Review Alexander Paul Blake – Die Rückkehr ins goldene Zeitalter

  • Label: Einheit
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Es will einfach kein Jahr vergehen, in dem Sascha Blach kein neues Album veröffentlicht. Mit Transit Poetry schloss er kürzlich ein ambitioniertes Konzept ab, mit Eden weint im Grab präsentierte er sich unter seinem Pseudonym ALEXANDER PAUL BLAKE in düstermetallischem Gewand und nun legt unter eben diesem Künstlernamen sein Solodebüt vor. Gut für den Hörer, die Musik des Berliners weiß schließlich auf der ganzen Linie zu überzeugen und zwar genreübergreifend.

So zeigt sich ALEXANDER PAUL BLAKE auf „Die Rückkehr ins goldene Zeitalter“ auf den ersten Blick als verhältnismäßig simples Black-Metal-Projekt. Die Musik weckt Erinnerungen an die frühen Neunziger, auch Seitenblicke in die nördlichen Nachbarländer sind diesbezüglich erlaubt. Glücklicherweise täuscht der erste Eindruck aber hier und da auch mal, denn das Album ist weit mehr als „Darkthrone reloaded“, dafür ist alleine schon der Sound viel zu gut geworden, auch wenn BLAKE nicht ohne Stolz auf den extrem spontanen Entstehungsprozess des Albums verweist. Dies schließt mit Sicherheit die Produktion mit ein, die trotzdem generell recht transparent daherkommt. Die Gitarren stellen das Hauptinstrument dar, die verzerrt mit einigen Höhen abgemischt sind, häufig aber auch clean gespielt werden. Dies stellt einen interessanten Kontrapunkt zu den harschen Vocals mit enorm viel Hall dar, die trotz aller instrumentellen Einsätze klar den Schwerpunkt der Platte bilden.
Geknüppelt wird aller Querverweise zum Black Metal zum Trotz nur partiell. Die meisten Songs sind im Midtempo gehalten, Ausbrüche nach oben sind selten und vor allem im ersten Teil des Albums angesiedelt. Dies führt zu dem Verdacht, es mit einem Konzept zu tun zu haben, ein Verdacht, der durch einen Blick in die Trackliste erhärtet wird. Offenbar geht es um ein Individuum, welches sein Selbst während einer Nacht reflektiert. Kommt einem das nicht bekannt vor? Möglicherweise stand neben den offenkundigen Inspirationsquellen Georg Trakl (schon länger BLAKEs Steckenpferd) und vor allem Henri David Thoreau („Walden“) auch „Her von welken Nächten“ von Dornenreich Pate.

Insgesamt hat ALEXANDER PAUL BLAKE ein Album aufgenommen, welches neben einer gehörigen Portion Aggressivität vor allem einem romantischen Sturm und Drang erlegen ist. Hier werden Emotionen kanalisiert, die den Protagonisten auf der Suche nach dem „Ich“ umtreiben, ehrlich und archaisch. Wer mit diesen Thematiken nur ansatzweise etwas anfangen kann und / oder ein Faible für recht einfach intonierten Black Metal hat, sollte sich über eine Anschaffung ernsthafte Gedanken machen. Wild, romantisch, melancholisch – „Die Rückkehr ins goldene Zeitalter“ ist der perfekte Soundtrack zurück zur Ursprünglichkeit.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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