Das Cover von "Midnight Ghost" von Brainstorm

Review Brainstorm – Midnight Ghost

Wie die Zeit vergeht: Auch die schwäbischen Vorzeige-Metaller BRAINSTORM werden im kommenden Jahr schon dreißig und reihen halten damit Einzug in die Riege jener Bands, die sich mit Fug und Recht zu den Paten der Szene zählen dürfen. Und wie begeht man einen runden Geburtstag am besten? Richtig, mit einem neuen Album. Wie passend, dass der reguläre Veröffentlichungszyklus das sowieso nahelegt und so erscheint dieser Tage mit „Midnight Ghost“ das zwölfte Album der Herren aus Heidenheim.

Man muss es den Heidenheimern lassen: Wo BRAINSTORM drauf steht, ist BRAINSTORM drin. Das garantiert im Hinblick auf die Alben der schwäbischen Power Metaller seit jeher einen hohen Qualitätsstandard und auch auf „Midnight Ghost“ sind sich die Herren wieder absolut treu geblieben – inhaltlich wie qualitativ. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass BRAINSTORM immer dasselbe bieten würden und innerhalb ihrer eigenen Begrenzungen holt die Truppe auf ihrem neuesten Album auch das Letzte aus sich raus.

Los geht es mit „Devil’s Eye“, einem unverschämt angriffslustigem Uptempo-Brecher, in dem das Doublebass-Sperrfeuer gerade mal im Refrain sowie im heavy Mittelteil verstummt – von Kitsch keine Spur, so sollen BRAINSTORM klingen! Im weiteren Verlauf der Platte mäandern die Schwaben dann zwischen solcherlei Hochgeschwindigkeits-Brechern – man höre unbedingt auch „The Pyre“ – und ganz typischem Material wie „Revealing The Darkness“ und „When Pain Becomes Real“ hin und her. Vor allem letzteres erinnert stark an „All Those Words“ und ist damit eine BRAINSTORM-Nummer aus dem Bilderbuch – das geht in Ordnung, aber „Midnight Ghost“ hat weitaus Spannenderes zu bieten.

Zum Beispiel das Gänsehaut-verdächtige Epos „Jeanne Boulet (1764)“, in dem Frontmann Andy B. Franck zeigt, was er gesanglich alles drauf hat. Ebenfalls empfehlenswert und der Abwechslung dieser Platte durchaus förderlich sind Songs wie die coole Midtempo-Nummer „Divine Inner Ghost“, die mit ihrem starken Mainriff sofort ins Genick fährt sowie der hymnische Stampfer „Four Blessings“, der sofort zum Fäusterecken und Mitgrölen animiert. Diese Nummer gehört definitiv ins künftige Live-Programm der Formation. Insgesamt treten BRAINSTORM hier mit ihrer gewohnten Mischung aus Melodie und moderner Härte auf – ein gewohnt potentes Rezept – das in einem stets mitreißenden Spannungsverhältnis aus harten, kantigen Riffs und großen, aber nie schwülstigen Refrains resultiert.

Unterstützt wird das Ganze von einer in jeder Hinsicht zeitgemäße Produktion von Orden-Ogan-Frontmann Sebastian „Seeb“ Levermann, der den Herren einen beneidenswerten Gitarrensound und eine gehörige Portion Druck verpasst hat, allerdings ist die Bassdrum vor allem in heftigeren Songs um ein Vielfaches zu laut. Das ist jedoch nicht der Fehler des Soundmanns, sondern schlicht der aktuelle Trend. Was man BRAINSTORM übrigens auch lassen muss, ist, dass sie ihre Alben seit jeher in überaus wertigen Packages verkaufen und so kommt auch „Midnight Ghost“ im schicken Digibook inklusive vollwertiger Live-DVD, die am 18. Februar 2016 im „LKA Stuttgart“ aufgenommen wurde – stark!

Wie beschreibt man „Midnight Ghost“ am besten? BRAINSTORM tun hier das, was sie immer tun und schaffen es doch, spannend zu bleiben. Ihre zwölfte Platte ist damit ein Album, das sämtliche Trademarks der Heidenheimer in Vollendung aufweist und doch kann man es getrost direkt nach „Scary Creatures“ hören, ohne sich zu langweilen. Das liegt sicherlich daran, dass BRAINSTORM von Haus aus einen ziemlich individuellen Stil haben, aber auch daran, dass die Truppe selbst nach beinahe 30 Jahren noch zu frischen, energetischen Songs fähig ist. Sehr gut und nicht nur für Fans!

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Wertung: 8 / 10

Redaktion Metal1.info

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