Review Mysticum – Lost Masters Of The Universe (Re-Release)

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Es gibt ein paar Wendungen in Promotion-Schreiben, die den Rezensenten in Spe aus gutem Grund auf Basis langjähriger Erfahrung erschaudern lassen – „collection of early works“ gehört genauso dazu wie „fully remastered with additional tracks“.

Warum dem so ist, demonstriert der neueste Release aus dem Hause Peaceville so eindrucks- wie grauenvoll: Die „Industrial-Black-Metal-Pioniere“ MYSTICUM, zu deren Karrierehöhepunkten ein paar gemeinsame Proben mit Schlagzeuger Hellhammer, ein unerfüllter Deal mit Euronymous‘ Deathlike Silence Productions und bislang ein Album („In The Streams Of Inferno“) aus dem Jahre 1996 gezählt werden dürfen, werden hier für eine Best-Of-Compilation ausgeschlachtet, die so wirklich niemand braucht.

Dafür gibt es eine ganze Menge Gründe. Der wohl triftigste ist, dass die Compilation unter gleichem Namen bereits seit 2004 auf dem Markt ist. Dass die neue Edition mit leicht geänderter Tracklist erscheint und neben Liner Notes und modernisiertem Artwork mit dem legendären „Piss Off“-Promotape aufwarten kann, dürften die Wenigsten als echten Kaufanreiz sehen.

Doch auch das generelle Prinzip dieser Compilation ist in Frage zu stellen. So ist es gewiss ein hehres Ziel, eine rohe Demo aus den Anfangstagen des Black Metal auf Basis der originalen Tapes remastern zu wollen. Doch mag das Resultat auch noch so anders klingen als das Original – von einem nennenswerten Schritt in Richtung „hörenswert“ kann hier nicht die Rede sein: Die Lautstärkeverhältnisse sind auf „Masters Of The Universe“ nicht im Geringsten aneinander angepasst, so dass man, während man über der Belanglosigkeit des Materials fast einnickt, gelegentlich von viel zu lauten Beckenschlägen oder Grunzern aus dem Schlaf gerissen wird … ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Und damit ist man gleich beim nächsten Problem: Auch, wenn viele Labelmanager es offenbar nicht einsehen wollen, ist nicht jeder Song, der im Dunstkreis heute legendärer Bands entstanden ist, gleich ebenfalls legendär oder gar gut. Wie auch im konkreten Fall gibt es vielmehr oft gute Gründe, warum eine Band sich mit ihrem Material nicht durchsetzen konnte – eine natürliche Selektion, der die Leichenfledderer, die längst begrabene Bands für derartige Veröffentlichungen wieder ans Tageslicht zerren, so stur wie unbelehrbar entgegenzuwirken versuchen.

So ist das Material, das hier zusammengetragen wurde, im Großen und Ganzen in einem Maße belanglos, dass man sich fragt, wer überhaupt auf die Idee einer erneuten Veröffentlichung gekommen sein mag. Die „Industrial-Elemente“, im Infotext liebevoll „insane drum machine patterns & synths“ genannt, sind bei Lichte betrachtet kaum mehr als programmiertes Schlagzeug mit aus heutiger Sicht auf ironische Weise fast schon wieder unterhaltsamen „Effekten“; den stumpfen Black Metal von MYSTICUM vermag das jedoch mitnichten aufzuwerten. Und auch die Hallraum-Orgie, die der Mischer beim Gesang gefeiert hat, mag seinerzeit vielleicht zum guten Ton gehört haben – erträglicher macht es das aus heutiger Sicht allerdings kaum.

Die Hoffnung ruht hier also wie so oft allein auf den Hörern, die die Überflüssigkeit dieser Veröffentlichung hoffentlich schon vor dem Kauf bemerken und dem labelpolitischen Unsinn, über derartige Machwerke den Release-Kalender zu füllen, eine Absage erteilen. Fans der Band dürften diese Compilation sowieso schon in nahezu identischer Form ihr eigen nennen, alle anderen können diese Veröffentlichung getrost ignorieren: Die große Wiederentdeckung einer längst vergessenen Black-Metal-Legende erhofft man sich hier trotz des vollmundig gewählten Release-Titels vergebens.

Keine Wertung

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