Review Urfaust – Geist ist Teufel (Re-Release)

  • Label: Terratur Possessions
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Lange Zeit war das Debüt der Holländer URFAUST, „Geist ist Teufel“ nurnoch schwer erhältlich – bis Terratur Possessions dem 2009 ein Ende setzten, und die CD in zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftigem „Indianer-Design“ ein zweites Mal auf den Markt brachten.

Nach einem kurzen Intro, dessen Gesang ebensogut ein aztekisches Opferritual begleiten könnte, beginnt „Geist ist Teufel“ in, wie man heute sagen würde, „URFAUST-typisch“ – definierte doch das, was in den folgenden fast 50 Minuten zu hören ist, das URFAUST-Bild maßgeblich: Nicht grundlos gilt „Geist ist Teufel“ unter Fans als das Album der Band. Relativ simple Kompositionen aus fast schon meditativem Riffing schlagen einem entgegen, die sich so verwaschen, zäh und schwarz-dreckig aus den Boxen quälen, als hätte man sie eben nochmal im Golf von Mexiko gebadet: Die Riffs sind bisweilen nur mit viel gutem Willen aus dem Schnodder herauszuhören, das Schlagzeug rumpelt und bollert so garagig vor sich hin, dass selbst Fenriz vor Neid erblassen würde … einzig die atmosphärisch-ausladenden Ambient-Klangteppiche, wie im Outro verwendet, verströmen von instrumentaler Seite her einen halbwegs professionellen Flair. So weit, so unspektakulär, könnte man meinen – und wäre es eine andere Band, würde wohl spätestens hier der Weg in Richtung Verriss eingeschlagen.

URFAUST jedoch vermögen aus dieser räudigen Atmosphäre etwas extrem Mächtiges zu kreieren. So liegt der Reiz dieses (wie auch späterer) URFAUST-Releases gerade in ebenjener wohldosierten Trashigkeit, die den Songs erst den Charakter einer durch die wüste Einöde der Unterwelt irrenden, einsamen Seele verleiht. Doch all dies reicht nicht, um URFAUST aus dem Bodensatz der Durchschnittlichkeitsschublade zu hieven – erst der Gesang ist es, der den Unterschied macht und das Schaffen der Band auf absolutes Individualisten-Niveau katapultiert.

Auf die ihm eigene, unvergleichliche Art interpretiert IX die Songs mit den (im Gegensatz zu den Texten) in mehr oder weniger korrektem Deutsch gehaltenen Titeln so mitreißend, dass es gar keinen Unterschied mehr macht, ob er tatsächlich Texte im Sinne von Sprache mit Inhalt von sich gibt oder doch nur den Brunftgesang der Buckelwale zu imitieren versucht. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit sowieso, wie so oft im Leben, irgendwo dazwischen. So klingt der Gesang gewiss gewöhnungsbedürftig – es sei denn man hat von Natur aus ein Faible für Herumtreiber, die, eben aus einer Hafenspelunke geworfen, ein trauriges Seemannslied grölend durch die Straßen davonziehen, und – wie eingangs bereits angedeutet – aztekische Hohenpriester in Personalunion. Und doch ist es genau diese verwegene Kombination, die URFAUST seine Unverkennbarkeit verleiht.

Bereits mit ihrem ersten Album haben die Holländer im Black-Metal-Kosmos unbestreitbar ihre ureigene Nische gefunden. Mag diese auch noch so dreckig, düster und beklemmend sein: Eine gewisse von ihr ausgehende Faszination ist kaum zu verleugnen, geht die Musik, die aus diesem dunklen Loch hallt, doch direkt unter die Haut. Ein skurriles, aber zugleich faszinierendes Debüt.

Wertung: 8 / 10

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