Interview mit V. Santura von Dark Fortress & Triptykon

Interviews werden in der Regel in der Promophase zu einem Album oder einer Tour geführt – und dann über diese Themen. Doch Alben und Shows gäbe es nicht, wären die Gesprächspartner nicht so begeisterte Instrumentalisten. In unserer Serie „Saitengespräche“ wollen wir dem Rechnung tragen – mit Interviews, die sich ganz um Instrumente, Verstärker, Effekte und andere Technik drehen. Von Gear-Nerds für Gear-Nerds – und solche, die es werden wollen.

In Teil 32 der Serie unterhalten wir uns mit V. Santura von DARK FORTRESS und TRIPTYKON.

Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Hi Moritz, ja danke, im Grunde habe ich keinen Grund mich im Moment zu beschweren. Und zur Abwechslung mal nur über sein Instrument zu reden finde ich eigentlich sehr spannend!

Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?
Mit 15. Um ganz exakt zu sein, am 20. September 1996

Was hat dich damals dazu gebracht, dass du Gitarre lernen willst?
Eigentlich war Schlagzeug das Instrument, das mich immer am meisten fasziniert hat. Die Initialzündung zum Gitarrespielen kam allerdings bei der Geburtstagsfeier eines guten Freundes, der dann später auch der Drummer von DARK FORTRESS wurde. Matthias (Seraph) hatte damals schon seit etwa eineinviertel Jahren Schlagzeug gespielt und konnte ein paar sehr rudimentäre Griffe auf der Gitarre und wir hatten Lust Lärm zu machen. Zunächst saß ich am Schlagzeug, aber da weder ich Schlagzeug spielen konnte noch er wirklich Gitarre, haben wir nach ein paar Minuten die Instrumente gewechselt, damit zumindest einer von uns beiden etwas spielen konnte. Obwohl ich wie gesagt zwar noch überhaupt nicht Gitarre spielen konnte, war ich zumindest in der Lage, mir recht schnell ein paar Töne zusammenzusuchen und auf diese Art und Weise hatten wir schon am ersten Tag unseren ersten „Song“ fertig. Dass der Song nicht gut war, ist klar, aber es war als Musik zu erkennen und irgendwie haben wir dann Feuer gefangen. Wir haben ab dem Zeitpunkt fast jeden Tag gespielt. Nach ein paar Monaten habe ich dann zusätzlich Gitarrenunterricht genommen und dann wurde es ernsthaft.

© Markus Laakso

Hast du vorher schon ein anderes Instrument erlernt oder erlernen müssen?
Nein, leider nicht. Wie gesagt, ich hätte sehr gerne Schlagzeug gespielt.

Weißt du noch, welches Modell deine erste Gitarre war?
Meine erste Gitarre war totaler Schrott, ein völliges Piece-of-shit, leider. Es war eine Billigkopie einer Fender Stratocaster von einer Marke namens „Cheri“. Ich habe mich gut zwei Jahre damit herumgeärgert, bis ich mir dann eine echte US-Custom B.C. Rich Warlock gekauft habe. Diese Gitarre ist großartig und ich spiele sie bis heute. Es ist unglaublich, was ich mit dieser Cheri-Gitarre für einen Saitenverschleiß hatte. Mir ist alle zwei Tage die tiefe E-Saite oder die A-Saite gerissen. Irgendwas war da wohl auch mit der Brücke faul. Sobald ich eine vernünftige Gitarre hatte, war das jedenfalls kein Problem mehr.

Wie viele Gitarren/Bässe besitzt du?
Selbst besitze ich, wenn ich mich nicht irre, fünf E-Gitarren und einen Bass. Die beiden Gitarren die ich bei TRIPTYKON spiele, habe ich zwar seit Urzeiten bei mir – vor allem die Hauptgitarre, eine Ibanez Iceman IC400, spiele ich durchgehend, seit ich 2007 Live-Gitarrist bei CELTIC FROST war. Allerdings ist diese Gitarre offiziell nicht mein Eigentum sondern gehört der Band.

