Konzertbericht: Kataklysm w/ Soilwork, Wilderun

04.03.2023 München, Backstage (Werk)

 

Es mag Zufall sein oder logistische Gründe haben, dass KATAKLYSM das erste Leg ihrer gemeinsamen Europatour mit SOILWORK in München beenden. Aber wahrscheinlich ist das nicht. Denn bekanntermaßen sind die Kanadier glühende Verehrer der Bayerischen Landeshauptstadt: Zum 19. Mal sind Maurizio Iacono und seine Mitstreiter heute hier, so oft waren sie in keiner anderen Stadt außerhalb von Nordamerika. Die Jubiläums-DVD „A Moment In Time“ (als Bonus zu „Meditations“ 2018 veröffentlicht) wurde hier aufgenommen und im August 2023 werden KATAKLYSM hier eine von zwei Album-Releaseshows in Deutschland spielen.

Nachdem sich der letzte Auftritt äußerst ungünstig mit einem Gratis-Konzert von Misery Index in der Halle nebenan überschnitten hatte und entsprechend schlecht besucht war, können sich KATAKLYSM im starken Package mit SOILWORK heute wieder über den ungeteilten Support der Münchner Death-Metal-Szene freuen.

WILDERUN im März 2023 in MünchenEntsprechend gut gefüllt ist das Backstage Werk schon bei WILDERUN, denen ab 19:00 Uhr für eine Dreiviertelstunde die Bühne gehört. Davon, dass die erste Ansage auf Deutsch gemacht wird, darf man sich nicht in die Irre leiten lassen, kommt das Quartett doch aus Boston, Massachusetts, USA: Der sympathische Move bringt WILDERUN allerdings nur in Maßen weiter, denn musikalisch kann die Band heute leider gar nicht punkten. So gut ihr von vielen Samples gestützter Prog-Metal mit großem Klargesangsanteil ins Vorprogramm von Opeth, Ihsahn oder Enslaved passen würde – so wenig passen WILDERUN heute ins Programm. Entsprechend überrumpelt ist das Publikum, die Reaktionen bleiben alles in allem verhalten.

SOILWORK im März 2023 in MünchenGanz anders bei SOILWORK: Von dem Moment an, als die Schweden auf die Bühne kommen und mit „Övergivenheten“ vom gleichnamigen, aktuellen Album in ihr Set starten, ist Stimmung in der Halle. Und tatsächlich liefern Björn „Speed“ Strid und seine Mitstreiter für 60 Minuten eine rundum stimmige Show ab. Im deren Mittelpunkt stehen natürlich ebenjener 2022er-Release, von dem fünf Songs dargeboten werden, sowie die drei vorangegangenen Alben. Mit „Nerve“, „Stabbing The Drama“ (beide „Stabbing The Drama“, 2005) und „Bastard Chain“ („A Predator’s Portrait“, 2001) gibt es aber auch einige „Klassiker“ für die langjährigen Fans. Doch nicht nur Setlist geht in Ordnung – auch Sound und Performance bieten keinen Anlass für Kritik: SOILWORK wirken am Ende des ersten Tour-Legs perfekt aufeinander eingespielt – aber noch nicht des Spielens (und Posens) überdrüssig. So kommt heute selbst, wer nur für die Schweden da ist, voll auf seine Kosten.

 

  1. Övergivenheten
  2. This Momentary Bliss
  3. Stabbing The Drama
  4. The Living Infinite I
  5. Is It In Your Darkness
  6. Electric Again
  7. Bastard Chain
  8. Valleys Of Gloam
  9. The Nurturing Glance
  10. Harvest Spine
  11. The Ride Majestic
  12. Nerve
  13. Stålfågel

KATAKLYSM im März 2023 in MünchenNach dieser musikalisch immer noch eher melodischen Darbietung sieht man den KATAKLYSM-Fans ihren Heißhunger auf harten, schnellen Death Metal richtiggehend an. Entsprechend braucht es auch bei KATAKLYSM nicht lange, bis sich der erste Circlepit auftut. Kein Wunder, haben die Kanadier mit „Push The Venom“ doch einen schmissigen Eingstieg gewählt. Auch sonst könnte die Setlist kaum besser zusammengestellt sein: Mit „Where The Enemy Sleeps…“, „Manipulator Of Souls“, „To Reign Again“, „At The Edge Of The World“, „In Shadows & Dust“ oder auch dem epischen „Blood In Heaven“ zum Abschluss – um nur einige zu nennen – haben KATAKLYSM unzählige Hits is Programm genommen, die auf der letzten Tour schmerzlich vermisst wurden.

KATAKLYSM im März 2023 in MünchenObwohl zwei Mann weniger als Soilwork, machen KATAKLYSM auf der Bühne nicht weniger Wirbel: Das liegt zum einen daran, dass Bassist Stéphane Barbe und Gitarrist Jean-François Dagenais unablässig in Bewegung sind und entweder headbangen oder über die Bühne laufen – zum anderen aber natürlich an der Bühnenpräsenz von Fronter Mauricio Iacono, der der Publikum mit seinen mal Ansagen schnell im Griff hat. So braucht er bei „As I Slither“ auch nicht zweimal für den obligatorischen „Security Stress-Test“ zum Crowdsurfen zu bitten. Dass er die Fans dann auch gleich zum gemeinsamen Headbangen auf die Bühne einlädt, tut sein Übriges, um aus der Show eine Party zu machen. Und als Maurizio den Münchner Fans nicht nur ein neues Album für August, sondern auch eine Album-Releaseshow in ihrer Stadt ankündigt, kennt die Euphorie keine Grenzen mehr – schließlich sollen KATAKLYSM direkt merken, dass sie auf die richtige Stadt gesetzt haben.

 

  1. Push The Venom
  2. Guillotine
  3. Narcissist
  4. Underneath the Scars
  5. Where The Enemy Sleeps…
  6. Manipulator Of Souls
  7. To Reign Again
  8. The Killshot
  9. Outsider
  10. Crippled & Broken
  11. At The Edge Of The World
  12. As I Slither
  13. In Shadows & Dust
  14. The Black Sheep
  15. Blood In Heaven

Dass SOILWORK und KATAKLYSM auf den ersten Blick musikalisch nicht wirklich gut zusammenpassen, stellt sich live als Glücksfall heraus – bleibt der Abend so doch über die ganze Länge unterhaltsam. Einzig WILDERUN als Support überspannen den Bogen etwas: Hier wäre eine ganz gewöhnliche Death-Metal-Band definitiv die für alle Beteiligten bessere Wahl gewesen. Nach 60 Minuten SOILWORK und 75 Minuten KATAKLYSM ist das aber längst vergessen.

KATAKLYSM im März 2023 in München

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert