Konzertbericht: Six Feet Under w/ Incite, Disquiet, Tornado, Mecalimb

13.12.2018 München, Backstage (Halle)

Über die Qualität der Alben von SIX FEET UNDER ließ sich schon lange streiten, über das enttäuschende 2017-er Machwerk „Torment“  dann – nach einem zwischenzeitlichen Hoch mit „Undead“ und „Unborn“ – nicht mehr. Dass die Amis trotzdem noch einen guten Ruf zu verteidigen haben, liegt vornehmlich an den stets amtlichen Live-Auftritten der Band. Wenngleich diese den Fans abseits großer Festivals meist einiges abverlangen: Auch auf der diesjährigen „X-Mass In Hell Tour“ (sic) setzt die Booking-Agentur nicht nur durch den Schreibfehler im Tournamen eher auf Masse denn auf Klasse.

Mit den Norwegern MECALIMB, den Finnen TORNADO und den Niederländern DISQUIET sind einmal mehr drei Bands mit von der Partie, die hierzulande kaum jemandem ein Begriff sein dürften und aus ökonomischer Sicht wohl nur in einem Pay-to-Play eine sinnvolle Ergänzung des Tourpackages sind.

Entsprechend wenig ist in der Backstage Halle noch bei INCITE los – der letzten von somit vier Vorbands und der ersten, die man hierzulande gut kennt. Als die Band des Stiefsohns von Max Cavalera schwammen INCITE lange im Fahrwasser von Soulfly. Mittlerweile haben sich Richie und seine Mitstreiter freigeschwommen: Mit starker Bühnenpräsenz und groovigem Mix aus Thrash und Death locken INCITE die vielleicht 100 Fans in der Halle zwar noch nicht ganz aus der Reserve, ernten aber doch zumindest anständigen Applaus – nicht zuletzt für ihre brandneuen Stücke „Ruthless Ways“ und „Built To Destroy“ vom gleichnamigen fünften INCITE-Album, welches im Janaur 2019 erscheinen soll. Einzig beim Sound ist noch Luft nach oben: „Dru Tang“ Romes Gitarre – die einzige im Sound des Quartetts – geht im Bass-Schlagzeug-Gewitter über weite Strecken komplett unter.

  1. Up In Hell
  2. False Flag
  3. The Aftermath
  4. Stagnant
  5. Built To Destroy
  6. Ruthless Ways
  7. Down And Out
  8. Tyranny’s End
  9. WTF
  10. The Slaughter
  11. Army Of Darkness

Was genau im Anschluss schief läuft, ist nicht festzustellen. Fakt ist, dass sich nach Abschluss der Umbauarbeiten alles unnötig verzögert – anscheinend, weil SIXFEETUNDER-Mastermind Chris Barnes nicht aufzufinden ist, der als einziger aus der Band noch nicht um halb Elf spielbereit am Bühnenrand steht. Das ist jedoch schnell vergessen, als Barnes schließlich auftaucht und SIX FEET UNDER mit einer guten Viertelstunde Verzögerung loslegen. Dass SIX FEET UNDER 2018 ihren 25. Geburtstag feiern, ist ein willkommener Anlass, sich im Set auf die allseits beliebten Hits konzentrieren zu können: Gefühlt jeder zweite Song stammt vom Debüt „Haunted“ – wohingegen die letzten vier (!) Studioalben gänzlich unerwähnt bleiben.

Dass sich daran niemand stört, ist unschwer zu erkennen: Zu Hits wie „The Enemy Inside“, „Beneath The Black Sky“ oder „Human Target“ fliegen im Publikum quasi ununterbrochen Haare und Körper. Kein Wunder: Mit dem 2016 eingestiegenen Ray Suhy (Cannabis Corpse) und dem 2017 hinzugekommenen Death-Metal-Vetaranen Jack Owen (ehemals Cannibal Corpse) als Gitarristen, sowie Jeff Hughell am Siebensaiter-Bass (!) sind SIX FEET UNDER personell derzeit wirklich stark besetzt. Entsprechend solide ist die Soundwand, über die Rastaman Barnes in gewohnt beeindruckender Manier seine tiefen Growls und markigen Pig Squeals dröhnt und kreischt.

So cool wie die Musik sind dabei auch die Musiker: So lässt sich Suhy ebenso wenig davon aus der Ruhe bringen, dass sich unter dem Spielen das Gurtsystem der Gitarre verabschiedet und er nach erfolgter Reparatur im nächsten Song sein Smartphone zertritt, wie Barnes sich vom Publikum provozieren lässt. So entspannt sich aus dem Zwischenruf „Do you remember my mama?“ der humorvolle Dialog Yes, I remember your mama!“„I’m your son!“„Oh, my long lost son! Merry Christmas and Happy Birthday!“. Darüber muss schließlich selbst Growl-Gott Barnes lachen.

Um kurz nach Mitternacht endet schließlich ein Konzertabend, der bezüglich der Headlinershow von SIX FEET UNDER weder musikalisch, noch in Sachen Sound oder Setlist irgendwelche Wünsche offen lässt – und dennoch zu denken gibt.

  1. The Enemy Inside
  2. Silent Violence
  3. Lycanthropy
  4. Revenge Of The Zombie
  5. Feasting On The Blood Of The Insane
  6. The Day The Dead Walked
    Seed Of Filth
  7. Death Or Glory (Holocaust-Cover)
  8. My Hatred
  9. Deathklaat
  10. Ghosts Of The Undead
  11. Human Target
  12. Torn To The Bone
  13. Still Alive
  14. Beneath A Black Sky
  15. Stripped, Raped And Strangled (Cannibal-Corpse-Cover)
  16. Hammer Smashed Face (Cannibal-Corpse-Cover)
  17. Born In A Casket (Cannibal-Corpse-Cover)

Fünf Bands bei einem Konzert unter der Woche? Drei Support-Acts, die vermutlich zusammen keine zwei Fans in die Halle geholt haben? Muss eigentlich alles nicht sein. Zumal hier ganz offensichtlich nicht der Underground gestärkt, sondern jungen Bands viel Geld für nur auf dem Papier attraktive Supportslots aus der Tasche gezogen wird. Darüber sollten vielleicht auch SIX FEET UNDER einmal nachdenken, die an dem Pay-to-Play-System zwar wohl nicht unmittelbar beteiligt sind, jedoch im Rahmen solcher Touren ein ums andere Mal ihren Namen bereitwillig dafür hergeben.

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3 Kommentare zu “Six Feet Under w/ Incite, Disquiet, Tornado, Mecalimb

    1. „mass“ als „Messe“ ist in der Theorie richtig, in der Praxis für X-mas aber falsch, da es eben Christmas heißt und nicht Christmass.

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