Review Apocalypse Orchestra – The End Is Nigh

Wenn ein bekannter Musiker an der Produktion eines Albums einer anderen Band mitwirkt, kann man oft davon ausgehen, dass ebendieser mit seiner eigenen Band in etwa dieselbe Art von Musik spielt. Nicht so im Fall der schwedischen Mittelalter-Metaller APOCALYPSE ORCHESTRA, deren Debüt „The End Is Nigh“ von niemand Geringerem als Per Nilsson gemixt wurde, der mit Scar Symmetry sonst eher progressiven Tönen frönt. Natürlich drängt sich da die Frage auf, ob der Schwede der Platte einen guten Sound verpassen konnte, obwohl er stilistisch in fremden Gewässern fischt. Gleichwohl gilt es herauszufinden, ob APOCALYPSE ORCHESTRA es wirklich wert sind, von einem so erfahrenen Musiker unterstützt zu werden, oder ob es sich dabei lediglich um einem Freundschaftsdienst handelt.

Ihr Vorhaben, mittelalterliche Melodien und Instrumente, die bis in das elfte Jahrhundert zurückreichen, mit modernen Metal-Klängen zu verbinden, ziehen APOCALYPSE ORCHESTRA jedenfalls konsequent durch. Neben den üblichen Verdächtigen wie Gitarre, Bass und Drums setzen die fünf Schweden nämlich auch Sackpfeifen („The Garden Of Earthly Delights“), Hurdy Gurdy („Pyre“), Laute („Flagellant’s Song“), sowie Zither und Mandoline ein. Meist sind ebendiese mittelalterlichen Instrumente melodieführend, wodurch man sich tatsächlich ins sogenannte dunkle Zeitalter zurückversetzt fühlt. Gerade diese Stilmittel sind es, die die Songs von APOCALYPSE ORCHESTRA trotz ihrer beträchtlichen Länge – der Abschlusstrack „Here Be Monsters“ schafft es immerhin auf elf Minuten – so wunderbar einprägsam, facettenreich und stimmungsvoll gestalten.
Doch auch der hymnische, leicht wehmütige und oftmals chorartige Gesang, der nur selten mit mächtigen Growls ergänzt wird, macht viel von dem ritterlichen Charme der Platte aus – obwohl er an manchen Stellen ein wenig zu geglättet erscheint. Der Metal-Anteil spielt bei APOCALYPSE ORCHESTRA demgegenüber eine eher unterstützende Rolle. Zwar hauen die überwiegend langsamen, griffigen Riffs und Drums ordentlich rein und gehen in der kraftvollen, transparenten Produktion keinesfalls unter, dennoch wird „The End Is Nigh“ für Mittelalter-Fans vermutlich interessanter sein als für Doom-Metal-Hörer. Letztere können APOCALYPSE ORCHESTRA mit ihren allzu simplen Metal-Arrangements wohl kaum vom Hocker reißen, was sich insbesondere in den wenigen Tracks und Passagen bemerkbar macht, die auch sonst nicht ganz so beeindruckend sind. Diese stellen jedoch eindeutig die Ausnahme dar.

Das einstündige Debüt des schwedischen Quintetts ist alles in allem eine kurzweilige Reise ins Mittelalter, auf der APOCALYPSE ORCHESTRA zum Glück zu keiner Zeit vom angedachten Pfad abkommen. Während andere Bands in peinlichem Kitsch versinken oder triviale Feierhymnen schmettern, machen APOCALYPSE ORCHESTRA melancholische Musik, die ihrem Charakter nach tatsächlich ebenso gut aus dem Zeitalter der Burgen und Troubadoure stammen könnte. Die Vocals dürften ruhig etwas aggressiver und das Gitarren- und Schlagzeugspiel ein wenig anspruchsvoller sein, davon abgesehen gibt es jedoch praktisch nichts zu bemängeln. Fans von ernstzunehmenden Mittelalter-Klängen werden hier nicht enttäuscht sein.

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Wertung: 7.5 / 10

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