Konzertbericht: Kataklysm w/ Fleshgod Apocalypse, Stillbirth

17.02.2024 Geiselwind, Musichall

Als KATAKLYSM und FLESHGOD APOCALYPSE 2019 auf der „MTV Headbangers Ball“-Tour zusammen auftraten, zeigte sich bereits, wie gut die beiden Bands zusammenpassen. Eine Wiederholung musste unbedingt geschehen. Vier Jahre und zwei KATAKLYSM-Alben („Unconquered“ und „Goliath„) später ist es soweit: Die „Europe vs. Goliath Tour 2024“ steht an.

Die Musichall in Geiselwind ist bereits gut besucht, als sich STILLBIRTH anschicken, den Abend zu eröffnen. Die Badeshorts-beschürzte Brutal-Death-Metal-Kombo lässt von der ersten Sekunde keine Zweifel aufkommen, dass sie der richtige Opener sind und gibt mit „The Hunt“, dem Opener des aktuellen Albums „Homo Deus“, sofort Vollgas. Das launige Quintett um Frontmann Lukas Swiaczny  präsentiert sich motiviert, spielfreudig und weiß das Publikum anzuheizen. „Anheizen“ ist durchaus wörtlich gemeint, denn die Wahl des sommerlichen Bühnenoutfits und Urlaubs-Accessoires erweist sich als goldrichtig: Im Laufe des Abends würde es in der Musichall dermaßen warm und stickig werden, dass es fast von der Decke tropft – vor allem auf der Empore. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch – im Gegenteil: Die nachfolgenden acht Tracks vergehen wie im Flug und die begeisterte Crowd bescheinigt STILLBIRTH unmissverständlich, dass sie ruhig hätten länger spielen dürfen.

STILLBIRTH am 17.02.2024 in Geiselwind

  1. The Hunt
  2. Seed of Judgement
  3. Endgame Is Near
  4. Rising From the Ashes
  5. Global Error
  6. Panem et Circenses
  7. Autonomous Eradication
  8. Unleash the Mutation
  9. Revive the Throne

FLESHGOD APOCALYPSE am 17.02.2024 in GeiselwindNach kurzem Umbau und einem überlangen Intro gehört die Bühne FLESHGOD APOCALYPSE, deren Show fabelhaft inszeniert ist. Das Gute daran: Präsentation und Können ergänzen einander in grandioser Weise. Schon als sich die Italiener zu „Healing Through War“ vom 2016er-Album „King“ aus der Dunkelheit schälen, steht das Versprechen eines beeindruckenden Auftritts im Raum, das sich im Laufe dessen bewahrheiten soll. Die Bühne bietet gute Gelegenheit, den Italienern auf die Finger zu schauen. Allerdings wissen FLESHGOD APOCALYPSE auch geschickt, die Blicke der Fans zu lenken, indem sie an den passenden Stellen die richtigen Schwerpunkte setzen und einzelne Musiker ins buchstäbliche Rampenlicht rücken. So passiert es nicht nur einmal, dass Francesco Ferrini ungeduldig vom als Flügel verkleideten Keyboard aufsteht und den Kontakt zum Publikum sucht. Auch Veronica Bordacchini wird immer wieder aus der Dunkelheit ihres Podests im Hintergrund geholt. In der Zwischenzeit ist vor der Bühne kaum ein einziger Platz zu finden und die Crowd ergibt sich dem Spektakel entweder in Faszination gefangen oder in wilder Bewegung.

FLESHGOD APOCALYPSE am 17.02.2024 in Geiselwind

Zwar spielen die Italiener „nur“ acht Songs, doch füllen diese trotzdem gut eine Stunde. Für das aktuelle Album „Veleno“ bleibt in der Setlist nur für den ausgekoppelten Song „Sugar“ Platz. Die Songauswahl lässt insgesamt kaum Zeit zur Erholung, sodass die Zeit regelrecht verfliegt. Die Kombination aus Technik, Schnelligkeit und Härte gepaart mit einem gewissen Fingerspitzengefühl und eben jener stimmiger Inszenierung weiß an diesem Abend zu überzeugen. Am Ende des Auftritts verbeugt sich eine sichtlich zufriedene Band vor einem überwältigten Publikum.

