Review Shining (Nor) – International Blackjazz Society

Mit ihrem Album „Blackjazz“ setzten SHINING aus Norwegen einen Meilenstein moderner Musik: Die Genialität, mit der sie auf dem Album, aber auch auf dessen Nachfolger „One One One“ extremen Metal mit Jazz zu mischen verstanden, sprach sich nicht nur in der Metal-Szene schnell herum, sondern brachte SHINING neben unzähligen Musik-Preisen auch Lobeshymnen in der The New York Times. Nach ihrem ebenfalls beeindruckenden Live-Album „Live Blackjazz“ legt die Kombo nun mit „International Blackjazz Society“ nach.

Ist der Silberling erst im Player, lassen SHINING den Hörer nicht lange darüber im Unklaren, welche Wahnsinnstaten sie diesmal mit ihm vorhaben: Mit „Admittance“, einem furiosen Saxophon-Solo mit Schlagzeugbegleitung, gibt Jørgen Munkeby gleich zu Beginn einen einminütigen, weithin hörbaren Warnschuss ab: Wer hier schon geneigt ist, auszuschalten, sollte sich die kommenden 37 Minuten nicht antun – wer diese erste Minute jedoch unbeschadet übersteht, hat die Feuertaufe bestanden und darf sich auf acht Nummern freuen, die wie immer weit mehr zu bieten haben als ein verrückt gewordenes Saxophon.

Das stellt gleich „The Last Stand“ unter Beweis, eine überraschend rockige Nummer, die dezent an frühe Marilyn-Manson– oder NIN-Werke erinnert … mit Freejazz-Elementen versetzt, versteht sich. Denkt man sich diese weg, könnte auch „Thousand Eyes“ passagenweise vom amerikanischen Schockrocker stammen – das fällt jedoch zugegebenermaßen schwer, steht der technisch versierte Wahnsinn in Form des omnipräsenten Saxophons doch auch auf „International Blackjazz Society“ klar im Zentrum der Songs: Spätestens am Instrumental „House If Worship“, einem vierminütigen Saxophon-Solo, das klingt, als würde man einer seltenen Tierart beim aussterben zuhören, dürften sich die Geister scheiden.

Mehr noch als Jørgen Munkeby braucht nach diesem Saxophon-Exzess der Hörer eine Verschnaufpause. Dessen scheinen sich auch SHINING bewusst gewesen zu sein, und legen mit „House Of Control“ eine fast poppige Nummer – ganz ohne Saxophon! – nach, die nicht zuletzt, weil Jørgens gesanglich alles aus sich herausholt, an die melodischeren Nummern von The Dillinger Escape Plan denken lässt. Nach dem fast schon als Chillout-Song zu bezeichnenden Church Of Endurance“ bringt „Need“ es noch einmal auf den Punkt:

Wirklich neu ist nichts mehr am Konzept von SHINING. Auch 2015 lässt die musikalische Versiertheit aller Beteiligten die Milchzähne in vor Staunen aufgerissenen Mündern sauer werden – der krasse „Aha-Effekt“, den „Blackjazz“ durch seine allumfassende Neu- und Einzigartigkeit oder auch „One One One“ durch sein hohes Energielevel provozierten, bleibt diesmal allerdings aus – SHINING as usual, quasi.

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Wertung: 8 / 10

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