Review Wintersun – Wintersun

(Melodic Death Metal / Melodic/Symphonic Black Metal / Folk Metal / Power Metal) Als man Anfang des Jahres vom Ausstieg Jari Mäenpääs bei Ensiferum hörte, machte sich wohl ein Großteil der Fans Sorgen um die Zukunft der Band – Jari war schließlich deren Hauptsongwriter. Um Jari selbst muss man sich aber definitiv keine Sorgen machen, denn mit seinem Soloprojekt WINTERSUN und dessen selbstbetitelten Debütalbum kann sich das kompositorische Talent des finnischen Masterminds endlich so entfalten, wie es mit Jaris Ex-Kollegen aufgrund eines enger gesteckten musikalischen Rahmens nie möglich war. Hier hat der Multiinstrumentalist nun zudem fast alle Instrumente selbst eingespielt. Nur das Schlagzeug wurde vom Rotten-Sound-Kollegen Kai Hahto übernommen.

Klar, die Parallelen zu Ensiferum sind unüberhörbar, aber die komplexe Klangwelt von WINTERSUN reicht doch noch um einiges weiter: Die folkigen Elemente treten weniger stark in den Vordergrund, dafür gibt es pfeilschnelle Kracher im melodischen Death-Metal-Gewand („Beyond The Dark Sun“), das auch mal schwarzmetallisch angehaucht daher kommt („Winter Madness“, „Battle Against Time“). Gesanglich klingt alles typisch nach seiner Ex-Band: Jaris charakteristisches Black-Metal-Krächzen, seine klare Sing- und Erzählerstimme oder auch mal epische Chöre.

Episch ist auch das richtige Stichwort, um zum größten Pluspunkt der Scheibe zu kommen: Neben den paganartigen Chören sind es vor allem traumhafte Melodien und atmosphärisch-geniale Arrangements wie beim balladesken und bombastischen „Death And The Healing“, beim abschließenden Zehnminüter „Sadness And Hate“ oder dem Highlight-Track „Sleeping Stars“, die begeistern. Eine solch packende, unter die Haut gehende und traumhafte Melodie hört man wahrlich selten. Da dürften sogar Gruppen wie Moonsorrow mit heruntergeklappten Kinnladen zuhören und staunen, wie dieser Mann etwas so unglaublich Geniales schreiben kann. Wenn nach etwa eineinhalb Minuten die Doublebass-Passage einsetzt, garantiert „Sleeping Stars“ ein ums andere mal eine wohlige Gänsehaut und die Gewissheit, gerade eines der besten Lieder des Jahres 2004 zu hören.

Bis auf die drei letztgenannten Stücke geht es größtenteils schnell und hart zur Sache, wie etwa auch im vertrackten, in fünf Erzählabschnitte unterteilte Epos „Starchild“, dass unter anderem wegen des Keyboardeinsatzes stark an Children Of Bodom erinnert, diese aber vor allem durch den Gesang auf ihre Plätze zurückverweist. „Beautiful Death“ hingegen ist das düsterste Stück auf „Wintersun“. Es weist schon in seinem musikalischen Grundaufbau eine bedrohliche Stimmung auf, die durch die orchestralen Einschübe und den garstigen Gesang noch weiter verstärkt wird. Trotzdem setzt Jari auch in diesem teilweise Black-Metal-lastiges Lied auf seine tollen Melodien und viel Abwechslung.

WINTERSUN – diesen Namen sollte man sich merken. In Zukunft wird er uns noch öfter begegnen werden. Wenn Jari nun neben Kai Hahto – der hier eindrucksvoll beweist, dass es in Finnland kaum bessere Schlagzeuger für diesen Job gibt – noch andere Mitstreiter findet, um sein Material auch live präsentieren zu können, dürfen sich Fans des Multitalents wohl auf hammermäßige Shows freuen. In diesem Genre, für die angepeilte Zielgruppe, gibt es momentan wohl einfach auch nichts Besseres als „Wintersun“, weshalb man hier eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen muss.

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Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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