Review Coilguns – Commuters

Seltenst enthalten die Infoschreiben, die Promo-CDs beiliegen, wirklich interessante Infos – das zum zweiten COILGUNS-Album „Commuters“ jedoch offenbart einige Details über die Band, die einem einen gewissen Respekt abverlangen.

Dass man es bei den Schweizern mit einem Trio aus Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger zu tun hat, ist per se noch nichts Spektakuläres – gibt es doch genug Bands, die als Studioprojekt ähnlich besetzt sind. Die Tatsache jedoch, dass „Commuters“ live und jedes Stück in einem Take eingespielt wurde, dass es (vom Gesang abgesehen) keine Overdubs enthält und auch auf anderweitige Nachbearbeitungen gänzlich verzichtet wurde, will damit nicht ganz zusammenpassen. Denn „Commuters“ klingt fett – sehr fett sogar. Und ganz und gar nicht nach nur einer Gitarre.

Des Rätsels Lösung liegt, wie die Band aufdeckt, in einem Eigenbau-Effektboard sowie einer wohldurchdachten Aneinanderreihung verschiedener Verstärker. Ob das wirklich einfacher ist, als die Band etwas orthodoxer zu besetzen oder die Songs in mehreren Takes spurweise einzuspielen, sei mal dahingestellt – das Resultat gibt COILGUNS nämlich zumindest in einem Punkt recht: Es funktioniert auch so. „Commuters“ hat eine unüberhörbare Dynamik, die neben der Live-Einspielung wohl auch mit dem Retro-Sound der Platte zu tun hat.

So klingt „Commuters“ tatsächlich stellenweise eher nach 70’s Rock als nach modernem Metal – etwas gewöhnungsbedürftig, aber alles in allem sehr passend. Denn auch die Musik von COILGUNS ist alles andere als Durchschnittskost. Dass die Jungs bereits mit Bands wie The Dillinger Escape Plan, Baroness, Norma Jean, Nasum und Black Breath spielen durfte, spricht nicht nur für diese These, sondern liefert auch erste Anhaltspunkte für eine stilistische Einordnung, die bei COILGUNS ansonsten nicht ganz einfach ist. Mitunter erinnert die Band tatsächlich an eine Retro-Version von The Dillinger Escape Plan. Zu dieser stets mitschwingenden Note Mathcore gesellen sich diverse Post-Hardcore-Anleihen sowie Verweise in Richtung Sludge. Diese werden in einigen ruhigeren Nummern („Commuters Part 2“, „Earthians“), gelegentlich aber auch innerhalb ansonsten eher schneller Songs („Minkowski Manhattan Distance“) in den Vordergrund gerückt und setzen so gekonnt Akzente im ansonsten doch recht aggressiven Sound der Eidgenossen.

COILGUNS machen sicherlich keinen einfachen oder gar eingängigen Sound – das gehört in diesen Genres jedoch zum guten Ton. „Commuters“ ist durch die Retro-Sound-Idee durchaus etwas gewöhnungsbedürftig, gerade, weil sich die Songs untereinander bisweilen stark im Klang unterscheiden und man so recht abrupt aus der konzentrierten Aufmerksamkeit, die die Stücke einfordern, herausgerissen wird. Wo dies stellenweise als Effekt durchaus gut funktioniert, gibt es leider auch Stellen, an denen dies eher stört. Ansonsten haben COILGUNS hier ein wirklich vielseitiges Werk geschaffen, das nicht nur hinsichtlich der musikalischen Leistung Hochachtung verdient hat, sondern durch den mutigen und sehr eigenen Weg, den die Band bei der Produktion beschritten hat, wirklich einzigartig klingt.

Wertung: 8.5 / 10

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