Konzertbericht: Six Feet Under w/ Magnacult, Megalimb, The Convalescence, Psykotribe

10.12.2019 München, Backstage (Halle)

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind. Oder eben Chris Barnes. Das Tourkonzept der „X-Mass in Hell“ Tour ist allerdings einmal mehr nicht unbedingt von vorweihnachtlicher Nächstenliebe geprägt: Traditionsgemäß füllen auch in diesem Jahr vier Bands das Billing auf, die keiner kennt und deren eigentliche Aufgabe nicht in der Show liegt, sondern darin, die Tour über Pay-to-Play zu finanzieren.

Das Interesse an PSYKOTRIBE und THE CONVALESCENCE aus den USA sowie MECALIMB aus Norwegen ist entsprechend gering. Selbst bei MAGNACULT aus Amsterdam als letzter Vorband des Abends kommt in der Halle noch keine Stimmung auf: Rund 150 Fans stehen vornehmlich herum und harren der Dinge, die da kommen – da kann sich MAGNACULT-Fronter Seb noch so sehr bemühen und um Bewegung bitten. Aber wem kann man schon verdenken, dass er an einem Dienstag vor SIX FEET UNDER nicht noch vier mäßig spannende Death-Metal-Bands sehen will?

Wenngleich der Abend bis zu diesem Zeitpunkt wenig zu bieten hatte, scheint die Vorfreude auf SIX FEET UNDER zumindest keinen Schaden genommen zu haben: Als Chris Barnes und seine Truppe um 22:30 Uhr endlich die Bühne betreten, kommt schnell Bewegung in die Sache. Kein Wunder, startet die Death-Metal-Koryphäe aus Tampa, Florida, doch direkt mit dem Klassiker-Trio „The Enemy Inside“, „Silent Violence“ und „Lycanthropy“ vom 1995er-Debüt „Haunted“ in den Abend. Da klingelt es nicht nur in den Ohren, sondern zumindest bei treuen SIX-FEET-UNDER-Fans auch im Hinterkopf: Mit exakt diesen Songs eröffneten SIX FEET UNDER nämlich bereits ihre Shows der „X-MASS in Hell Tour 2018“.

Tatsächlich sind sich SIX FEET UNDER nicht nur ihrer fragwürdigen Vorbandpolitik, sondern auch ihrer Setlist treu geblieben: In den folgenden 70 Minuten spielen sich die Deather durch eine nahezu identische Setlist wie im Vorjahr. Der Fokus der Show liegt damit einmal mehr auf Klassikern – eigenen, vornehmlich von „Haunted“, wie auch fremden: den zwei Cannibal-Corpse-Covern und der berühmten AC/DC-Interpretation „T.N.T.“. Da Barnes heute nochmal deutlich fitter wirkt als 2018 und mit seinen Growls ebenso begeistert wie mit seinen markigen Pig Squeals, ist das aus musikalischer Sicht durchaus erfreulich. Was es aber über eine Band aussagt, dass sie anscheinend generell von veröffentlichten 13 Alben nur 13 Songs spielen kann oder will, steht auf einem anderen Blatt. Ebenso, was es über das erst 2017 veröffentlichte aktuelle Album „Torment“ aussagt, dass SIX FEET UNDER nach wie vor keinen einzigen Song der Scheibe im Repertoir haben.

  1. The Enemy Inside
  2. Silent Violence
  3. Lycanthropy
  4. Revenge Of The Zombie
  5. Feasting On The Blood Of The Insane
  6. Victim Of The Paranoid
  7. The Day The Dead Walked
  8. Seed Of Filth
  9. Death Or Glory (Holocaust-Cover)
  10. Human Target
  11. Deathklaat
  12. Ghosts Of The Undead
  13. Torn To The Bone
  14. Beneath A Black Sky
  15. Stripped, Raped And Strangled (Cannibal-Corpse-Cover)
  16. Hammer Smashed Face (Cannibal-Corpse-Cover)
  17. T.N.T. (AC/DC-Cover)

Sound, Setlist, Darbietung und Stimmung – eigentlich passt heute alles. Das vergleichsweise geringe Publikumsinteresse ist trotzdem wenig verwunderlich: Ein wenig überzeugendes Album 2017 und rund 40€ für das gleiche 70-Minuten-Set wie 2018, das dank des musikalisch komplett überflüssigen Vorprogramms (an einem Werktag!) erst um 23:40 Uhr endet. Es gibt ohne Frage reizvollere Konzertofferten. Dass SIX FEET UNDER das, was sie machen, auch heute gut machen, kann da nur in Maßen besänftigen: Dass die Amerikaner am Ende dieses ermüdenden Konzertmaratons trotzdem noch ordentlich Jubel ernten, zeigt vor allem, wie treu die SIX-FEET UNDER-Fans sind. Ob dieses Tourkonzept so noch ein drittes Jahr in Folge aufgeht, ist allerdings mehr als fraglich.

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