rock will MSG diesmal einfach nicht so recht passen, weshalb selbst ein von griffigen Riffs angetriebener Stampfer wie „Yesterday Is Dead“ hier nicht mehr zu zünden vermag als eine Durchschnitts-Nummer vom Frontiers-Fließband. Das ist schade, weil es auch hier starke Gitarrenarbeit und gute Ansätze gibt.

„Universal“ ist ein grundsolides Melodic-Metal- bzw. Hard-Rock-Album, das vor allem eingefleischten Fans von Michael Schenker Vieles von dem bietet, was sie kennen und lieben. Die großen Momente auf dieser Platte sind wahrhaftig groß – und davon gibt es beileibe nicht wenige -, im Vergleich zu seinem Vorgänger fällt die Scheibe jedoch etwas zurück. Das mag einerseits daran liegen, dass der „Wow-Effekt“ des MSG-Comebacks inzwischen verpufft ist, aber auch an der eingangs erwähnten geringeren Vorlaufzeit: Weniger (hochkarätige) Gastmusiker und Songs, die etwa aber der Hälfte der Spielzeit ins Standardrepertoire abdriften, ergeben ein weniger eindrückliches Gesamtbild. Vor allem langjährige Schenker-Anhäger kommen aber auch hier nicht zu kurz.

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Wertung: 7.5 / 10

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