Konzertbericht: Combichrist w/ Rave The Reqviem

09.08.2019 Der Hirsch, Nürnberg

COMBICHRIST haben mittlerweile auch schon ihre 16 Jahre auf dem Buckel. Die Band feierte ihre Höhen, hatte ihre Tiefen und brachte vor Kurzem erst das aktuelle Album „One Fire“ heraus, das definitiv zu den besseren Releases gehört. Das Album selbst hat überzeugt – auf der Bühne sollte es sich zur UK-Europe-Tour erst noch beweisen.

Schon die schiere Anzahl der Auftritte seit Release des Albums am 14.06.2019 grenzt fast schon an Wahnsinn: nicht weniger als 43 Shows in ganz Europa standen zwischen Ende Juni und Mitte August auf dem Tourplan, darunter Festivals wie das Hellfest und das M’era Luna. Man könnte meinen, dass sich das negativ auf die Qualität der Konzerte auswirken könnte, aber weit gefehlt.

Als Support ist RAVE THE REQVIEM an Bord, die sich gleich zu Beginn des Konzerts – es ist das letzte Solo-Konzert – für die vergangene Tour mit den Headlinern bedanken. Die Schweden um Filip Lönnqvist (alias „The Prophet“) sind hierzulande (noch?) recht unbekannt, machen als Vorband für COMBICHRIST aber im Großen und Ganzen eine gute Figur und bringen Elan und Spielfreude auf die Bühne. Zwar kommen die Songs insgesamt etwas seichter und weniger druckvoll daher, sind aber durchaus livetauglich. Vorallem Jenny Fagerstrandh gibt sich am Mikro größte Mühe, singt mit Hingabe und auch die übrigen Bandmitglieder gehen in den Songs voll auf. Das Publikum vor der Bühne mag allerdings noch nicht so recht in Bewegung geraten, als Songs wie „Ikaros“ und „Saint Judas“ durch den Saal klingen. Am Sound kann es nicht liegen, denn der ist astrein abgemischt und auf die Musik abgestimmt: der treibende Bass ist (omni)präsent, übertönt dabei aber weder Gesang noch Gitarre. Schlussendlich ist der 45-Minuten-Auftritt von RAVE THE REQVIEM bei Weitem kein schlechter – die Band „funktioniert“ live tadellos, wirkt authentisch und interagiert mit dem Publikum – aber dennoch merkt man, dass letzteres eigentlich wegen COMBICHRIST hier ist, als mit „Aeon“ der finale Track verklingt und sich RAVE THE REQVIEM von der Bühne verabschieden.

  1. Skydweller
  2. Ghost Royale
  3. Mono Heart
  4. Are You Happy Now, Fidelio
  5. Ikaros
  6. Saint Judas
  7. Fuck The Universe
  8. Heroine
  9. Crack The Sky
  10. Aeon

Das zeigt sich auch nach dem Umbau: Erst zum Hauptact des Abends füllt sich der Saal komplett und wie üblich steigt damit die Temperatur im Hirsch gehörig an. Der Auftritt von COMBICHRIST beginnt mit den ersten Zeilen von „Hate Like Me“ und dem einsetzenden harten Bass sehr stark und platziert einen der besten Tracks des aktuellen Albums wirksam als Opener. Das erweist sich als geniale Wahl, denn der Refrain wird sofort vom Publikum aufgenommen. Es ist schnell Bewegung vor der Bühne und von der ersten Sekunde passt Stimmung und Sound. „Never Surrender“ führt die gute Vorbereitung konsequent fort. Was will man mehr? COMBICHRIST sind live einfach eine Instanz und liefern ab, was von ihnen erwartet wird: kompromisslose Ekstase, die vom Intro von „Shut Up And Swallow“ noch weiter gepusht wird. Das Bühnenbild wird von den beiden beachtlichen Drumsets dominiert, die durch das gedämpfte Bühnenlicht gut in Szene gesetzt werden. Sänger LaPlegua geht deswegen zwischendurch fast  verloren, findet aber den Weg zurück in die Spots.Während „Guns At New Dawn“ rückt die Gitarre von Abbey Nex mit schnellen Riffs in den Vordergrund und das Tempo bekommt einen gehörigen Schub. Auch wenn es die Tour zum aktuellen Album ist, folgen außer „One Fire“ keine weiteren Tracks davon. Stattdessen bedient COMBICHRIST mit „Blut Royale“ auch die Fans früherer Stunden. „Maggots At The Party“ tanzt mit seinem Partycharakter buchstäblich etwas aus der Reihe, kommt im Publikum aber gut an.

Einer der besten Livetracks von COMBICHRIST findet noch seinen Platz in der sonst recht kurzen Setlist: Mit „What The Fuck Is Wrong With You People?“ in der Zugabe gelingt letztendlich ein grandioser Abschluss. Hier stimmt noch einmal alles und der komplette Song kumuliert bei gefühlten 50 °C in einem beeindruckenden Chor aus Publikum und Band. RAVE THE REQVIEM kommen noch einmal auf die Bühne, um COMBICHRIST während des letzten Songs zu unterstützen und den Abschied dieser langen Tour zu feiern. Ein zufriedener Andy richtet dankbare Worte an das Publikum, bevor beide Bands unter lautem Applaus und Jubel die Bühne verlassen.

  1. Hate Like Me
  2. Never Surrender
  3. Shut Up And Swallow
  4. Satans Propaganda
  5. Guns At Last Dawn
  6. Throat Full Of Glass
  7. Can’t Control
  8. Follow The Trail Of BLood
  9. No Redemption
  10. Blut Royal
  11. They
  12. What The Fuck Is Wrong With You People?

Auch wenn nur drei Songs am Abend vom namensgebenden Album kamen – interessant wäre zum Beispiel die Wirkung von „Bottle Of Pain“ als klarer Kontrast gewesen – und vielleicht der ein oder andere „Klassiker“ wie „Get Your Body Beat“ bei der relativ kurzen Spielzeit von etwas über einer Stunde gefehlt haben mag, liefern COMBICHRIST nach einer beachtlichen Tour einen weiteren starken Auftritt ab.

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Fotos von: Andreas Brückner

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