Haben die Instrumente für dich unterschiedliche Einsatzbereiche, also hast du etwa verschiedene für verschiedene Bands oder Anlässe, etwa Studio, Liveauftritte und den Urlaub?
Ja, die beiden TRIPTYKON-Gitarren (beides Ibanez Icemans) spiele ich bei … TRIPTYKON. (lacht) Von meiner guten alten B.C. Rich kann ich trotz eines Ibanez-Endorsements nicht die Finger lassen. Ich finde Ibanez-Gitarren großartig und endorse sie aus vollster Überzeugung, diese bestimmte B.C. Rich war allerding die Gitarre, mit der ich quasi „Laufen gelernt habe“, von daher spiele ich sie immer noch, in erster Linie bei DARK FORTRESS. Außerdem besitze ich eine Gitarre aus der Ibanez Prestige-Serie, die absolut fantastisch ist, die ich auch bei DARK FORTRESS spiele. Außerdem werde ich genau diese  Prestige-Gitarre bei meiner neuen Rootbrain benutzen.
Zudem habe ich noch eine 7-Saiter- und eine weitere Gitarre, die einfach im E-Standard-Tuning ist. Diese benutze ich, wenn ich mir im Studio einfach schnell ein paar Töne heraushören will oder Synths programmiere, weil ich mir die Töne einfach auf dieser Gitarre kurz nach Gehör zurecht legen kann und dann nicht immer im Kopf umtransponieren muss, welcher Ton nun eigentlich klingt, weil sämtliche anderen Gitarren eben in anderen Tunings sind. Vereinfacht kann man sagen: Ich habe für jede meiner Bands eine Haupt- und eine Ersatzgitarre und dann noch zwei weitere für bestimmte Einsätze.

© Markus Laakso

Worauf legst du aus technischer Sicht besonderen Wert, welche Kriterien muss ein Instrument für dich erfüllen, damit du damit zufrieden bist?
Sound und Spielbarkeit sind mir am wichtigsten. Und, um ganz ehrlich zu sein, auch der Look. Eine Gitarre, die ich als hässlich empfinde, würde ich wahrscheinlich einfach nie ausprobieren. Und, um ganz ehrlich zu sein, finde ich schon, dass die Iceman-Modelle von Ibanez extrem ästhetisch sind – und dabei trotzdem eine Metal-Axt.
Technisch kommt es immer auf den jeweiligen Zweck an. Mit TRIPTYKON haben wir einen ganz bestimmten Signature-Sound, und für diesen Sound ist der AH-2 Bridge-Pickup von Ibanez einfach essenziell.
Ansonsten mag ich eigentlich, wie sich ein klassischer EMG 81 Pickup verhält: Diese Pickups klingen in meinen Ohren recht tight und fokussiert. Außerdem bevorzuge ich vom Spielgefühl in der rechten Hand Gitarren mit Floyd Rose Tremolo oder Gotoh. Auf Gitarren mit Tremolo kann ich einfach einen Ticken schneller picken als auf Gitarren mit fester Brücke. Das ist für TRIPTYKON nicht wirklich relevant, aber bei DARK FORTRESS sind einige Parts eigentlich an meinem Geschwindigkeitslimit und da hätte ich dann mit einer Gitarre mit fester Brücke Probleme.

Man hört ja oft von Musikern, die eine spezielle Verbindung zu ihrem Instrument zu haben scheinen. Empfindest du das auch so? Hast du ein Lieblingsinstrument?
Ja, meine erste gute Gitarre, also meine Warlock.

Hast du daran spezielle Modifikationen vorgenommen, oder ist es sowieso ein Custom-Modell? Kannst du uns hier die technischen Details nennen?
Gute Frage, ich bin ehrlich gesagt kein Gitarren-Nerd, technisch habe ich, was Gitarren als Instrument betrifft, maximal ein Halbwissen. Ich könnte Dir aus dem Stegreif beispielsweise nicht sagen, aus welchem Holz meine Gitarren sind. Aber ein paar Eckdaten wären: geschraubter Hals – nicht Neck-through – und 22 Bünde. Die Modifikationen wären, dass ich irgendwann die originalen Pickups durch aktive EMG 81 und das alte ausgenudelte Tremolo durch ein Tremolo von Gotoh ersetzt habe.

Gibt es ein Modell, etwa das Instrument eines großen Vorbilds, das du gerne einmal spielen würdest?
Eigentlich nicht, um ganz ehrlich zu sein. Ich bin sehr happy mit meinen Gitarren und was Technik betrifft interessieren mich vor allem Amps und ganz besonders Studioequipment.

© Christian Martin Weiss

Für Touren werden Verstärker ja oft geleast – ist das für dich in Ordnung oder hast du deinen eigenen Amp dabei? Welches Modell spielst du?
Bei TRIPTYKON spielen wir einen ganz bestimmten Amp, und zwar einen JCM 800 Model 2203. Und auf diesem Amp bestehen wir. Dieser ganz bestimmte Amp ist uns so wichtig, dass er grundsätzlich immer Teil des Vertrages ist, was normaler Weise eigentlich auch kein Problem ist, weil so gut wie jeder Backline-Verleih auf dem Planeten diesen Amp im Repertoire hat. Aber wenn uns ein Promoter diesen Amp nicht besorgen kann, gibt es keine Show. Punkt. Aber in all den Jahren ist daran noch keine Show gescheitert.
Bei DARK FORTRESS spiele ich live einen Axe FXII von Fractal Audio. Hier habe ich neben dem normalen Rhythmusgitarrensound einfach immer wieder so viele verschiedene Specialsounds, die ich anders gar nicht umsetzen könnte. Den Gitarrensound von „Chrysalis“ beispielsweise könnte ich auf dem klassischen, analogen Weg niemals nachahmen. Aber eigentlich stehe ich vor allem auf ENGL Amps und den 5150er oder 6505er von Peavey.

