Konzertbericht: Touché Amoré w/ Swain

08.06.2017 Stuttgart, Club Cann


Nachdem TOUCHÉ AMORÉ bereits im Februar in hiesigen Gefilden unterwegs waren, sind die Amerikaner nun erneut auf Tour und spielen diesmal an Orten, die das letzte Mal nicht in den Genuss einer Show der Post-Hardcore-Band kamen. Mit dabei sind erneut SWAIN.

Pünktlich um acht lösen sich denn auch vier Gestalten aus dem Publikum, das vor der Bühne steht, betreten diese und ergreifen ihre Instrumente. Auch mal eine Variante, eine Show zu beginnen. Deutlich weniger ungewöhnlich ist dann allerdings die Musik von SWAIN, die eine sehr entschärfte Version des Grunge spielen. Sänger Noam generiert sich denn auch als Mischung aus Kurt Cobain und Eddie Vedder, ohne diesen gesanglich nahezukommen. Das soll bei Weitem nicht heißen, dass die Musik der Band schlecht ist, denn das ist sie nicht. Nur ist das Anlehnen an die (offensichtlichen) Vorbilder einfach arg überdeutlich, sodass die Klänge von SWAIN dementsprechend abgekupfert und aufgrund des reduzierten Härtegrades auch etwas zahnlos wirken. Quasi Nirvana minus die harten, aggressiven Parts. Kann man machen, muss man aber nicht.

Ganz anders liegt die Sache beim folgenden Headliner, denn kaum sind die Jungs von TOUCHÉ AMORÉ auf der Bühne, explodiert das Publikum – genau wie die Band – schier aus den Startblöcken. Mit „Flowers And You“ vom aktuellen Album „Stage Four“ beginnen die fünf Kalifonier ein Set, in dem sich Songs von allen vier Alben der Truppe bunt gemischt wiederfinden, wenn auch „…To The Beat Of A Dead Horse“ lediglich mit „History Reshits Itself“ als Zugabe und letzter Song seinen Weg in die Setlist gefunden hat. Das mindert die Stimmung jedoch keineswegs, denn Tracks wie „The Great Repetition“, „Amends“, „Home Away From Here“, „Rapture“ oder der Kracher „Just Exist“ treiben die versammelten Zuschauer an sich fröhlich zu bewegen, miteinander zu kollidieren und jede Zeile aus voller Kehle mitzubrüllen. Der Band tut das offensichtlich gut, schließlich ist die heutige Show der Auftakt zur Tour und der hätte besser nicht laufen können. Auch diverse Stagediver dürfen dabei natürlich nicht fehlen und gegen Ende der Show gibt es sogar noch zwei Premieren: Zum einen spielen TOUCHÉ AMORÉ zum ersten mal überhaupt „Posing Holy“ von der aktuellen Platte, einfach um zu sehen, wie der Track ankommt. Zum anderen wird Sänger Jeremy während „Just Exist“, als er wie üblich das Mikro in die schreiende Menge hält, versehentlich von einem Fan gebissen – wie der Sänger erstaunt feststellt, zum ersten Mal in seiner Karriere. Und so endet nach knapp 55 Minuten ein sehr intensives und mitreißendes, wenngleich auch gefühlt zu kurzes Konzert einer der momentan mitreißendsten Livebands.

Nach mäßigem, obgleich nicht schlechtem Start mit SWAIN wurde der Abend durch eine (erwartungsgemäß) grandiose Show von TOUCHÉ AMORÉ zu einem durchschlagenden Erfolg, sodass keiner der Besucher dieses Konzert enttäuscht verlässt. Einzig die knappe Spielzeit des Headliners lässt ein klein wenig Wehmut zurück – der sich allerdings schnell in Vorfreude auf den nächsten Auftritt von TOUCHÉ AMORÉ wandelt.

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Fotos von: Christoph Emmrich

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