Review Minipony – Imago

Die Eckdaten machen schon mal neugierig: Die Band kommt aus Ecuador, spielt technischen Death Metal, weist mit Emilia Moncayo (Gesang, Elektronik) und Amadeus Galiano (Gitarre, Bass, Drum Sampler und Percussion) lediglich zwei Bandmiglieder auf und dann noch dieser verheißungsvolle Name: MINIPONY. Was also hat der erste Longplayer „Imago“ des südamerikanischen Duos neben konzeptionellen Kuriositäten musikalisch zu bieten?

Durchaus technisch anspruchsvollen und fett produzierten Death Metal, der mit seinen vertrackten rhythmischen Strukturen mehr als nur ein wenig von Meshuggah beeinflusst scheint. Das betrifft in erster Linie mal die Gitarren- und Schlagzeug-, besser gesagt: Drum-Sampler-Arbeit, die sowohl in musikalischer als auch in tontechnischer Hinsicht immer wieder an die Schweden erinnert. Ein ziemliches Brett, das Freude bereitet, zumal MINIPONY noch das eine oder andere Ass im Ärmel haben, um sich von ihren Vorbildern abzuheben und dem kleinwüchsigen Unpaarhufer Seele einzuhauchen.

Zum einen werden die durchaus sperrigen Arrangements regelmäßig durch elektronische Elemente wie Sample- und Synhtakzente, die Breakbeat-Passagen in „Gatos“ oder die fast Gabber-artige Bassdrum in „Minipony Meat“ aufgelockert. Apropos Drumcomputer: Dass auf ein echtes Schlagzeug verzichtet wurde, stört auf Albumlänge nicht wirklich. Die Metal-Elemente auf „Imago“ klingen so oder so extrem maschinell und klinisch und die gewählten Drumsamples gut (genug), um nicht negativ aufzufallen – eher das Gegenteil ist der Fall. Und live wird mit Carlos Sánchez (der erst nach den Albumaufnahmen dazugestoßen war) wohl sowieso auf einen Drummer aus Fleisch und Blut zurückgegriffen.

Zum anderen wäre die Gesangspalette zu nennen, die von monotonen, beinahe geflüsterten Sprechgesang („Dragònprincesa“) über tiefe Growls bis zu wahnsinnigen Gekreische reicht – ziemlich intensiv dargeboten und quasi immer verzerrt. Vergleiche mit Otep Shamaya sind zulässig, wobei Moncayos Performance roher, ungeschliffener (und damit unterm Strich gefühlt etwas authentischer) daherkommt. Hier und da ist sogar ein Hauch von Melodie spürbar („Finish Hanging Drain Big Red Space“) – der psychotisch anmutende Grundtenor bleibt jedoch in jedem Moment erhalten.

All dies beeinflusst den Charakter des Albums ungemein und führt zu dem Gesamteindruck, dass MINIPONY mehr sind als nur die Summe der Einzelteile: Denn zwischen den (Noten-)Zeilen ist dann auch noch immer wieder dieser lateinamerikanische Vibe in Form von Percussion-Einlagen, spanischsprachigen Samples und Textabschnitten sowie dschungelartigen Atmo-Sample-Passagen spürbar. „Imago“ klingt so nicht schwedisch-kalt, sondern südamerikanisch-schwül-heiß, in Sachen Atmosphäre manchmal fast wie ein altes Sepultura– oder Soulfly-Album. Mit Otto von Schirach hat die Band sogar prominente Verstärkung an der Sample-Front bei „Minipony Meat“ – passt wie die Faust aufs Auge.

Ecuador mag vielleicht nicht unbedingt zu den Ländern gehören, an die man als erstes denkt, wenn der Begriff „technischer Death Metal“ im Raum steht. Mit MINIPONY könnte sich das ändern: die Melange des Duos hat Seele und Charakter, ist einerseits gekonnt und sauber umgesetzt, aber dabei immer dreckig-räudig – und irgendwie durchgeknallt, das aber im besten Sinne. Ein cooles, kurzweiliges (aber mit 35 Minuten auch nicht wirklich ausladendes) Debüt einer Band, die man als geneigter Mathcore- oder Death-Metal-Freund durchaus mal im Auge behalten kann.

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Wertung: 8 / 10

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