Konzertbericht: Soulfly w/ Incite, Lody Kong

19.07.2013 Dresden, Reithalle Straße E

SOULFLY+Maximum+Cavalera+Tour+2013+Soulfly+A6
Vor ein paar Jahren hätte man unter einer „Maximum Cavalera Tour“ vielleicht eine Sepultura-Reunion im Original-Line-Up oder eine Tour der Cavalera Conspiracy verstanden. 2013 jedoch steht der Name Cavalera für einen musikalischen Großbetrieb in Familienhand. Papa Max gibt mit SOULFLY den Headliner, während Stiefsohn Richie mit INCITE und Sohn Igor Jr. mit LODY KONG als Support aufspielen dürfen. Neu ist das allerdings auch nicht mehr…

LODY KONGLody Kong merkt man dann auf prompt an, dass sie familiäre Bindungen zum Headliner haben. Anders kann man sich die Jungs kaum auf dieser Tour vorstellen. Sicherlich ist alles was die Vier bieten handwerklich solide gemacht, allerdings besitzen die Buben null Ausstrahlung oder Bühnenpräsenz. Auch musikalisch sind LODY KONG alles andere als aufregend, was wohl den Abstand erklärt, den das Publikum zur Bühne hält. Man kann nicht verschweigen, dass die Band einige ordentliche Grooves im Programm hat, allerdings versuchen die Knaben etwas zu angestrengt den „Großen“ – in diesem Falle Soulfly – nachzueifern. Die Songs wirken dabei unausgegoren, die Übergänge zwischen den einzelnen Teilen unorganisch und es ist schlicht keine eigene Linie erkennbar. Gen Ende des Sets finden sich dann doch ein paar bewegungswütige vor der Bühne ein, was die Band sichtlich freut und auch nicht komplett ungerechtfertigt ist.

Bewegungswut Inciteherrscht bei den nachfolgenden INCITE von Anfang an, denn die Band spielt ihren modernen Thrash dermaßen überzeugt und energetisch, dass dem Publikum keine andere Wahl bleibt, als abzugehen. Dass Richie dabei aussieht wie ein junger Phil Anselmo und INCITE optisch generell stark an Pantera erinnern, stört dabei niemanden, ganz im Gegenteil. Denn auch musikalisch sind Pantera und Lamb Of God gute Orientierungspunkte, wobei die Band dem Ganzen einen eigenen Spin verpasst, was die gut 35 Minuten Spielzeit äußerst unterhaltsam sein lässt. Die Anwesenden schütteln fleißig ihre Köpfe, bewegen sich ausgiebig vor der Bühne und zum letzten Song gibt es sogar eine Wall Of Death – gelungener Auftritt.

Zweifelsohne SoulflyChef des Abends und der Familie ist jedoch Max mit SOULFLY. Wie bei einem alten Silberrücken ist sofort Ruhe, wenn Papa die Bühne betritt. Allerdings nur ganz kurz, danach explodiert die Reithalle in einem wahren Sturm von fliegenden Haaren und Körpern, immer angetrieben von SOULFLYs energiegeladenen Grooves und Rhythmen. Max gibt dem Publikum dabei ordentlich Raum zum Mitsingen, den dieses gern annimmt. SOULFLY überraschen am heutigen Abend mit einer Vielzahl von Cover-Snippets, die von „Walk“ über „Paranoid“ bis zu „Balls To The Wall“ und „The Trooper“ reichen. Notwendig? Sicher nicht, aber unglaublich unterhaltsam und stimmungsförderlich. Selbiges gilt auch für die amtliche Anzahl an Sepultura-Klassikern, die SOULFLY am heutigen Abend zum Besten geben – „Refuse/Resist“, „Territory“ und vor allem „Roots Bloody Roots“ bringen das Publikum zum Kochen. Auch zwei Nailbomb-Stücke gibt es zu hören, was ja nun wahrlich nicht alle Tage vorkommt, den Anwesenden jedoch ganz offensichtlich gefällt. In Verbindung mit SOULFLY-Knallern wie „Seek ‘N‘ Strike“ oder „Eye For An Eye“ bietet die Band an diesem Abend eine stilistische Bandbreite, wie sie nur wenige Andere an den Tag legen können. Dazu gönnen SOULFLY den Fans mit „Bloodshed“ noch einen Song vom kommenden Album „Savages“, bei dem Igor Jr. mit Max gemeinsam singt. Mit mächtigen Grooves, einer melodischen Bridge und straightem Geprügel präsentiert sich diese Nummer als waschechter SOULFLY-Song, der richtig Bock auf das Album macht.

Unterm Strich bietet die „Maximum Cavalera Tour“ an diesem Abend den zahlenden Gästen mit INCITE eine aufstrebende Band, mit SOULFLY eine Genre-Legende und mit LODY KONG einen Band, die ihr Potenzial noch ausschöpfen muss. Familienbetrieb auf Hochtouren also. Dass SOULFLY sich damit irgendwie unter Wert verkaufen, muss an dieser Stellen einfach trotzdem gesagt werden. Warum kommt man nicht mal mit ein paar ordentlichen Bands auf Tour? Kreator? Exodus? Irgendwas, nur nicht wieder den Fans die Sprößlinge reinwürgen, das sollte man für 28€ eigentlich verlangen können….

Soulfly1

Setlist SOULFLY
01. Prophecy
02. Back To The Primitive
03. Defeat U
04. Seek ‚N‘ Strike
05. I And I
06. Babylon
07. Refuse/Resist (Sepultura cover)
08. Territory (Sepultura cover)
09. Cockroaches / Wasting Away (Nailbomb cover)
10. Arise / Dead Embryonic Cells (Sepultura cover)
11. Resistance
12. World Scum
13. Straighthate (Sepultura cover) (w/ „Walk“ snippet als Intro)
14. Porrada
15. Rise of the Fallen (w/ „Paranoid“ snippet als Intro)
16. Bloodshed (w/ Igor Jr. als Co-Gesang)
17. Roots Bloody Roots (Sepultura cover)
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18. Jumpdafuckup / Eye for an Eye (w/ “Balls To The Wall” snippet als Intro und „The Trooper“ snippet als Outro)

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