Konzertbericht: Grave Pleasures w/ Kontinuum, Jessica 93

27.09.2015 München, Kranhalle

GravePleasures Tour 01

Ein Besetzungswechsel, eine Namensänderung und trotzdem immer noch die gleiche treibende Mischung aus Post-Punk, Wave und leichten Metaleinflüssen: GRAVE PLEASURES, zuvor unter dem Namen Beastmilk bekannt, haben mit „Dreamcrash“ ein weiteres großartiges Album vorgelegt, das sie nun im Rahmen ihrer Europa-Tour live vorstellen. Mit Major-Label Sony im Rücken stehen die Zeichen auf Durchbruch.

Anders sieht es am heutigen Sonntag in München aus. Mag es am parallel stattfindenden Oktoberfest liegen oder daran, dass nicht alle Fans die Namensänderung mitbekommen haben: Die Kranhalle ist zum Konzertbeginn jedenfalls noch erschreckend leer, besonders im Vergleich zu den letzten beiden Gastspielen von Beastmilk in der Landeshauptstadt.

jessica-M1-01Davon lässt sich Geoffroy Laporte a.k.a. JESSICA 93 nicht irritieren und tritt pünktlich um 20:00 Uhr vor ein leider noch sehr kleines Publikum. Auf Mitmusiker verzichtet der sympathische Franzose und setzt stattdessen auf vorgefertigte Drumloops, die er mit Gitarre, Bass und verhalltem Gesang in bester 80er-Jahre-Wave-Tradition mit Shoegaze-Elementen garniert. Das Problem: Durch einen stumpf durchgehaltenen Beat und eine zu Beginn jedes Liedes geloopte Gitarrenmelodie fehlt es hier einfach an Abwechslung. Daher sind die 40 Minuten Spielzeit insgesamt zu lang kalkuliert und auch wenn die Musik, was Melodieführung und Stimmung betrifft, an sich nichts falsch macht, ist diese von JESSICA 93 selbst auferlegte Limitierung sehr schade.

kontinuum-M1-01Nach einer nur fünfminütigen Umbaupause betreten KONTINUUM aus Island die Bühne. Mit ihrer Mischung aus wavigem Post-Punk, Rock’n’Roll und einer dezent angedeuteten Black-Metal-Stimmung wissen die sechs Musiker mit druckvollem und mächtigem Sound zu überzeugen und sorgen für erste Bewegung im mittlerweile auf zumindest knapp 70 Gäste gewachsenen Publikum. Dass dabei ausgerechnet die für die eher poppigen Melodien zuständige Gitarre zu leise abgemischt ist und die drei Gitarren für die Musik von KONTINUUM insgesamt etwas übertrieben wirken, ist ein kleiner Kritikpunkt an einer ansonsten starken Show, die musikalisch irgendwo zwischen Solstafír und Kvelertak anzusiedeln ist, hätten beide schon in den 80er Jahren Musik gemacht. Abgerundet wird das stimmige Konzert vom sympathischen, wenn auch wortkargen Auftreten der Musiker. Heute als Einstimmung für Grave Pleasures bestens geeignet, sollte man KONTINUUM auch weiterhin im Auge behalten: Ihr zweites Album „Kyrr“ ist auf jeden Fall den einen oder anderen Hördurchgang wert. [BL]

gravePleasures-M1-02So kurz die erste Umbaupause des Abends war, so lang ist die zweite: Obwohl am Bühnenaufbau kaum etwas geändert werden muss, beginnen GRAVE PLEASURES ihre Show erst nach knapp 40 Minuten. Der Stimmung tut das jedoch keinen Abbruch: Von der ersten Sekunde an präsentiert sich die auch personell umstrukturierten Beastmilk-Nachfolge-Band um Fronter Khvost in Bestform und kann das Publikum so schnell auf ihre Seite ziehen. Kein Wunder, stimmt hier heute doch so ziemlich alles: Der Sound ist transparent und doch, getrieben durch das knackige Schlagzeug, druckvoll, die Bühnenausleuchtung abwechslungsreich und das Set hitlastig. Letzteres liegt nicht zuletzt daran, dass GRAVE PLEASURES für ihre erste Tour selbstverständlich auch jede Menge Beastmilk-Songs ins Programm genommen haben – dank der nur geringfügigen Kurskorrektur nach dem Neustart kein Problem für die Atmosphäre der Show. Während sich Khvost in punkto Ansagen stark zurückhält, lässt sein Auftreten keinen Zweifel daran, dass auch er den Abend genießt – auch wenn die Zuschauerzahl selbst beim heutigen Headliner noch zu wünschen lässt. Nach zwei Zugaben und insgesamt rund 60 Minuten ist schließlich Schluss – Wünsche sollten trotz der nicht übermäßig langen Spielzeit jedoch keine offen geblieben sein.

  1. Utopian Scream
  2. Taste The Void
  3. You Are Now Under Our Control
  4. Crying Wolves
  5. Futureshock
  6. Nuclear Winter
  7. Worn Threads
  8. Crisis
  9. Genocidal Crush
  10. Death Reflects Us
  11. Girl In A Vortex
  12. New Hip Moon
  13. Love In A Cold World
  14. Crooked Vein
  15. The Wind Blows Through Their Skulls

gravePleasures-M1-01Namen sind bekanntermaßen bloß Schall und Rauch. So überrascht es wenig, dass Khvost und Konsorten auch unter dem Banner GRAVE PLEASURES vollends zu begeistern wissen. In Kombination mit den ebenfalls sehenswerten KONTINUUM ergibt das ein überaus reizvolles Tour-Paket. Einzig JESSICA 93 fallen diesbezüglich aufgrund der doch recht langatmigen Darbietung etwas aus der Reihe – im Rückblick ist das jedoch schnell vergessen. [MG]

GravePleasures Tour 02

Publiziert am von und

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert