2011

Review Insomnium – One For Sorrow

Wenn man ein Beispiel für eine Band, die sich durch individuelle Musik, hochklassige Alben und mitreißende Konzerte vom Underground-Geheimtipp zu einer der vielleicht größten Hoffnungen in ihrem Genre hochgespielt hat, nennen sollte, wären INSOMNIUM eigentlich immer ein guter Kandidat – haben sich die sympathischen Finnen doch durch ihre Spielfreude, intensives Touren und über Jahre hinweg gebotene hohe Qualität im wahrsten Sinne des Wortes hochgearbeitet – ein Ende des Erfolgskurses ist nicht in Sicht.

Mit „One For Sorrow“ kommt nun das mittlerweile bereits fünfte Album der Skandinavier auf den Markt – und dürfte die Fanschar kräftig wachsen lassen, zeigen sich INSOMNIUM doch erneut von ihrer besten Seite. Wo der neu dazugekommene Fan das Album jedoch von der ersten Minute an abfeiern wird, stimmen mich als langjährigen Fan der Band die ersten Durchläufe zunächst skeptisch: Bis auf den, wie auf dem Vorgänger, stellenweise eingesetzten Klargesang unterscheidet sich „One For Sorrow“ zunächst wenig bis gar nicht, von den letzten Alben der Finnen – und damit eigentlich vor allen, waren sie doch auch bisher nicht eben für ihre Experimentierfreude bekannt: Erneut wird auf schöne Melodieläufe, Cleanteile, weich gegrowlten Gesang und die charakteristischen Tapping-Tonfolgen gesetzt – wie man es in dieser Kombination eigentlich schon von allen anderen INSOMNIUM-Alben kennt. Große Neuerungen sucht man hier vergebens, Überrschungen sowieso.
So dauert es einige, fast schon enttäuschende Durchläufe, bis man kapiert, dass das Album zwar vielleicht keine Weiterentwicklung im Sinne eines Stilwandels darstellt, dafür jedoch den Stil der Band perfektioniert und so quasi die Quintesenz ihres bisherigen Schaffens darstellt: So ist „Unsung“ schlichtweg der INSOMNIUM-Song überhaupt, und auch sonst gibt es für jeden Typ INSOMNIUM-Song hier ein Pendant, welches in Kleinigkeiten perfektioniert wie eine optimierte Version des Originals klingt… vom ruhigen, melancholischen Song mit Cleaneinstieg à la „Daughter Of The Moon“ („One For Sorrow“), über das flotte, melodieorientierte INSOMNIUM-Paradestück im Stile von „The Day It All Came Down“ („Through The Shadows“) bis hin zum Melodic Death Metal-Kracher à la „The Killjoy“ („Every Hour Wounds“) – da sieht man auch gerne drüber hinweg, dass das erste Riff des letztgenannten bereits als „Twilight Of The Thunder God“ Berühmtheit erlangte.
Mit dem wohl besten Sound, den eine INSOMNIUM-Scheibe je hatte, ergibt das alles in allem ein Album, das für sich genommen extrem stark ist, jedoch zumindest bei mir die Sorge nach dem „wie weiter?“ aufkeimen lässt – noch ein Album in diesem Stile dürfte dann nämlich doch langsam ermüdend werden. Doch zerbrechen wir uns an dieser Stelle nicht über derartige Zukunftsmusik die Köpfe – fürs erste lässt sich nämlich guten Gewissens festhalten, dass die sympathischen Finnen auch mit ihrem Debüt auf dem Major-Label Century Media alles richtig gemacht haben.

„One For Sorrow“ ist das perfektes Einsteiger-Album für Leute, die mit dem Schaffen der Band noch nicht vertraut sind, bündelt es doch alle Trademarks und Stärken der Truppe auf engstem Raum und hat so fast schon Best-Of-Charakter. Eingefleischtere Fans der Band dürften dem jedoch nicht ganz ohne Vorbehalte gegenüberstehen – denn so unterhaltsam das Werk als solches auch ist – im Kontext der gesamten Diskographie gesehen markiert es keinen wirklichen Schritt nach vorne und lässt so zumindest befürchten, dass INSOMNIUM sich, wenn sie zum nächsten Album hin nicht wenigstens eine kleine Kursänderung herbeiführen, im eigenen Stil festfahren – viel Raum, diesen ohne neue Ideen noch zu optimieren, lässt „One For Sorrow“ nämlich nicht.

Wertung: 8.5 / 10

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