Interview mit Stormmson von Rabenwolf

Mit „…zu Staub“ ist den Nordlichtern RABENWOLF nach acht Jahren Alben-Abstinenz eine grandiose Rückkehr gelungen, mit der die Gruppe sogleich eine interessante Entwicklung weiter weg vom Folk und dafür näher zum Black Metal vollzogen hat. Daher finden wir den Sound gleich um einiges gereifter – aber wie sieht die Band das? Wie steht sie zu ihrer Pagan-Metal-Frühphase, was war in den Jahren der Stille so geboten und überhaupt: Welche Staffel von „Vikings“ ist bisher jetzt eigentlich die schlechteste? Das und noch mehr erzählt Sänger Stormmson bei uns Im Interview.

 

RABENWOLF ist nun kein unbekannter Name in der Pagan-Metal-Szene und doch haben wir noch nie mit euch gesprochen. Stellt euch und eure Musik daher doch bitte kurz einmal für eventuell unbedarfte Leser vor.
Ja, keine Ahnung, wie das passieren konnte (lacht). Also, wir sind RABENWOLF und haben uns im Spätsommer 2007 im beschaulichen Stade, nahe Hamburg, gegründet. Angefangen haben wir als achtköpfige Standard-Pagan-Metal-Truppe, inklusive Cello und allerlei Klimbim. Das ist nun mittlerweile auch knapp 12 Jahre her und in der Zwischenzeit ist dann doch so einiges passiert.

Als eine Band, die eben schon einige Jahre aktiv ist: Wie schätzt ihr die momentane Metal-Szene oder Teile davon ein? Welche großen Veränderungen gab es, was war „früher“ anders?
Das ist eine interessante Frage. Als es mit RABENWOLF losging, war ich ja grade mal 16 Jahre jung. Daher habe ich die Musik und das ganze Drumherum entsprechend naiv wahrgenommen. Die größte Veränderung ist glaube ich die immer größer werdende Kluft zwischen Plastik- und Kommerz-Metal und irgendwelchen Underground-Geschichten. Wahrscheinlich gab es diesen Spalt schon immer und ich nehme ihn heute nur deutlicher wahr. Aber wenn ich an Folk- und Pagan-Metal im Jahre 2007 denke, dann war damals vieles bedeutend naiver als heute. Mehr Gedudel, mehr Odin und so was (grinst).

Euer Debüt-Album „Aus alten Zeiten“ erschien 2011 und blieb auch nicht unbeachtet. Danach wurde es aber eher ruhig um euch, sowohl an der Live-Front, als auch was Veröffentlichungen angeht. Wie liefen die letzten Jahre daher so bei euch ab? Und was war der konkrete Anlass, jetzt mit einem neuen Album zurückzukehren?
Na ja, wir haben ja 2015 noch unsere EP „Stethu“ rausgebracht, aber du hast Recht, wir haben uns tatsächlich relativ rar gemacht. Bei uns allen gab es große Veränderungen, sowohl privat als auch beruflich. Das Besetzungskarussell musste auch einige Male gedreht werden. Nichtsdestotrotz haben wir seit dem Ragnarök Festival 2013 noch diverse Shows gespielt und fleißig an neuem Material gearbeitet. Dass jetzt unser neues Album kommt, hat einzig und allein den Grund, dass wir mächtig Bock drauf haben, den Leuten da draußen zu zeigen, dass es uns noch gibt und dass wir auch erwachsen geworden sind!

Damit wären wir schon beim großen Thema, eurem neuen Album „…zu Staub“ und vor allem dessen Ausrichtung. Doch zunächst: Welche Idee verbirgt sich hinter dem Titel? Im Zusammenspiel mit dem Artwork entsteht ja schon ein gewisser morbider Eindruck…
Wirklich? So morbide finde ich das gar nicht. Der Titel bezieht sich zum einen auf den Quasi-Titeltrack „Staub“ und zum anderen natürlich auf das Thema Vergänglichkeit. Das taucht in fast allen Songs in der einen oder anderen Art auf. Das Artwork stammt übrigens aus der Feder  der talentierten Künstlerin KUU:ART aus Österreich.

Du hast das Stichwort „erwachsen werden“ ja schon genannt. Tatsächlich klingt das Album für mich deutlich reifer als noch „Aus alten Zeiten“, weniger Folk und mehr Black Metal. Eine bewusste kompositorische Entscheidung also?
Auf jeden Fall. Mit dem ganzen Trinkhorn-Geschwenke kann sich heute keiner mehr von uns identifizieren, daher auch der thematische und musikalische Umschwung. Aber dazu kann dir unser Aeringi (Gitarre, Anm. d. Red.) näheres erläutern…

Aeringi: Ahoi! Da wir völlig ungebunden und niemandem außer uns verpflichtet sind, können wir so ziemlich machen was wir wollen. Da mittlerweile 4/7 der Band in den beiden größten Metropolen Deutschlands wohnen, ist RABENWOLF auch musikalisch „multikulti“ geworden und verbindet ganz bewusst viele Einflüsse des Metal, Folk, klassischer Musik und was sonst noch so bumst zu jenem Sound, der auf der jetzt erscheinenden Platte zu hören ist.

