Konzertbericht: Six Feet Under w/ Debauchery & Support

05.04.2011 München, Backstage Halle


SIX FEET UNDER haben in letzter Zeit häufiger für Schlagzeilen gesorgt – unlängst durch die Veröffentlichung einer Live-DVD, die trotz einiger produktionstechnischer Mängel eindrucksvoll die Bühnenstärke der Band aus Tampa, Florida nachzuzeichnen wusste, und schließlich durch den rabiaten Lineup-Umbau der nach dem Ausstieg von Greg Gall (Schlagzeug) und Terry Butler (Bass) vollzogen werden musste.
Schneller als vielleicht mancher erwartet hatte, sind die Groove-Deather nun mit der “WAKE THE NIGHT TOUR 2011” zurück auf den Bühnen Europas um diesen Release gebührend zu promoten – möglich machte dies eine Verbrüderung mit der Thrash/Metalcore-Band Chimaira: Mit Matt DeVries (Bass) und Rob Arnold (Gitarre) sowie Kevin Talley (Drums) wurden zwei aktive und ein ehemaliges Mitglied der Band annektiert – welche Folgen das für den Sound der Death Metal-Legende um Sänger Chris Barnes hat, zeigte sich bei ihrem Auftritt im Münchner Backstage.

Als Support dient heute neben der Münchner Thrash-Metal-Newcomer-Band DUST BOLT, die etwas verspätet mit einem wirklich souveränen Auftritt zu überzeugen wusste, das Death Metal-Duo HASTUR, das trotz seiner Minimalbesetzung (Drummer/Sänger & Gitarrist/Sänger) und dem damit einhergehenden Exotenbonus auf Dauer nicht wirklich begeistert: Zwar ist das Death Metal-Brett, das die beiden Herren dem Publikum vor den Latz knallen, durchaus amtlich, und die offensichtliche Spielfreude des Sängers fast schon drollig, spannender werden die zugegebenermaßen technisch recht anspruchsvollen Songs davon aber nicht.
Auch die nachfolgenden GODDAMN aus Norwegen können dieses recht niedrig angesetzte Spannungslevel nicht unbedingt viel anheben, so dass die erste wirklich interessante Band des Abends DEBAUCHERY, oder, wie sie vom Backstage in deren Terminkalender liebevoll genannt werden, BAUCHERY, sind, die heute quasi die Rolle eines „Special Guest“ übernehmen – wurden sie doch erst in letzter Minute dem Tour-Billing hinzugefügt.

An Zuspruch mangelt es Baden Württembergern deshalb jedoch nicht: >Die Halle ist so voll wie an dem Abend bisher nicht, vielleicht sogar voller, als zu jedem anderen Zeitpunkt an diesem Abend.Thomas „The Bloodbeast“ Gurrath, unlängst noch in der Presse, weil er ob seiner Bandtätigkeit seinen Wunschberuf, Lehrer, nicht ausführen durfte, zeigt sich darüber ehrlich erfreut und bedankt sich, blutübergossen, mehrfach höflich beim Publikum für die große, gemeinsame Party.
Mit Songs vom neuen Album, „Germany’s Next Death Metal“ sowie Klassikern aus guten 10 Jahren Bandgeschichte heizen DEBAUCHERY dem Publikum kräftig ein – nicht zuletzt des nahezu perfekten Sounds wegen. Wirklich lang ist der Auftritt zwar nicht, bei fünf Bands, von denen vier Death Metal und eine Thrash Metal spielen, ist das aber eigentlich garnichtmal so schlimm.
Und auch, wenn ich nie der größte Fan des DEBAUCHERYschen schaffens war, muss ich anerkennend feststellen, dass die Band auf jeden Fall zu den Gewinnern des heutigen Abends zählt.

Nach kurzem Umbau und anschließender, atmosphäresteigernder Rockstar-Pause ist es schließlich Zeit für den Headliner des Abends, SIX FEET UNDER.
Bereits das Erscheinungsbild der Truppe ist ungewohnt – haben doch zwei der drei Neulinge kurze Haare. Jedoch sind derartige Äußerlichkeiten vernachlässigbar – störender ist hingegen, dass Rob Arnolds Gitarre klingt, als spielte er in einer Metalcore-Band: Ein höhenlastiges Kreischen, das nicht eben sonderlich gut zum groovenden Death Metal der Band aus Tampa, Florida passt.
Damit wären die Veränderungen jedoch auch schon abgehandelt… denn abgesehen von diesen Punkten bieten SIX FEET UNDER dem geneigten Fan genau das, was dieser hören möchte. So hat die Band sich für den heutigen Abend ein wirkliches Best-Of-Set überlegt – ergo ein Set, das zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus Songs des – machen wir uns nichts vor – besten SIX FEET UNDER-Albums besteht: „Haunted“. Da der Sound dabei, wie schon bei den Bands zuvor, keinen Anlass zu Kritik bietet, könnte man eigentlich erwarten, dass SIX FEET UNDER dafür regelrecht abgefeiert werden – doch da kennt man das Münchener Publikum schlecht:
Bis auf einige Draufgänger, die es sich nicht nehmen lassen, einen Moshpit zu starten, wirkt das Publikum bisweilen gar apathisch – und taut nur zum Applaus zwischen den Songs etwas auf.
Verwunderlich insofern, als dass eine Tour mit einer so klaren Rollenverteilung zwischen Supportbands und Headliner eigentlich nahelegt, dass die Fans hauptsächlich wegen des Headliners erscheinen… zumal mit DEBAUCHERY die einzige, ansatzweise bekannte Band neben SIX FEET UNDER so spät ins Billing gerutscht ist, dass ihre Bestätigung wohl nicht den größten Einfluss auf die Ticket-Kaufentscheidung der Fans gehabt haben dürfte.
Ob es daran liegt, dass fünf Bands einfach zu viel sind, oder daran, dass das Konzert etwas verzögert angefangen hat und sich so recht weit in die Nacht hinein zieht, lässt sich nicht sagen – Fakt ist, dass es für SIX FEET UNDER nicht eben glücklich ist, dass ihre Show bis knapp halb eins dauert – leert sich die Halle gegen Ende doch merklich. Dass Chris sich dennoch mehrfach beim Publikum bedankt und allgemein sehr zufrieden wirkt, zeigt nur ein weiteres Mal die Professionalität der Band auf… optimal sind die Rahmenbedingungen heute nämlich wirklich nicht.
Dennoch lässt sich die Band nicht lange bitten und gewährt die geforderte Zugabe, bevor sie nach getaner Arbeit endgültig die Bühne verlässt.

Auch, wenn der Abend gerade bei HASTUR und GODDAMN einige Durchhänger hatte, und sich ob der Verzögerung alles in allem arg in die Länge zog, so haben doch zumindest SIX FEET UNDER eindrucksvoll bewiesen, dass sie von den gravierenden Lineup-Wechseln nicht im Geringsten geschwächt sind: So tight und routiniert, wie sich das Quintett heute präsentiert, merkt man der Band nicht ansatzweise an, dass drei Fünftel der Besetzung erst vor wenigen Wochen dazugestoßen sind – das motivierte und engagierte Auftreten des Dreadlock-Fronters Chris Barnes gibt dem Auftritt dabei den letzten Kick und rettet so den, mit Ausnahme von DEBAUCHERY, ansonsten eher durchschnittlichen Abend.

Konzertphotos von: Moritz Grütz

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