Review Primordial – Spirit the Earth Aflame

Man findet sie heutzutage ziemlich selten, diese Musiker, die mit dieser Extraprise Herzblut zur Sache gehen. Musiker, denen ihre Musik wirklich wichtig ist, fernab jeglicher Kommerzialisierungsgedanken im Hinblick auf mögliche Verkaufszahlen oder kritische Töne der Kritiker. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass es meistens Bands aus Ländern sind, die großen Wert auf Tradition legen, wie etwa die skandinavischen Länder. Oder Irland, ein Land, welches in metallischen Gefilden durch seine keltische Vergangenheit eigentlich mehr als Inspirationsquelle denn als Heimat allzu berühmter Kapellen bekannt ist.

Hier und da taucht dann aber doch eine auf, in diesem Fall sind es PRIMORDIAL um den charismatischen Fronter A.A. Nemtheanga. Primordial (vgl. Wikipedia, 01.03.2008, 18.30 Uhr): „In der Kernphysik bezeichnet man ein radioaktives Isotop bzw. Nuklid als primordial (lat.: „von erster Ordnung“), wenn es schon bei der Entstehung der Erde vorhanden war, aber aufgrund seiner langen Halbwertszeit noch nicht vollständig zerfallen ist und daher in der Natur vorkommt“. An Selbstvertrauen scheint es schon mal nicht zu mangeln und so brachten es die irren Iren bis zu „Spirit The Earth Aflame“ immerhin schon auf die vielbeachteten „Imrama“ und „A Journey`s End“. Zurecht galten sie um die Jahrtausendwende als Hoffnungsträger im paganistischen Untergrund und diese Vormachtstellung untermauern sie mit „Spirit The Earth Aflame“ ganz gewiss.

Sind es also doomige Drums, die den Titeltrack eröffnen oder doch eher die marschierenden Horden über das taufeuchte Gras, bereit, für die Freiheit das eigene Leben zu opfern? Vermutlich ist das eine als das andere gedacht, dazu intoniert Nemtheanga feierlich die Zeilen, welche die Marschrichtung des Albums vorgeben, mit dem Geist der Band wird ein zunächst kleines Feuer entzündet, welches sich im Verlauf zu einem wahren Flächenbrand erweitert. „Gods To The Godless“, welches zugegebenermaßen einen etwas plakativen Titel trägt, beginnt ähnlich gemächlich, akustische Gitarren fiedeln eine Minute vor sich hin, werden dann aber mächtig abrupt durch fette Verzerrungen und stampfende Drums auf den Boden der Realität zurückgeholt. Im unteren Midtempobereich gehalten, geht das Lied als eine erste Hymne durch, zumeist cleane Vocals erzählen irische Geschichte, welche nicht nur die Herzen der unmittelbar Betroffenen anrührt, sondern auch beim gemeinen Mitteleuropäer Gänsehautmomente zu entfachen wissen. Dass man auch die harschen Gesänge beherrscht, zeigt sich ebenfalls bei diesem Song, das Gekreische macht das Ganze aber nur noch intensiver, wie auch das akustische Einspiel nach etwa fünf Minuten, welches noch einmal, einem aufwallenden Gewitter ähnlich, sämtliche Kräfte bündelt, um sie in einem wahren Gefühlssturm zu entfachen.

Ohnehin setzen die Songwriter im wesentlichen auf das Wechselspiel zwischen akustischer und verzerrter Gitarre, einen leicht ähnlichen Aufbau hat auch „The Burning Season“, welches in meinen Augen an die Klasse des Vorgängers ebenso wenig heran reicht wie an meinen absoluten Favoriten „The Burning Season“. Eine verzerrte Gitarre betritt die Bühne und spinnt zunächst einmal ihre Weben um den staunenden Zuhörer, der, immer noch gefesselt, den Mund gar nicht mehr zu bekommt, wenn die Drums einsetzen und der cleane Gesang von weiteren Tragödien berichtet.

Setzen wir einen Schlussstrich unter eine Geschichte, die doch scheinbar erst an ihrem Anfang steht: wir haben hier ein Album, welches voller Heimatliebe, voller Herzblut und Erhabenheit ist. Hier wird Aggression durch Können und nicht durch stumpfsinniges Geprügel erzeugt, hier wird Atmosphäre vom Feinsten kreiert, hier regiert die Ehrlichkeit, hier zeigt man Affekthascherei die kalte Schulter. Schwachpunkte gibt es allerdings dennoch, auch wenn sie nicht zu breit getreten werden sollten: das Niveau von „Gods To The Godless“ oder „The Burning Season“ wird nicht über das gesamte Album hin gehalten und auch wenn das schwierig ist, für ein Meisterklassealbum wäre das notwendig. Aber auch so haben wir eine runde Sache: Musik und Text gehen Hand in Hand, der Sound ist beinahe jederzeit transparent, so dass man sogar den Bass hier und da klar heraushören kann (der fette Gitarrensound bleibt unangetastet) und auch das Artwork kommt als Schlange (Cydical Serpent), die sich in den eigenen Schwanz beißt und somit als Zeichen des ewigen Kreislaufs gilt, zwar recht einfach, aber effektiv daher. Alleine wegen der angesprochenen Highlights sollte man diese CD besitzen, eine Dreiviertelstunde (51 Minuten, wenn man den nicht aufgeführten „Hidden“-Track „To Enter Pagan“ hinzu nimmt) Spaß und Freude wären dann garantiert.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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