  1. Healing Through War
  2. Sugar
  3. Minotaur (The Wrath of Poseidon)
  4. No
  5. The Egoism
  6. The Fool
  7. Epilogue
  8. The Violation

KATAKLYSM am 17.02.2024 in GeiselwindUnübersehbar thront das nach dem Umbau enthüllte Podest von James Paynes Drumset auf beziehungsweise über der Bühne, als KATAKLYSM ihren Auftritt mit „Thy Serpents Tongue“ beginnen. Im direkten Vergleich zum eben Gehörten wirkt KATAKLYSM zunächst schlicht und ungeschliffen: reduziert auf die Musik, ohne viel Tamtam und damit genau so, wie man die Kanadier kennt. Das Publikum freut es und alsbald entsteht – angestachelt von Maurizios Rufen nach (mehr) Bewegung – der erste Moshpit. Den würdigt der Frontmann mit einem „Well, that looked good. There was a lot of movement. Fortunately no one was ‚Crippled and Broken'“ – nach „As I Slither“ eine gelungene Überleitung. Die Setlist gestaltet sich als relativ ausgewogen und reicht bis zum Album „Shadows & Dust“ zurück in die Vergangenheit der Kanadier, dessen Titeltrack natürlich ebenso wenig fehlen darf. Mit diesen drei Songs folgen direkt aufeinander die am häufigsten gespielten Tracks der Tourgeschichte von KATAKLYSM. Kein Wunder: Das Publikum nimmt die Hits dankbar an und zeigt sich sehr bewegungsfreudig, während die Security alle Hände voll zu tun hat, die Crowdsurfer entgegenzunehmen.

KATAKLYSM am 17.02.2024 in Geiselwind

Dafür, dass die Tour sich (namentlich) dem neuen Album widmet, ist es dennoch erstaunlich, dass lediglich drei Songs daraus den Weg in die Setlist finden. Allen voran zeigt sich „Bringer Of Vengeance“ dabei als sehr live-tauglich. Doch KATAKLYSM bleiben bei der Songauswahl scheinbar lieber auf der sicheren Seite und so verwundert es nicht, dass „The Black Sheep“ das Ende des Gigs einläutet, der mit „The Road To Devastation“ ausklingen darf. Große Überraschungen gibt es zwar keine, aber KATAKLYSM bestreiten einen rundum gelungenen Auftritt. Das gelingt nicht zuletzt dank des exzellenten Sounds, der dafür sorgt, dass der „Northern Hyperblast“ kraftvoll durch den Raum fegt und lediglich auf der Empore etwas abstumpft. Einziger Wehmutstropfen für die Fans ist das relativ abrupte Ende, das sich durch lautstarke Rufe weder verzögern noch verhindern lässt.

  1. Thy Serpents Tongue
  2. Goliath
  3. Let Them Burn
  4. Breaching the Asylum
  5. Narcissist
  6. Guillotine
  7. Bringer of Vengeance
  8. Push the Venom
  9. As I Slither
  10. Crippled & Broken
  11. In Shadows & Dust
  12. Illuminati
  13. The Killshot
  14. Die as a King
  15. The Black Sheep
  16. The Road to Devastation

Die in der Ankündigung versprochene „explosive Show“ war keine Übertreibung: Die Kombination aus FLESHGOD APOCALYPSE und KATAKLYSM erweist sich – ergänzt um STILLBIRTH – als so wuchtig, dass es für Genrefans kaum besser geht. Fazit: Die „Goliath vs. Europe Tour“ ist ein Siegeszug für alle Beteiligten.

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Fotos von: Andreas Brückner

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