Albumcover ERSHETU

Review Ershetu – Xibalba

Soso. Blut-aus-Nord-Mastermind Vindsval hat neben Forhist und Yerûšelem nun ein drittes Nebenprojekt ins Leben gerufen, um seine schier nicht enden wollende Kreativität innerhalb des Avantgarde/Atmospheric-Black-Metal-Bereichs in ein weiteres musikalisches Projekt zu überführen. An sich ist das keine Überraschung – überraschend ist allerdings, dass besagtes Nebenprojekt namens ERSHETU noch eine weitere bekannte Größe aus den Weiten des Open-Minded-Black-Metal-Bereichs beinhaltet, nämlich Lazare alias Lars Are Nedland, Sänger von Solefald, Borknagar und Age Of Silence.

Was genau darf man sich erhoffen, wenn diese beiden Herren zusammen musizieren? Definitiv keine Raw-Black-Metal-Platte. Stattdessen etwas Genresprengendes, ein Album, das die guten Seiten beider Künstler, den Hang zur stimmungsvollen Musik von Vindsval sowie die ausgeprägte progressive Neigung von Lazares Projekten womöglich zu etwas noch nicht Dagewesenem verbindet. Das Debüt mit dem ungewöhnlichen Namen „Xibalba“ und dem an Figuren mayanischer Tempel erinnernden Artwork macht auf jeden Fall noch viel neugieriger.

Das sechs Songs umfassende Debüt dieser französisch-norwegischen Kollaboration startet mit dem rhythmischen Opener „Enter The Palace Of Masks“, der sich mit verspielten Flötenklängen und treibenden Percussionschlägen direkt ins Herz des aufgeschlossenen Hörers spielt. Dazu noch der im Hintergrund bleibende chorale Gesang, angeführt von Lazares unverkennbar hoher Stimmlage, und fertig ist ein guter, spannender Einstieg ins Debüt von ERSHETU.

Vindsvals musikalische Kernkompetenz, das Schreiben von schleppend-atmosphärischen Songs, ist überdeutlich aus „From Corn To Dust“ herauszuhören. Schön zu hören, dass er für sein neues Projekt nicht die wirren Strukturen seiner letzten Blut-aus-Nord-Werke übernommen hat, sondern sich musikalisch eher an den stringenteren „Memoria Vetusta“- und „777“-Reihen orientiert. Lazares Einfluss ist dabei nicht nur auf dessen gesangliche Performance beschränkt, sondern auch an den orchestralen Einschüben wie in „The Place Of Fright“ herauszuhören. Nicht nur das: Wer die keltische Folk-Black-Metal-Band Cruachan kennt, wird denken, dass sich ERSHETU den melodischen Verbund von Black Metal und Flötenspiel ein wenig bei den Dublinern abgeschaut hat.

Mit „Cult Of The Snake God” leitet das Quintett, zu dem auch drei unbekannte Musiker namens Void, Sacr und Intza Roca gehören, die zweite Hälfte von „Xibalba“ ein. Wie bei den Tracks davor und, man ahnt es, den noch kommenden Songs, ist auch dieses Lied von einem durch Doublebass angetriebenen Schlagzeug und lang gezogenen Gesangpassagen von Lazare geprägt. Für den Moment ist das stimmungsvoll, mitreißend und eingängig, für die Dauer einer 43 Minuten laufenden Platte allerdings nicht. ERSHETU hätten gut daran getan, die Detailverliebtheit ihrer teils filigranen Intros auch in den weiteren Verlauf ihrer Songs zu integrieren. Besonders die anschwellende Stimmung in den ersten Minuten von „Hollow Earth“ zeigt, dass das Projekt genau das kreativ erdenken und musikalisch umsetzen kann. Stattdessen folgt nach zwei Minuten der harte Cut und das rastlose Schlagzeug knüppelt wieder jeden möglichen Tempo- und Motivwechsel nieder.

Mit „Tunkuluchú“ schließen ERSHETU ihr Debüt mit einem Track, der stellvertretend für das gesamte Album herangezogen werden kann. Stimmungsvoll eingeleitet mit Gewitterklängen, tiefen Trommelschlägen und einem beschwörerisch singenden Chor, folgt schließlich ein langes Motiv, bestehend aus repetitiven Riffs und schnellen Snare-Schlägen, ehe der Song so atmosphärisch endet, wie er vor acht Minuten begonnen hatte.

Liebend gerne würde man ERSHETU mehr feiern, als man es tatsächlich tut. Allein schon der Zusammenschluss zweier Größen innerhalb der innovativen Black-Metal-Szene genügt, um eine große Vorfreude auf „Xibalba“ zu entwickeln. Diese hält allerdings nur zwei, drei Songs lang und findet ein jähes Ende aufgrund der sich wiederholenden Songstruktur. Auf Dauer ist es zu eintönig, im Schnitt sieben Minuten lange Lieder nahezu identisch aufzubauen.

Es mangelt nicht an guten Ideen, exotische Klänge in ERSHETUs Musik einzubauen, schlussendlich handelt es sich dabei aber nur um Füllmaterial. Stattdessen mangelt es dem Projekt an starken Riffs, erinnerungswürdigen Leads und besonders einem abwechslungsreichen Drumming. Damit bleiben nur die Flöten-, Percussion- und Xylophonklänge in guter Erinnerung, die Erinnerung an die eigentlichen Tracks verblasst allerdings recht schnell.

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Wertung: 6 / 10

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