Review Contaminant – ReGeneration

Knapp neun Jahre ist das in Eigenregie veröffentlichte Debüt „Masquerade“ der bayerischen Melodic-Deather CONTAMINANT alt – und sieht man von einer Demo im Jahr 2009 ab, haben die Tirschenreuther seit dem nichts mehr veröffentlicht. Ganz in der Versenkung scheint die Band nicht versunken zu sein: Mit umgebautem Lineup und ohne Bassist melden sich CONTAMINANT nun tatsächlich nochmal mit einem neuen Album zurück.

War „Masquerade“ noch ein dreckiger, düsterer Erstling, dessen Stil die Band selbst als „Horrormetal“ bezeichnete, ist „ReGeneration“ das genaue Gegenteil. Düster ist an CONTAMINANT nun nichts mehr. Statt dessen versucht sich die Truppe an Death Metal mit viel Melodie, flotten Gitarrenläufen und orchestralen Synthesizern – einer Kombination, die schon sehr gut gemacht sein muss, um nicht kitschig und überladen zu klingen.

Sehr gut gemacht ist an „ReGeneration“ allerdings nichts. Los geht es mit dem Artwork, das an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten ist: Ein Stock-Picture von Stacheldraht und Hochhäusern genommen, ein 70-%-Transparenz-Layer drübergelegt und den erstbesten Photoshop-Blutfleck draufgeklatscht. Mal ehrlich: Was soll das? Man weiß es nicht. Und machen wir es kurz: Die durchweg stumpfsinnigen Texte lösen das Rätsel auch nicht auf. Aber irgendwas mit Apokalypse und Neuerfindung der Menschheit wird es schon versinnbildlichen sollen. Und modern aussehen.

Der ungebremste Drang, modern zu wirken, wird dem Album auch soundtechnisch zum Verhängnis. An die Stelle der etwas zu dumpfen Eigenproduktion von „Masquerade“ ist eine viel zu sterile Eigenproduktion gerückt. So klingt „ReGeneration“, wie man sich das Ergebnis semiprofessioneller Heimstudioarbeit eben vorstellt: Ein steriles Schlagzeug trifft auf dünne, ebenfalls komplett leblos klingende Gitarren. Das Ganze wird vom viel zu stark in den Vordergrund gemischten Gesang überlagert, der somit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Das ist auch nicht schlecht, macht Fronter Fabi Grey seine Sache doch zumindest über weite Strecken ganz gut, womit er dem Rest der Truppe leider einiges voraus hat: Gerade an den Gitarren ist auf „ReGeneration“ ein Musterbeispiel von „zuviel gewollt“ zu hören: So flink, wie die Läufe (vermutlich am Computer) geplant wurden, waren die Finger beim Einspielen leider nicht immer.

Das schlimmste an „ReGeneration“ sind jedoch die Songs selbst: Das Album ist trotz fieser Growls nicht böse, trotz orchestraler Arrangements nicht episch und trotz der vielen Leadgitarren-Spuren nicht melodisch. Dass im Titeltrack zu allem Überfluss auch noch halbgare elektronische Elemente eingebaut werden und „Iron Butterfly“ dann auch noch mit einem dünnen Frauenstimmlein bedacht wird, rundet die Sache ab – zu einem Viereck.

Am ehesten klingt „ReGeneration“ in Songs wie „Killing Emptiness“ (wie philosophisch …) noch nach billigem Pagan-Kitsch, dem auf Biegen und Brechen ein moderner Anstrich verpasst werden sollte. Mit der Klobürste. Warum CONTAMINANT für dieses Album neun Jahre gebraucht haben, ist nur schwer nachzuvollziehen. Fakt ist: Sie hätten wohl besser daran getan, hätten sie es bei ihrem immerhin achtbaren Debüt belassen. Denn auf ein Machwerk wie „ReGeneration“ hat bestimmt niemand gewartet.

Stilistisch vollkommen ohne Ziel und Orientierung musizieren sich CONTAMINANT so durch nur schwer zu ertragende 59:20 Minuten, ehe mit „Black Celebration“ noch zumindest ein kompositorisch stimmiger Song seinen Weg ins Ohr des tapferen Hörers findet. Allein, bei diesem handelt es sich um einen mit Growls und weiblichem Gesang bis zur Unkenntlichkeit geschändeten Depeche-Mode-Hit. Zumindest der Tipp ist jedoch gut: Mit der Original-Version lässt sich das eben Gehörte prima aus den Ohren waschen …

Wertung: 1.5 / 10

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7 Kommentare zu “Contaminant – ReGeneration

  1. Ohje Ohje, was ist denn das für eine Review Wertung?
    Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber die Punkte gehen einfach an der Realität vorbei…..
    wenn die Melo-Deather hier mit 1,5 abgespeist werden!
    Ich persönlich kann das Album nur wärmstens empfehlen.
    8,5P/10P

    Schade, dass sich die Gruppe wohl aufgelöst hat.
    Live ist Contaminant jedenfalls ein Wahnsinn gewesen!

    Grüße
    Sven

  2. … besser spät als nie möchte ich an dieser Stelle anmerken, daß ich CONTAMINANT, anlässlich der hiesigen Jubiläumsfeierlichkeiten, zum 15jährigen Geburtstag der Metal Night Tübingen, jüngst erst wieder in meiner Radiosendung („Hart Und Unabhängig“, 96,6 Mhz), habe laufen lassen. Allein „Between Light And Darkness“ ist eine Melodic Death Perle sondergleichen … das Anfangsriff … präzise geschraddeltes Moll in absolut technischer Brillianz … ich gerate in’s Schwärmen … und gebe 7,95 Punkte von 10 Punkten !

    Wolf

  3. hahaha wie unterhaltsam.
    Also ich muss moritz in ein paar Punkten schon zustimmen. Contaminant haben mit ReGeneration sicherlich keinen Meilenstein hingelegt, doch MÜSSEN Sie das?
    Die Bewertung von 1,5 Punkten von 10 ist dabei schon sehr hart angesetzt.
    Ich persönlich würde das Album eher in der Mitte bis 6,5 Punkten von 10 platzieren.
    Live können die Herrschaften auf jeden Fall mehr punkten, das habe ich am Kaltenbach Open Air in Österreich miterleben können.

    1. 6.5 punkte sind ein überdurchschnittliches album – vergiss das nicht bei deiner einschätzung. ein album, das vielleicht nichts neues zu bieten hat, aber gut gemacht ist und mal ganz nett zu hören ist, sind 6.5 punkte – aber ganz sicher kein album, auf dem einfach von vorne (artwork) bis hinten (sound), von allem dazwischen (musik) mal ganz abgesehen, NICHTS stimmt, ist ganz sicher kein durchschnitt.

    1. Mindestens 9, wenn nicht 11? ;) Bevor du dich auf eine solche Wertung festlegst, überleg doch mal, was deine Lieblingsalben sind, und ob das Album, von dem du hier sprichst, da wirklich mitspielen kann. Ansonsten erklär uns (und den anderen Lesern) gerne ausführlicher, was du an dem Album so vieler Punkte würdig erachtest?

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