Auch die Texte drehen sich in der Tat nun weniger um Pagan-Metal-Themen, sondern drehen sich verstärkt um philosophische und zwischenmenschliche Themen, die wiederum aber auch zeitlos interpretierbar sind. Wie kam es zu diesem Schritt?
Wie schon erwähnt, kann ich mich einfach nicht mehr mit irgendwelchen Wikinger- und Asatru-Geschichten derart identifizieren, dass ich das thematisch in den Texten aufgreifen würde, geschweige denn mit Authentizität und Leidenschaft auf der Bühne zum Ausdruck bringen könnte. Ich habe versucht, die vielen Umbrüche und Veränderungen in meinem Leben in den Texten zu verarbeiten, allerdings so verschlüsselt, dass nur diejenigen, die mich kennen, die Bezüge zur Realität verstehen und alle anderen Hörer es selbst interpretieren und vielleicht sogar etwas für sich mitnehmen können. Einige Texte sind auch einfach nur Gefühle und Emotionen, um die ich ein Textgerüst gebaut habe, um eben jene beschreiben zu können.

Besonders interessant finde ich den Titel „Im Herzen die See“. Was steckt dahinter? Eine Hommage an die Heimatstadt Hamburg?
Tatsächlich überhaupt nicht. Der Text beschreibt eigentlich nur unsere Verbundenheit zum Meer, da wir alle von der Küste stammen und mit ordentlich Wind im Gesicht und einer guten Portion Fernweh aufgewachsen sind. Die Hommage an Hamburg ist der Song „Hammonia Metal“.

Wenn du von der Platte „diesen einen“ Song wählen müsstest, der das Gesamtwerk am besten repräsentiert, welcher wäre es?
Da fragst du mich was. Die Scheibe ist so vielschichtig, da ist es wirklich schwer, einen Song hervorzuheben. Allerdings glaube ich, dass „Der Turm“, „Ein letztes Geleit“ und „Im Herzen die See“ die musikalische Bandbreite am besten beschreiben würden.

“ …zu Staub“ erscheint ohne Label im Rücken, obwohl ihr sicher den Bekanntheitsgrad dazu hättet. Eine bewusste Entscheidung? Welche Vor- und Nachteile siehst du in dieser Art von Selbständigkeit?
Erstmal vielen Dank für das Kompliment. Die Entscheidung war quasi eine logische Konsequenz. Wir haben diverse Vertriebe und Labels angefragt, allerdings stießen wir auf kein Interesse. Somit haben wir uns dann erneut zum Eigenvertrieb entschlossen, damit das Album nicht in unserer Schublade vor sich hin gammelt, da hat dann ja auch keiner was von. Die Vorteile, die ein Label bietet, sind natürlich nicht von der Hand zu weisen, da das Label den Großteil der administrativen Aufgaben übernimmt, Promotion etc. Aber wir haben uns schon immer selbst verwaltet und kennen das daher nicht anders.

Nun ist die lange Wartezeit auf ein neues Album vorüber, aber wie geht es jetzt mit RABENWOLF weiter? Was ist an Gigs geplant? Und wie hoch stehen unsere Chancen, in den nächsten Jahren schon eine weitere Platte von euch in Händen halten zu können?
An Live-Shows stehen bereits einige für 2019 fest.  Am 16.02. werden wir in der Arena in Buxtehude ordentlich einheizen, am 03.03. dann im Logo in Hamburg und am 04.05. auf dem Metal Bash Open Air in Neu Wulmstorf. Wir stehen bereits mit einigen Veranstaltern in Verhandlung für einige weitere Shows im Sommer. Lass dich überraschen. Wann das nächste RABENWOLF-Album kommt, kann ich dir absolut nicht sagen.

Ich würde das Interview gerne mit unserem Metal1-Brainstorming ausklingen lassen. Was fällt dir zu diesen Begriffen ein?
Harakiri For The Sky: Absolut genial! Höre ich rauf und runter!
Die TV-Serie „Vikings“: Stark gestartet, allerdings ist die Season 5.2. bisher bei weitem die schwächste.
Geschichte: Sollte man draus gelernt haben. Haben aber leider zu wenige.
Hamburg: Wurde in „Landgang“ von Fäulnis eindrucksvoll besungen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Met: Hatte ich jahrelang nicht getrunken. Allerdings drückte mir meine Schwester neulich eine Buddel Tannenhonigmet in die Hand und siehe da: Schmeckt ausgezeichnet und macht immer noch besoffen.
Ragnarök Festival: Zweimal als Gast, zweimal als Band, jedes Mal ein riesen Spaß.

Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören dir.
Wir haben dir zu danken! Also Leute, seit dem 01.02. gibt’s unsere neue Platte “ …zu Staub“ bei so gut wie allen Streaming-Anbietern. Hört rein, habt Spaß und lasst euch nicht ärgern!

Publiziert am von Pascal Weber

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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