Neben dem Instrument und dem Verstärker haben Soundeffekte einen wichtigen Anteil am Klang. Setzt du auf einzelne Tretminen, ein Multieffektboard oder eine Kombination?
Bei TRIPTYKON benutze ich einzelne Tretminen, bei DARK FORTRESS läuft wie gesagt alles über einen Axe FX, was ja an sich das ultimative Multieffektgerät ist.

Lass uns ins Detail gehen: Erkläre uns doch bitte die Elemente deiner Effektschleife. Welche Geräte nutzt du, in welcher Reihenfolge geschaltet und warum?
Das wichtigste Pedal ist ein Ibanez Tubescreamer, in meinem Fall ein TS10. Dieses Pedal ist Teil unseres Sounds. Außerdem möchte ich für Leadgitarren immer ein schönes Delay zur Verfügung haben. Aufgrund der Features ist das in meinem Fall das Gigadelay von Boss, außerdem  benutze ich als Wah-Pedal einen Ibanez Weeping Demon. Für bestimmte Parts benutzen wir außerdem einen Octaver. Dies sind aber eigentlich die essenziellen Effekte.
Die Reihenfolge ist Tuner, dann das Wah-Pedal, dann der Tubescreamer gefolgt vom Octaver. Von dort in ein Noise Gate und dann, am Ende der Kette, habe ich noch ein Volume Pedal für bestimmte Swells, bevor alles in den Amp geht. Die Effekte haben in dieser Reihenfolge einfach am meisten Sinn: Ein Wah verhält sich vor dem Verzerrer anders als nach dem Verzerrer und mir ist es vor dem Verzerrer einfach lieber. Der Octaver klingt in meinen Ohren etwas klarer, wenn ich ihn hinter den Tubescreamer schalte. Und dass das Noisegate – fast – am Ende der Kette steht ist auch klar, denn vor allem der Tubescreamer zieht den Noisefloor erst hoch, weshalb das Noisegate dahinter geschaltet wird. Nur das Volumpedal steht hinter dem Noise Gate, ansonsten würden ja immer die ganz leisen Teile der Swells vom Noise Gate abgeschnitten werden. Das Delay ist in den FX-Loop eingeschliffen, was Standard ist. Delays klingen in meinen Ohren immer besser nach sämtlichen Verzerr-Stufen, ansonsten klingen Delays extrem messy.

Gedankenspiel: Du darfst nur einen Einzel(!)effekt mit auf die Bühne nehmen – für welchen entscheidest du dich? Welches Effektpedal macht deinen Sound aus?
Bei TRIPTYKON wäre das der Tubescreamer. Keine Frage, ohne den Tubescreamer bräuchte ich sonst einen anderen Amp als den JCM 800, weil der JCM 800 allein gar nicht genügend Gain hat. Bei diesem Amp bedeutet Gain auf Rechtsanschlag nämlich lediglich ein „Crunch“-Sound, und Triptykon würde mit einem Crunch Sound einfach viel zu zahm klingen. Das wäre sogar ganz furchtbar. Abgesehen davon wäre mir aber eine Delay am wichtigsten.

Hast du einen Effekt, den du ganz anders nutzt, als eigentlich vorgesehen, oder den du vielleicht sogar selbst (um)gebaut hast?
Nein, eigentlich nicht. Aber gut, wenn man so will: Bei TRIPTYKON haben wir im Normalfall die Tone-Potis an der Gitarre selbst komplett zugedreht. Das ist eigentlich sehr ungewöhnlich.

Du benutzt du ein Noise-Gate – warum?
Ja, weil die gesamte Effektkette sonst einfach zu noisy wäre, vor allem der Tubescreamer.

Ist dein Effektboard „fertig“ oder in stetem Wandel?

Wenn du meine Effektboard sehen würdest, würdest du wahrscheinlich sagen, es ist nicht „fertig“. (lacht) Aber sagen wir es so: es ist nicht in stetem Wandel, sondern das Setup steht eigentlich.

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für angehende Musiker?
Benutzt einfach eure Ohren und fragt euch immer ganz kritisch: Klingt es so, wie ich es möchte, oder nicht? Das gilt eigentlich für alles.


Im nächsten Teil der Serie kommt Prika Amaral (NERVOSA) zu Wort!


Alle Teile der Serie findest du hier:

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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