Review Diablo Swing Orchestra – The Butcher’s Ballroom

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Extreme Metal

Manchen Bands geht der aktuell sehr angesagte Genremix aus Metal und allen möglichen anderen Stilrichtungen nicht weit genug und sie trauen sich noch weiter über den Tellerrand zu blicken. Während artverwandte Bands wie die Kanadier von Unexpect aber oft mit unkonventionellem Songaufbau und mörderischen Rhythmuswechsel punkten, zeigen die Schweden von DIABLO SWING ORCHESTRA auf, wie man klassischen Opernsound mit Einflüssen aus aller Welt (Details im Verlauf des Reviews) verbindet und dem ganzen auch noch ein heftiges Metalgewand überzieht. Wirkt das Debütalbum „The Butcher’s Ballroom“ auf den ersten Blick wie eine Travestieshow aus den dreißiger Jahren, was vor allem aufgrund der Aufmachung der Band nicht so abwegig erscheint, stellt sich aber bereits beim ersten Durchlauf heraus, dass es sich hier um eine Gruppe hervorragender Musiker handelt, die einen mir vorher völlig unbekannten Sound erzeugt.

Das Album startet dann auch gleich mit einem der besten Stücke des Debüts, dem „Balrog Boogie“. Diese großartige Mischung aus Swing(-Metal), gepaart mit dem theatralischen, klassischen Gesang von Frau Lögdlund könnte selbst den tanzfaulsten Headbanger auf die Tanzfläche zwingen. Kaum haben die Trompeten ausgeblasen, startet auch schon das nächste überaus interessante Stück des Albums. „Heroines“ besticht mit astreinem Tangoflair, bei dem auch der Mann am Cello zeigen kann, was er draufhat. Um die musikalische Weltreise fortzusetzen, begeben sich die Schweden nach Mexiko und spielen bei „Poetic Pitbull Revolutions“ traditionellen mexikanischen Mariachi-Stil. Hier darf erstmal ein Mann zeigen, was er hinter dem Mikrophon zu leisten fähig ist. „Rag Doll Physics“ lebt danach vom Wechsel zwischen schnellen und langsamen Passagen. Wie der Großteil des Albums ist dieser Song für seine Avantgarde Ansprüche überraschend zugänglich und setzt sich gerne mal im Kopf fest.

Hätte die Band das Niveau der ersten drei Songs (mit Abstriche auch noch vom vierten) halten Können, würde das Album an der Höchstpunktezahl kratzen. Leider begibt sich das Album danach etwas zu deutlich in die Symphonic Metal Richtung (ohne jedoch wirklich in dieser Ecke anzukommen.) Die Kompositionen bleiben interessant, man darf nur keine Abneigung gegen Operngesang haben, da Ann-Louice Lögdlund nicht selten in extrem hohe Frequenzbereiche vordringt. Auch immer wieder interessant sind die kurzen Zwischenspiele, wie etwa „Gunpowder Chant“, bei dem sich australische Didgeridoos mit fernöstlichen Klängen vermischen. Angedeutet Experimente, wie etwa der sehr elektronische Einstieg von „Infralove“, werden aber leider nicht mehr mit einer solchen Konsequenz durchgezogen.

Dennoch ist das Debütalbum der Schweden mehr als gelungen. Jeder Fan von Symphonic Metal, Avantgarde oder Klassik sollte hier auf alle Fälle mal ein Ohr riskieren, aber ebenso sollte jeder aufgeschlossene Musikfan seine Freude an diesem Stück Musik haben. Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt, wie es mit diesen sechs Schweden weitergehen wird und werde ihre Zukunft im Auge behalten.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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