Konzertbericht: Vreid

13.06.2020 Sogn, Kvåle-Farm (Stream-Show)

VREID hätten diesen Sommer einige Festivalshows gespielt, darunter in ihrer norwegischen Heimat, in Deutschland und Dänemark. Aufgrund der aktuellen Lage geben sie aber lediglich ein Konzert: „In The Mountains Of Sognametal“, ein Livestream von der Farm des Basissten Hváll​. Beides, sowohl die schneeverhangenen Berge der Provinz Vestland als auch der Inbegriff von Sognametal, werden in der folgenden Stunde zu genießen, aber auch zu betrauern sein.

Das Gelände, auf dem VREID eine ihrer erinnerungsträchtigsten Shows spielen, befinden sich seit Jahrhunderten im Familienbesitz von Hválls Vorfahren. Im Intro wird die Geschichte der Kvåle-Farm kurz umrissen, sodass der Grund und Boden des Sets ein Stück greifbarer wird – man sieht nicht irgendein Stück Land, sondern das, wo Hváll aufgewachsen ist. An eben jene Ahnen erinnern VREID mit „The Sound Of The River“ („V“), genauer Bassist Hváll an seine verstorbenen Eltern Einar und Anne Tove Kvåle.

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vreid

​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​In Szene gesetzt wird die Farm und die Landschaft drumherum von Fotograf Håvard Nesbø. Besonders das drumherum gelingt ihm eindrucksvoll: Die eingespielten Clips stammen von Dronenaufnahmen, die Nesbø über wilde Flüsse, weiße Berglandschaften und bewaldete Naturstücke gleiten lässt. Wie schön, rau und ein Stück lebensunwirklich das westliche Norwegen sein kann, zeigt Nesbø regelmäßig in den Zwischensequenzen.

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vreid

Mit dem zuvor nie live gespielten „Empty“ („Kraft„) zeigen sich VREID so emotional wie es für eine Band aus diesem Genre selten ist: Geschrieben für den tragisch verstorbenen Terje Bakken, Sänger von Windir und Freund von Bassist Jarle Kvåle und Schlagzeuger Jørn Holen, sind es besonders die feuchten Augen von Jarle, die zeigen, wie stark der Verlust des Freundes noch immer schmerzt. Gesungen wird der Track von Odne Røyrvik (Sigtyr, ex-Mistur). Gastsänger bei dem folgenden „Arntor, Ein Windir“ („Arntor„, Windir) ist niemand geringeres als Vegard Bakken, der Bruder des verstorbenen Kopfes von Windir, Terje.

Screenshot der Live-Stream-Show, Foto-Credit: Vreid

Mit einem Song von „Milorg“ zollen VREID nach knapp einer Stunde Spielzeit den Gefallen des Zweiten Weltkriegs Respekt; inmitten des Liedes stellen sich ein Dutzend schwarz gekleideter Personen in den Hintergrund und halten Fackeln hoch – eine schöne Geste, die außerdem gut in das bodenständige Ambiente passt. Denn fernab von allerlei technischen Raffinessen überzeugen VREID in dieser Show vor allem mit dem Zusammenspiel von Geschichte, Natur und Gedenken.

„In Memory of Terje Valfar Bakken“ – besser lässt sich dieser Live-Stream kaum beschreiben. VREID haben damit nicht nur einem Freund gedacht, sondern das wohl emotionalste Black-Metal-Konzert inmitten der norwegischen Flora gegeben.  

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert