Review Valborg – Glorification Of Pain

  • Label: Vendlus, Zeitgeister
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Doom Metal

Primordial sind Serientäter, Dornenreich taten es auf „In Luft geritzt“ aus tiefster Überzeugung, und sogar Kreator haben für ihr neuestes Werk, „Hordes Of Chaos“, zu diesem Mittel gegriffen: Die Entscheidung, ein Album analog aufzunehmen und live einzuspielen ist dennoch (sieht man von primitiven Proberaummitschnitten kleiner Undergroundkapellen einmal ab) alles andere als gewöhnlich.

Zum Einen ist analog Aufnehmen sehr teuer, da es nicht gerade wenig umständlich ist, ausgefallenes und mittlerweile nurnoch in wenigen Studios zu findendes Equipment erfordert und, da wenig Raum für nachträgliche Korrekturen, wie sie in der Musikproduktion sonst Gang und Gäbe sind, gelassen wird, oftmals beim Einspielen viel aktibischeres Arbeiten und viel mehr Takes erfordert. Zum Anderen, weil nicht jede Band so gut harmoniert, dass mit einem relativ schmalen Budget genügend Studiozeit bezahlt werden kann, um am Ende trotz des live-Einspielens ein Ergebnis in Händen zu halten, das sich hören lassen kann.

Aus diesen Gründen ist grundsätzlich schon ein Heidenrespekt vor kleineren Bands, die diesen Weg wählen, angebracht. So auch vor VALBORG, einer Bonner Doomed-Black Metal-Band, die sich aus den in diesem Kontext schon oft gehörten Gründen für diese Methode entschieden haben: Einen ehrlichen und natürlichen Sound wollte man damit bezwecken, die Energie und das Gefühl des Zusammenspielens auf CD bannen. Wie von einer Band zu erwarten, die aus Idealismus weder Kosten noch Mühen scheut, nicht anders zu erwarten, wird man nicht enttäuscht.

Schon das Artwork von Gameart-Illustrator Peter Böhme lässt erahnen, dass man bei „Glorification Of Pain“ das Hauptaugenmerk auf eine düstere und kraftvolle Stimmung gelegt hat – und mit dem geheimnisvollen Quietschen einer alten Holztüre sowie dem Einsatz der Gitarren in ein ruhiges, simples Riff, erfüllen sich diese Erwartungen voll und ganz. Dabei lenkt sofort der erdige, volle Klang der Scheibe die Aufmerksamkeit auf sich – egal ob die schweren Riffs, die Akustikgitarre im Imstrumental „When Dusk Begins To Fall“ oder der satte Bass in „Eerie And Old“ – man hört einfach heraus, dass man es mit einem natürlichen, „echten“ Klang zu tun hat und nicht mit einem digital aufgenommenen oder gar erzeugten. Aber auch das Live-Einspielen der Songs hat dem Album keineswegs geschadet. Schwer zu sagen, ob man es dem Material wirklich an einem erkennbar erhöhten Maß an Dynamik und Energie angehört hätte, wäre man nicht bereits zuvor darüber in Kenntnis gesetzt worden. Genau das kann man jedoch andersherum auch als Lob aufzufassen: Obwohl live eingespielt, klingen die Songs so sauber, die Instrumente so perfekt aufeinander eingespielt, wie es andere Bands erst mit viel Post-Production hinbekommen.

Die Riffs sind zwar stets simpel gehalten und werden reichlich oft wiederholt, sind aber doch stimmungsvoll arrangiert und wissen zu überzeugen, da sie eine bedrückte Stimmung aufzubauen vermögen. Zu ihnen gesellen sich von Zeit zu Zeit kleine Melodien sowie Gesang, der sich zwischen Klargesang, unterschiedlichen Arten des Sprechgesangs und einer leicht angerauten, rauchigen Stimme, die aber noch einer erkennbaren Melodielinie folgt, bewegt. Zwar stehen die Vocals auf „Glorification Of Pain“ alles andere als im Mittelpunkt, was sich auch daran festmachen lässt, dass sich mehrere mehr oder minder komplett instrumental gehaltene Stücke auf der CD finden, jedoch ist der Gesang zugleich ein sehr prägendes Element, weckt er doch vor allem in „Rain In The Forest“, aber auch an so manch anderer Stelle auf dem Album angenehme Assoziationen zu Tom Gabriel Fischer auf dem letzten Celtic Frost-Opus „Monotheist“ oder erinnert an anderer Stelle etwas an Negura Bunget.

Ansonsten tut man sich mit Vergleichen schwer – ist das, was man da zu hören bekommt, doch recht individuell und lässt sich nicht so einfach in eine der klassischen Schubladen stecken: Teilweise rockig, teilweise doomig und doch stets nicht wenig Black/Death-lastig erinnert das Material bisweilen dezent an Celtic Frost – ansonsten kann man VALBORG aber durchaus einen sehr eigenständigen, wenn auch zweifelsohne verschrobenen Stil attestieren.

VALBORG machen keine Musik, die bei jedermann auf offene Ohren stößt, soviel ist klar – zielt man mit dem Werk doch auf keine klassische Hörergruppe ab. Dazu ist die Musik den Doom-Fans wohl zu wenig doomig, den Death-Fans zu wenig deathlastig, den Proggern zu wenig proggig, den Black-Metallern sebstverständlich viel zu proggig und dabei zu wenig geknüppelt, allen anderen dann aber doch zu laut.
Da dies aber wohl auch nicht das Ziel der Band war, kann man den Herren zu einem durchaus gelungenen zweiten Album gratulieren. Denn in dieser stilistischen Unbefangenheit liegt auch das große Plus der Truppe: Wer sich ansonsten in einem der erwähnten Genres heimisch fühlt und erkannt hat, dass Schubladen dafür gemacht sind, dass sie von Zeit zu Zeit geöffnet und ihre Inhalte vermischt werden, der sollte sich ein wenig Zeit nehmen und „Glorification Of Pain“ eine Chance zu geben.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert