Interview mit Sven de Caluwé von Aborted

Seit 16 Jahren halten ABORTED die Flagge für ihr Land hoch, sind sie doch die einzige Metal-Band aus Belgien, die es zu internationalem Erfolg gebracht hat. Vor ihrem Late-Night-Auftritt auf dem Summer Breeze hat metal1 Band-Mastermind Sven de Caluwé getroffen und neben Infos zum neuen Album „Global Flatline“ auch einige Skurrilitäten zu Tage gefördert.

Hallo Sven. Wie gehts Dir heute?
Gar nicht so schlecht. Wir sind recht lange angereist, waren gestern in England. Die Stimmung hier ist super, und das Festival sowieso, es macht immer Spaß, hier zu spielen. Hoffentlich sind um 2 Uhr noch genug Leute wach, um sich ein bisschen Death Metal anzuhören.

Ihr habt gerade die Aufnahmen zu Eurem neuen Album „Global Flatline“ beendet. Kannst Du den Fans schon etwas darüber mitteilen, wie das Album klingen wird, und was ihr im Vergleich zu den letzten Alben verändert habt?
Also das Album klingt wie ein Haufen Scheiße. Es ist sauschlecht, unser schlechtestes Album. Ich würd mich freuen, wenn niemand es kauft. Nein, im Ernst: Wir sind sehr glücklich, weil wir mit den letzten beiden Alben nicht zufrieden waren, um ehrlich zu sein…

Warum das?
Weil sie scheiße waren. Kein Scherz, wir waren einfach nicht glücklich, in was für eine Richtung die Band sich in punkto Sound bewegt hat. Es war einfach nicht das richtige Line-Up. Dieses Mal haben wir als Band zusammengearbeitet, und mit Jacob Hansen. Er kennt die Band, und weiß, wie das Album klingen soll. Rausgekommen ist so etwas wie die ideale Mischung aus Old School- und modernen Elementen. Es ist eine Mischung aus den Core-Elementen von Aborted, hat aber auch ein paar neue Einflüsse drin.
Es ist zweifellos das extremste und härteste Zeug, was wir je geschrieben haben, genauso wie es die schnellsten, technischsten und morbidesten Songs unserer Karriere drin hat. Die Produktion ist super geworden, vor Allem die Drums klingen sehr natürlich, und die Atmosphäre des Albums ist sehr düster – einfach super!

Ihr habt diesmal wieder mit Jacob Hansen aufgenommen…
Ja, wir haben das neue Album mit ihm in Dänemark aufgenommen, er hat zum Beispiel Hatesphere und Volbeat produziert, genauso wie Goremaggeddon (-The Saw And The Carnage Done, 3. Album von Aborted; Anm. d. Red).

Worauf bezieht sich der Albumtitel „Global Flatline“?
Auf das Ende der Welt. Es ist mein größter Wunsch, jeden Menschen auf dieser Erde sterben zu sehen. Mit „Global Flatline“ möchte ich das zum Ausdruck bringen.

2010 habt ihr „Coronary Reconstruction“ aufgenommen, das die erste Produktion mit dem neuen Line-Up war. War es diesmal einfacher, weil ihr euch schon etwas besser kanntet?
Wir kannten uns ja schon vorher lange. Jeden, der jetzt in der Band ist, kenne ich schon seit Jahren. Der Gitarrist Ron ist seit 2002 einer meiner besten Freunde. Unseren Schlagzeuger kenne ich wohl am kürzesten – alles ging aber sehr leicht vom Hocker. Die 14 Songs auf dem Album haben wir in nur drei Wochen aufgenommen, es ging also sehr schnell. Wir waren alle gut vorbereitet, und deswegen hat es super geklappt.

Hast du jemals schonmal mit dem Gedanken gespielt, Lyrics auf französisch zu schreiben, oder kommt das nicht in Frage?
Nein, kein Französisch. Französisch ist schwul. Wir haben aber Lieder mit russischen und deutschen Texten.

Warum Russisch und Deutsch?
Deutsch klingt recht brutal, sehr aggressiv, das hat gut zu dem Lied gepasst. Russisch deswegen, weil das niemand macht, und ich sehr dumm bin, deswegen wollte ich meine eigenen Grenzen erweitern und schauen, was ich zu Stande bringe.

