Konzertbericht: Primordial w/ Moonsorrow, Der Weg einer Freiheit

25.04.2018 München, Backstage (Werk)

Mit Exile Amongst The Ruins“ (Album des Monats März) haben PRIMORDIAL ihre Qualitäten eben erst mit einem neuen Meisterwerk untermauert. Nun ziehen die Iren gemeinsam mit MOONSORROW und DER WEG EINER FREIHEIT mit der „Heathen Crusade“-Tour auf heidnischem Kreuzzug durch Euopa, um ihren Fans das Material auch live näherzubringen.

Den Anfang machen bereits um 19:30 Uhr DER WEG EINER FREIHEIT. Während die Band im Oktober 2017 auf ihrer Tour mit Regarde Les Hommes Tomber Zeit für eine breite Songauswahl hatte, müssen sich die Würzburger heute auf fünf (lange) Stücke beschränken, die sie in den ihnen zugesprochenen 45 Minuten unters Volk bringen. Dieses ist zwar noch nicht in voller Stärke vertreten, über mangelnden Zuspruch können sich die Black Metaller aber nicht beschweren. Und das zu Recht: Mit viel Nebel und einer atmosphärischen Lichtshow, vor allem aber einer extrem akkurat gespielten Show kann das Quartett nicht nur eingefleischte Fans überzeugen.

  1. Einkehr
  2. Skepsis, Part I
  3. Zeichen
  4. Requiem
  5. Aufbruch

MOONSORROW, heute als Co-Headliner mit von der Partie, dürfen sich im Anschluss bereits über deutlich mehr Publikum freuen. Diesem bieten sie mit ihrem teils fröhlichen, teils düsteren Pagan-Metal einerseits, dem True-Black-Metal-typischen Corpsepaint andererseits ein echtes Kontrastprogramm zum eben Gehörten und Gesehenen. Schnell ist die Halle in Feierlaune: Das vornehmlich vom 2016er-Album „Jumalten Aika“ stammende Material wie „Ruttolehto incl. Päivättömän Päivän Kansa“ oder „Mimisbrunn“ wird trotz  Songlängen von bis zu 15 Minuten nicht langweilig, lässt den Finnen aus Helsinki jedoch auch nicht mehr Raum als für insgesamt sechs Songs – und das bei einer für die zweite von drei Bands doch beachtlichen Spielzeit von 75 Minuten.

  1. Pimeä
  2. Ruttolehto incl. Päivättömän Päivän Kansa
  3. Kivenkantaja
  4. Suden Tunti
  5. Mimisbrunn
  6. Kuolleiden Maa

So ist es dann doch schon 22:20 Uhr, als PRIMORDIAL die Bühne betreten. An sich kein Problem – doch PRIMORDIAL haben heute Großes vor. Los geht es mit dem neuen „Nail Their Tongues“, ehe Fronter Alan Averill – der auch heute wieder vor Elan nur so strotzt – mit „Gods To The Godless“ („Spirit The Earth Aflame“, 2000) bereits einen ersten „Oldie“ ankündigt. Auch wenn es der älteste Song im Set bleiben soll, bleibt es definitiv nicht der einzige Klassiker: Ganze vier Songs vom grandiosen „To The Nameless Dead“ (2007), die Hits „The Coffin Ships“ („The Gathering Wilderness“, 2005) und „No Grave Is Deep Enough“ („Redemption At The Puritan’s Hand“, 2011) und insgesamt fünf Stücke vom neuen Album bilden die Setlist des heutigen Abends.

Wer die Songs kennt, kann daraus schon auf die Spielzeit schließen: Gute 90 Minuten Show legen PRIMORDIAL heute auf die Bretter. Was unter anderen Umständen jeden Fan glücklich gemacht hätte, ist heute vielleicht etwas zu gut gemeint.

Nachdem es trotz des frühen Konzertbeginns für einen Mittwoch spät zu werden droht, verabschieden sich nicht wenige Besucher schon vorzeitig: Obwohl PRIMORDIAL absolut nichts falsch machen, leert sich das Werk so bereits gegen 23:30 Uhr merklich. Der Stimmung unter den verbliebenen Fans tut das aber keinen Abbruch, und auch die Band macht einen zufriedenen Eindruck, als sie die Bühne um kurz vor Mitternacht und nach dem grandiosen „Empire Falls“ verlässt.

