Review Hope Drone – Cloak Of Ash

  • Label: Relapse
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

(Black Metal/Sludge/Post Hardcore) Dass Black Metal im frostigen Norwegen anders klingt, als wenn er aus den sonnigen Gefilden Australiens kommt, liegt nahe. Dass darin jedoch kein Qualitätsunterschied begründet liegt, beweisen beispielsweise Woods Of Desolation mit jedem ihrer Alben aufs Neue. HOPE DRONE machen sich nun daran, diesem Projekt den Thron des australischen Black Metal streitig zu machen, präsentieren sie doch mit ihrer zweiten Veröffentlichung „Cloak Of Ash“ ein wahres Ungetüm zwischen Black Metal, Post Hardcore und Sludge, das mit seiner überlangen Spielzeit von knapp 80 Minuten zwar etwas mehr Abwechslung hätte vertragen können, davon abgesehen aber in allen Belangen mitreißt und begeistert.

Von der australischen Sonne ist auf „Cloak Of Ash“ musikalisch rein gar nichts zu spüren: Ein unglaublich voller, bassiger, düsterer und mächtiger Sound dominiert das Klangbild des gesamten Albums, das Brüllen von Christopher Rowden ist konsequent in den gigantischen Soundflächen vergraben, was perfekt zu den verzweifelten, mitreißenden Melodien und Dynamiken passt, die HOPE DRONE hier kreieren. Klassische Black-Metal-Melodieführungen fehlen fast durchgehend und die Energie und Atmosphäre, welche HOPE DRONE erzeugen, erinnert häufig stärker an Hardcore und Sludge, auch wenn die meiste Zeit Blastbeats dominieren. Dennoch ist es sicherlich nicht zu viel gesagt, HOPE DRONE im Kern als atmosphärische (Post-)Black-Metal-Band zu bezeichnen.

An der ganz großen Geste lassen es die vier Jungs aus Brisbane nicht nur klanglich mangeln, sondern liefern mit dem Opener ihres Albums direkt ein 20 Minuten langes Monstrum ab, das die Konkurrenz mit Neid erblassen lassen dürfte und paradigmatisch für alle Songs auf „Cloak Of Ash“ steht: „Unending Grey“ baut sich schlüssig und beeindruckend auf, spielt mit verschiedenen Genres, Tempi und Dynamiken und reißt dabei in jeder Sekunde mit. Nach einem heftigen Blastbeatgewitter bremst sich der Song nach sechs Minuten aus, verhallte und verschleppte Melodien bahnen sich gemeinsam mit Feedbacksounds und einem zähem Schlagzeug den Weg nach vorne, nur um immer größer und größer zu werden und schließlich wieder wüst davonzustürmen. Stets veredeln HOPE DRONE ihren Sound dabei logisch mit epischen Post-Rock-Momenten und Ambienteinsprengseln.
Die folgenden sechs Nummern stehen „Unending Grey“ an Qualität in nichts nach. Manchmal schlagen diese atmosphärisch eher Richtung Black Metal zwischen dem Sound von Deafheaven und Wolves In The Throne Room aus, wie in „Riverbeds Hewen In Marrow“, manchmal scheinen die Post-Hardcore-Anleihen im Stil von Light Bearer oder auch Neurosis stärker durch, wie im großartigen „The Chords That Thrum Beneath The Earth“.

Dass alle Songs ähnlich strukturiert sind – Vollgas, Abbremsen, wieder Vollgas und zwischendrin sehr viel Atmosphäre und epische Größe – und HOPE DRONE ihre genannten unterschiedlichen Stile abzuwechseln und zu verbinden suchen, ist gleichzeitig Fluch und Segen: Die Qualität der Songs auf „Cloak Of Ash“ ist durchweg atemberaubend, durch die stilistische Ähnlichkeit verschwimmen über 80 Minuten allerdings irgendwann die Eindrücke. Ein Song weniger, sowie der Abschluss in Form des instrumentalen „The Waves Forever Shatter Upon Our Shores“ mit seinem Drone-Outro hätten „Cloak Of Ash“ definitiv gut getan.
Trotz dieser Überforderung und diesen strukturellen Ähnlichkeit wissen HOPE DRONE auf „Cloak Of Ash“ durch packende Atmosphäre, Leidenschaft und beeindruckendes Songwriting zu begeistern. Kondensiert auf die wesentlichen Elemente besitzen HOPE DRONE die Fähigkeiten, ganz oben in der Liga des Post-Black-Metal mitzuspielen und sind bereits jetzt sehr weit oben anzusiedeln.

Wertung: 8.5 / 10

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