Konzertbericht: Kataklysm w/ Hypocrisy, The Spirit

20.10.2018 München, Backstage (Werk)

„Death … Is Just The Beginning“ lautet der Titel der wohl spektakulärsten Death-Metal-Tour des Herbstes: KATAKLYSM und HYPOCRISY haben sich als Co-Headliner-Package zusammengetan. Während die Kanadier ein stets gerne, aber auch recht häufig gesehener Gast sind, waren die Schweden um Peter Tägtgren vier lange Jahre in der Versenkung verschwunden – schwer zu sagen, welche der beiden Bands unter diesen Umständen mehr Fans anlockt. Gemeinsam jedenfalls genügend: Die Show in München ist ausverkauft.

Davon profitieren auch die deutschen Black-Death-Newcomer THE SPIRIT: Schon vor Beginn ihrer Show um 19:30 Uhr ist das Backstage Werk besser gefüllt als an so manchem Abend beim Headliner. Die Saarländer lassen diese Chance nicht ungenutzt: Auch live erinnert die Nachwuchsband so deutlich an die Frühwerke von Dissection wie seit Thulcandra niemand anderes – in der Musik, vor allem aber im Gesang von MT. Getragen vom durchweg stimmigen Sound im Werk ist es für das Quartett so ein Leichtes, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Zwar fehlt den Stücken (noch?) die zwingende Genialität der Nödveidt-Kompositionen – für eine unterhaltsame 30-Minuten-Show reicht es aber allemal schon aus.

Die eingangs gestellte Frage, welcher der Headliner vom Publikum mit größerer Vorfreude erwartet wird, beantworten die Reaktionen der Fans auf HYPOCRISY nach Sekunden: Obwohl der Death Metal der Schweden zunächst extrem undifferenziert und basslastig aus den Boxen dröhnt, kocht die Stimmung in der Halle vom ersten Takt des Openers „Fractured Millennium“ an. HYPOCRISY scheinen sich der Tatsache durchaus bewusst, dass sie sich um die Gunst des Publikums nicht erst bemühen müssen: Ansagen macht Fronter Tägtgren nur so viele als unbedingt nötig und auch die Darbietung selbst wirkt leider eher routiniert denn leidenschaftlich. In Sachen Setlist gehen die Schweden ganz auf Nummer Sicher: Von zehn ihrer 13 Studioalben gibt es jeweils den größten Hit – wenngleich diese durch den mal erträglichen, mal katastrophalen Sound bisweilen bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind und man etwa die Bandhymne „Eraser“ auch schon gefühlvoller dargeboten erleben durfte. Wenngleich HYPOCRISY von ihren Fans nach (nur) 60 Minuten mit lautstarkem Applaus und Zugaberufen verabschiedet werden, bleibt festzuhalten: Das hat man schon besser gesehen.

  1. Fractured Millennium
  2. Valley Of The Damned
  3. End Of Disclosure
  4. Adjusting The Sun
  5. Eraser
  6. Pleasure Of Molestation / Medley
  7. Fire In The Sky
  8. Killing Art
  9. War-Path
  10. Final Chapter
  11. Roswell 47

Die Vorschusslorbeeren für KATAKLYSM fallen zwar nicht ganz so üppig aus, über mangelnden Zuspruch brauchen sich die Kanadier im mit rund 1.300 Fans ausverkauften Backstage Werk aber wahrlich nicht zu beklagen. Der signifikant bessere Sound, vor allem aber die enorme Spielfreude der vier Kanadier machen den geringeren Seltenheitswert ihrer Show direkt wett. Gerade Maurizio Iacono präsentiert sich dabei als der exakte Gegenentwurf zu seinem Pendant, Peter Tägtgren. Mit seinen Ansagen zwischen den Songs arbeitet er kontinuierlich an einer familiären Atmosphäre: Mal streichelt er die Gemüter der von der Gesellschaft ausgestoßenen Metalfans („Outsider“), mal lobt er München überschwänglich als „seine Stadt“, mal schweift er ganz ab – etwa, wenn er erzählt, dass er bereut, mit dieser Tour zu früh für Glühwein dran zu sein, ehe er über das Konzept, dass es überall auf der Straße Wein zu trinken gibt, ins Schwärmen kommt. Bei 80 Minuten Spielzeit kein Problem, die Hits der „northern Hyperblaster“ schaffen es trotzdem allesamt auf die Setlist. Zumal auch der Sound zumindest in der zweiten Hälfte der Show merklich besser ist als noch bei Hypocrisy, weiß der Auftritt auch ohne „Seltenheitswert“ insgesamt deutlich mehr zu überzeugen.

  1. Narcissist
  2. The Black Sheep
  3. Fire
  4. Thy Serpents Tongue
  5. 10 Seconds From The End
  6. Guillotine
  7. As I Slither
  8. Crippled & Broken
  9. Outsider
  10. Manipulator Of Souls
  11. In Shadows & Dust
  12. … And Then I Saw Blood
  13. Like Animals
  14. Iron Will
  15. Blood In Heaven

Mit einer starken Show vor großem Publikum gehören THE SPIRIT zu den Gewinnern des Abends. Dass die beiden als Co-Headliner angekündigten HYPOCRISY und KATAKLYSM nicht gleich viel Spielzeit zugestanden bekommen, wäre an sich Grund zur Klage – zumal HYPOCRISY die vom Publikum ohne Zweifel am sehnlichsten herbeigewünschte Band des Abends sind. In Anbetracht der eher lustlosen Show der Schweden sowie des über die gesamte Show hinweg bestenfalls mittelprächtigen Sounds geht es am Ende in Ordnung: KATAKLYSM machen mehr aus ihrer Zeit, sodass der Auftritt – obwohl 20 Minuten länger – kurzweiliger ist. Endstand Kanada – Schweden: 1:0.

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