Review Rendezvous Point – Universal Chaos

Nachdem die norwegischen Prog-Metaller von RENDEZVOUS POINT bereits 2015 mit ihrem Debüt-Album „Solar Storm“ einen Achtungserfolg unter den Prog-Fans verzeichnen konnten, legen die jungen Musiker um Leprous-Schlagzeuger Baard Kolstad und Ihsahn-Live-Keyboarder Nicolay Svennaes nun mit „Universal Chaos“ nach. Und offensichtlich haben sie alles richtig gemacht.

Im Vergleich zum Vorgängeralbum fällt sofort auf, dass RENDEZVOUS POINT eine beachtliche Entwicklung durchgemacht haben und sich in jedem Punkt verbessert haben. Die Songs auf „Universal Chaos“ sind auffallend besser und strukturierter komponiert. Man kann den zum Teil wirklich schönen Melodielinien besser folgen und sich ungeniert treiben lassen. Passagen, die nur als Lückenfüller dienen, gibt es kaum noch. Das gesamte Album „Universal Chaos“ ist besser abgemischt und von der Klangqualität her weitaus wertiger als beim Vorgänger. Der Name RENDEZVOUS POINT scheint für den Versuch von stetiger Entwicklung zu stehen. Zusätzlich kommen die einzelnen Instrumente besser zur Geltung. Das eine oder andere Bass-Riff kommt kernig daher, die Gitarren klingen verdammt rockig, und die Schlagzeugarbeit ist mitreißend und virtuos.

Des Weiteren hat sich der Gesang von Geirmund Hansen auffallend verbessert. Es gibt hier längere Segmente, in denen seine Stimme gut und volltönend zum Tragen kommt. Gleich der erste Song des Albums, „Apollo“, ist eines jener Stücke, in denen er in gefühlvollen Passagen zeigen kann, wie unglaublich seine Stimme klingen kann, wenn sie melodietragend und voll zum Einsatz kommt. Dies wiederholt sich im Laufe des 44-minütigen Albums des Öfteren, aber immer passend zur Rolle der anderen Instrumente und in gelungener Abwechslung mit rockigen Abschnitten.

Bei der lyrischen Arbeit von RENDEZVOUS POINT ist im Vergleich zum Debüt-Album ebenfalls eine gute Entwicklung in die richtige Richtung festzustellen. Zwar sind die Textzeilen und Reime immer noch recht einfach gehalten, aber zumindest gibt es einige Zweideutigkeiten, die Spielraum für eigene Interpretationen lassen. Trotzdem hat es natürlich auch einen gewissen Charme, wenn RENDEZVOUS POINT einfach geradeheraus texten und singen, was ihnen am Herzen liegt. Neben einigem Herzschmerz wagen sie sich auch an Gesellschaftsthemen. So geht es zum Beispiel in „Digital Waste“ um die Auswüchse des Internets beziehungsweise der Social-Media-Plattformen. Ganz klar wird festgestellt, dass manch einer anderer Leute Leben ruiniert, weil er zuviel Langeweile oder Hass spürt, die er dann im Netz loswird. Aber auch die Selbstinszenierung der Nutzer und die Gier auf Likes/Klicks wird thematisiert.

Das einzige, was zu bemängeln bleibt, wenngleich als Kritik auf hohem Niveau, ist, dass Sänger Geirmund sein Potential noch nicht voll ausschöpft. Er hat eine wunderbare, reine Stimme, die auch im hohem Bereich noch glasklar und angenehm klingt. Trotz allem singt er lange Töne einfach gerade heraus, ohne diese in sich zu variieren und ohne den Versuch, dem Ton noch mehr Individualität zu geben. Wenn es seine Gesangslehrer schaffen würden, auch hier noch eine Verbesserung und eine Entwicklung zur Detailliebe bis zum nächsten Album herauszukitzeln, könnten wir uns beim nächsten Longplayer auf ein brilliantes Meisterwerk des Prog freuen.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

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