Ihr hattet kürzlich eine Menge Line-Up-Wechsel. Ist es nicht schwer, die ganze Zeit mit neuen Bandmitgliedern klarkommen zu müssen?
Nein, ist es nicht. Wenn ich das nicht gerne tun würde, würde ich aufhören, Musiker zu sein. Aus diesem Grund hat es auch den letzten Line-Up-Wechsel gegeben. Die Stimmung in der Band war furchtbar, die Leute haben es aus den falschen Gründen getan. Es war einfach scheiße, deswegen habe ich alle rausgeworfen – sie wollten die Band zu etwas machen, das sie nicht war. Damit war ich nicht einverstanden.
Manchmal haben Leute unrealistische Vorstellungen davon, wie man mit so einer Band wie unserer Geld verdienen kann, oder sie denken, man könne das ganze Jahr touren. Das macht aber als Underground Death Metal-Band keinen Sinn. Du musst noch einen Job haben, und wenn du das nicht verstehst, bist du ein Idiot.

Was machst du denn noch neben der Musik?
Ich bin Grafikdesigner für einen iPhone-Hersteller.

Es ist jetzt das dritte Album, das ihr über Century Media rausbringt. Seid ihr zufrieden mit ihnen?
Ja. Es ist heutzutage sehr schwer für Bands und Labels, es geht nicht mehr darum, viel Geld zu machen, es geht ums Überleben. Immer weniger Leute kaufen CDs und gehen auf Konzerte – die Bands und Labels fühlen das, aber Century Media scheinen imme rnoch an uns zu glauben. Sie reißen sich für uns echt den Arsch auf, und haben uns auch wieder ein nettes Budget zur Verfügung gestellt, um die neue Platte aufzunehmen, und die Band auf das nächste Level zu hieven. Sie sind alle sehr nett, ich habe wirklich nichts Negatives über sie zu sagen.

Werdet ihr mal wieder auf eine längere Tour gehen?
Ja, wir werden vor dem Albumrelease mit Decapitated auf Tour gehen. Nach dem Album-Release, der ist im Januar, gehen wir nochmal in Europa auf Tour, ihr habt also viele Chancen, uns zu sehen.

Auf dem neuen Album sind Gastmusiker von Benighted, Misery Index und The Black Dahlia Murder dabei. Wer hatte die Idee, sie ins neue Album zu integrieren?
Das war ich. Ich habe mir gesagt: „Wenn das das letzte Album ist, das die Band rausbringt, kann ich zufrieden damit sein. Das war bei den letzten beiden nicht so, jetzt schon. Ich wollte für „Global Flatline“ ein paar Freunde einladen, die ich als Musiker sehr schätze und die gut zum neuen Release passen. Ich habe ja auf dem neuen Benighted-Album schon Gast-Vocals beigetragen, und Julien ist, seit wir zusammen auf Tour waren, ein guter Freunde von mir. Er ist einer der besten Death Metal-Sänger momentan.
Es war auch super, einen guten Freund zu haben, der bei ein paar Tracks mitwirkt. Jason kenn ich seit Ewigkeiten, seit 2000, und seine Band Misery Index ist der Wahnsinn. Das selbe gilt für Black Dahlia Murder, die sind eine der wenigen Bands, die in den letzten Jahren unter schweren Bedingungen sehr groß geworden sind.Wir haben mit ihnen auf der Summer Slaughter Tour zusammen gespielt.

Habt ihr jemals daran gedacht, eine Split mit Bands aufzunehmen, mit denen ihr befreundet seid?
Ja, warum nicht? Ist eine gute Idee. Wir hatten die Idee, eine ganze Bonus-CD für das neue Album aufzunehmen, mit Bands, von denen wir beeinflusst wurden, aber es war zu teuer, und wir hatten keine Zeit mehr dafür.

Kannst du irgendwelche belgischen Bands empfehlen?
Das wird schwierig, weil ich nicht mehr dort lebe…

Lebst du in Frankreich?
Nein, in Israel. Meine Frau kommt daher, wir haben noch eine Band namens „System Divide“. Das Album kam letztes Jahr auf Metal Blade raus. Ich bin zu ihr nach Israel gezogen – was Belgien anbelangt – alle guten Bands, die ich kannte, haben sich aufgelöst, ich kann dir da also nicht weiter helfen.

Alles klar, das wars auch schon. Wenn du noch etwas zu unseren Lesern sagen möchtest, kannst du es jetzt tun.
Kauft unser Album oder bringt euch selbst um. Wir wollen, dass die Welt untergeht. Vielen Dank!

Publiziert am von Pascal Stieler

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