Konzertbericht: Listener w/ Levi The Poet

21.03.2018 München, Backstage Club

In den letzten Jahren hat sich LISTENER vom Solo-Spoken-Word-Projekt von Dan Smith, das stärker im Hip Hop angesiedelt war, zu einer einzigarten Band entwickelt, die Post-Rock mit Post-Hardcore, Ambient und atemlosen, poetischen Spoken-Word-Passagen verbindet. Quasi pausenlos auf Tour sind die vier Musiker im Frühjahr 2018 mit ihrem neuen Album „Being Empty : Being Filled“ in Europa unterwegs und beehren an einem kühlen März-Abend den Backstage Club. Da an diesem Abend kein weiteres Konzert in der doch recht großflächigen Location stattfindet, fällt es umso mehr auf, dass sich nur einige wenige Zuschauer hierher verirrt haben.

Pünktlich um 20 Uhr betritt LEVI THE POET die Bühne. Zu flächigen Klängen monologisiert er ganz im Stil des heutigen Main Acts. Vor einer weißen Leinwand (da der eigentlich angedachte Projektor wohl defekt ist), gekrümmt, schreiend, flüsternd und mit nervösen, verhuschten Ansagen – LEVI THE POET schlägt dabei in jeder Hinsicht über die Stränge. Die Show gerät übertrieben pathetisch, die tief-katholischen Texte wirken oft schon unangenehm und manisch. Wie man das nun zu bewerten hat, ist wohl wirklich rein subjektiv: Musikalisch ist das Dargebotene sehr solide und teilweise auch bewegend, und das Publikum ist größtenteils sehr angetan. Dennoch hinterlässt das abschließende zehnminütige Gedicht mit seiner fast schon predigenden christlichen Art einen faden Beigeschmack.

Nach einer kurzen Umbaupause betreten LISTENER die Bühne, bilden dort einen Kreis und motivieren sich gegenseitig für die Show. Die Beleuchtung des Backstage Clubs wird heruntergefahren, und lediglich einige Lampen vor der Band sowie hinter ihnen angebrachte Neonröhren sorgen für die Beleuchtung. Der Qualitätsunterschied zum Support ist deutlich spütbar: Extrem laut und druckvoll legen die vier Musiker los, Dan Smith am Gesang schreisprichtsingt sich durch seine poetischen Texte, die zwar ebenfalls christlich geprägt sind, allerdings nie predigend oder bekehrend wirken. Das Publikum tanzt, wippt verträumt mit geschlossenen Augen und versinkt ganz in der Musik.

Die von Sänger Dan Smith immer wieder eröffnete Fragerunde findet heute nur wenig Anklang, der Dank der Band für die Begeisterung während und zwischen den Songs wirkt allerdings absolut ehrlich. LISTENER legen zwar den Fokus auf ihr neues Album, bauen aber unter anderem mit „Wooden Heart“ auch wirklich alte Nummern ein, der sich nahtlos in das Set einfügt. Nach einer guten Stunde mit etlichen emotionalen Highlights und einer beeindruckenden Energie geht die Band von der Bühne, um mit „You Have Never Lived Because You Have Never Died“ für den lautesten des Abends Jubel zu sorgen und eine großartige Show zum Ende zu bringen.

In einer gerechten Welt wären LISTENER eine sehr große Band. Immerhin haben sie sich über die Jahre in mühevoller Arbeit den Status erspielt, auch auf eine ausgedehnte Tour durch Europa gehen zu können. Auch wenn der christliche Einschlag des Abends befremdlich wirkt, ist er musikalisch und auf emotionaler Ebene definitiv über alle Zweifel erhaben. Ein frühes Konzerthighlight 2018.

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