  1. Nail Their Tongues
  2. Gods To The Godless
  3. Exile Amongst The Ruins
  4. No Grave Deep Enough
  5. To Hell Or The Hangman
  6. As Rome Burns
  7. Stolen Years
  8. Traitors Gate
  9. Upon Our Spiritual Deathbed
  10. The Coffin Ships
  11. Heathen Tribes
  12. Empire Falls

Man sollte eigentlich froh sein, wenn Bands ihren Fans noch eine lange Show bieten wollen – sind solche Setlängen mittlerweile doch eher die Seltenheit. An einem Mittwoch ist das mit zwei Vorbands, die 45 und 75 Minuten zugestanden bekommen, jedoch vielleicht zu viel des Guten. Heute wäre weniger tatsächlich einmal mehr gewesen: Weniger Bands oder bei allen Bands etwas weniger Spielzeit. Doch das ist natürlich auf hohem Niveau gejammert. Denn sieht man davon ab, bekommen die Fans auf dieser Tour von drei starken Bands drei absolut sehenswerte Shows und damit wirklich was fürs Geld geboten.

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3 Kommentare zu “Primordial w/ Moonsorrow, Der Weg einer Freiheit

  1. Von dem Dreierpack war ich restlos begeistert, also stand ich nach Monaten ohne Livekonzert mal wieder im Backstage – allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aus den von Herrn Grütz genannten Gründen: Gegen 23:15 Uhr verließ ich aus reiner Vernunft das Backstage, war um Mitternacht im Bett und freute mich über den Wecker um 5:20 Uhr.

    Aber zum Konzert.
    DWEF hatten mich bisher nie recht begeistert, weder auf Platte noch live – nicht mal an dem Tag, als ich in gewisser Weise als Teil einer Vorband selbst im Backstage gespielt habe. Die neue Platte hatte aber meine Sicht auf sie komplett gedreht und dementsprechend gespannt war ich auf ihren Auftritt. Der ging nach einer Nocturne von Chopin sofort mit Blastbeats los. So dauerte es dann etwa 0,5 Sekunden, bis sie mich völlig in den Bann gezogen hatten. Vom Sound war ich restlos begeistert: Druckvoll, klar und differenziert. Auch Hall und räumliche Effekte gegen Ende des Sets kamen gut raus. Lediglich der Gesang hätte einen Tick lauter sein können.

    Im Vergleich hierzu fand ich Moonsorrow erst einmal schwach. Sie zählen seit Jahren schon zu meinen Lieblingsbands aus dem Bereich und einmal – etwa 2009 – hatte ich sie in Ludwigsburg gesehen, wo sie mit einem druckvollen und basslastigen Sound dank der Double-Bass-Attacken alles in Grund und Boden gewalzt haben. Heute klangen die Gitarren dünn, der erste Eindruck war mir zu brav und zu fröhlich. Nach dieser anfänglichen Verwunderung kam man aber in den Sound rein, die Stimmung war besser als bei DWEF und phasenweise klangen sie voll und mitreißend, so wie ich mir das erhofft hatte.

    Dann Primordial, noch so eine grandiose Band auf CD, mit unglaublicher Atmosphäre und Stimmung. Einmal hatte ich sie live gesehen, war aber enttäuscht. Auch hier dauerte es heute aber nur ein paar Sekunden, dann war klar: die rocken heut das Haus. Satter, voller Sound (die Lead-Gitarre hätte manchmal lauter sein können), Alan Averill zwar manchmal etwas theatralisch, aber doch immer mit unglaublicher Bühnenpräsenz und auch einmal ohne Mikro der, der das Sagen hatte. Trotz der Begeisterung bei den ersten beiden Bands ganz klar die Headliner heute.

    Am Ende also drei wirklich starke Auftritte , dazu gratis Aufkleber und Poster für nicht mal 30€. Hut ab!

  2. ich war am besagten Abend dort und hier meine Anmerkungen:
    – auf DWEF hätte man verzichten sollen (auch wenn die Band gut ist), denn eine Vorband ist genug
    – das Werk hat sich angefangen zu leeren damit viele Leute ihren Zug noch rechtzeitig erreichen konnten ohne bis 3 Uhr nachts in München gestrandet zu sein
    – Primordial hätten (bis auf ‚Traitor’s Mark‘) endlich mal die restlichen Songs von To The Nameless Dead aus der Setlist rauskicken sollen. die spielen ja jedes mal das gleiche. Stattdessen wäre mal ein Lied aus der Journey’s End, Storm Before Calm oder vorletztem Album besser angebracht…und ja, einen Übersong wie ‚Sunken Lungs‘ vom aktuellen Album nicht zu spielen ist ja schon fast kriminell!

    P:S an den Redakteur:
    – es ist ‚Spirit The Earth Aflame‘ und nicht ‚Spirit Of The World Aflame‘
    – eine paar Worte zum Sound wären sehr angebracht, der war nämlich nicht ganz optimal

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