Konzertbericht: Insomnium w/ The Black Dahlia Murder, Stam1na

27.11.2019 München, Backstage (Werk)

Deutschland liebt INSOMNIUM, und INSOMNIUM lieben Deutschland. In keinem Land der Welt haben die Finnen seit ihrer ersten internationalen Tour im Vorprogramm von Satyricon 2006 mehr Konzerte gespielt – nicht einmal in ihrer Heimat. Nach ihrer ersten Headlinertour 2017 spielen INSOMNIUM 2019 ihre bislang größte Tour – mit THE BLACK DAHLIA MURDER und STAM1NA als Support und Hallengrößen mit 2.500er-Kapazität. Nicht ohne Erfolg: Das Backstage Werk in München füllen die Finnen diesmal selbst an einem Mittwoch ohne Probleme.

So treten schon ihre Landsleute von STAM1NA um 19:30 Uhr vor mehr als anständig gefüllter Halle auf. Doch die Fans sind nicht nur da, sondern auch direkt aktiv dabei, sodass sich die 1996 gegründete Band auch über viel Zuspruch auf ihren irgendwie unverkennbaren Stil freuen darf: Klassischer Thrash Metal trifft auf typisch finnische Melodik. Im Resultat klingt das zwar nicht nach mehr als seinen Bestandteilen – in der Livedarbietung macht das Material trotz bisweilen etwas verwaschenem Sound dennoch Spaß. Indem sie kurzerhand noch den „Heavy Metal Wednesday“ ausrufen, haben STAM1NA das Publikum dann ganz auf ihrer Seite: So geht Live-Entertainment.

Man könnte aber auch tatsächlich glauben, der „Heavy Metal Wednesday“ sei ein etablierter Feiertag, den es in Konzerthallen zu zelebrieren gilt: Trotz des undankbaren Wochentags präsentiert sich das Münchner Publikum heute in Zahl und Engagement von seiner besten Seite.

Auch THE BLACK DAHLIA MURDER dürften heute kaum zu einem anderen Schluss kommen: Schon nach wenigen Songs der sympathischen Truppe aus Detroit, Michigan, tobt der Mosphit. Im Mittelpunkt der Show steht heute einerseits das 2017er-Album „Nightbringers“, andererseits ihr Durchbruchsalbum „Nocturnal“ von 2007, das mit vier Songs im Set vertreten ist. Viel Abwechslung ist zwar trotzdem nicht geboten – bei der technischen Brillanz der Musiker stört das aber niemanden. Zumindest nicht die Fans, welche THE BLACK DAHLIA MURDER die gebotenen 50 Minuten lang ohne Unterlass feiern, als stünde hier schon der Headliner. Nur ein Versprechen halten THE BLACK DAHLIA MURDER nicht: Ihren zu Beginn kundgetanen Vorsatz, man wolle die Fans nicht komplett auspowern, um ihnen genug Kraft für Insomnium zu lassen.

  1. Widowmaker
  2. Jars
  3. Contagion
  4. Miasma
  5. Matriarch
  6. Warborn
  7. What A Horrible Night To Have A Curse
  8. Nightbringers
  9. As Good As Dead
  10. On Stirring Seas Of Salted Blood
  11. Kings Of The Nightworld
  12. Everything Went Black
  13. Deathmask Divine

Obwohl kaum für möglich gehalten, füllt sich der Innenraum in der etwas künstlich in die Länge gezogenen Verschnaufpause bis zum Showbeginn um 21:45 Uhr noch weiter. „They gonna romance the hell out of you“ hatten The Black Dahlia Murder die Finnen angekündigt – und besser kann man den Auftritt von INSOMNIUM dann auch nicht mehr zusammenfassen: Auf der mit seitlichen Logo-Vorhängen gemütlich eingerichten Bühne feuern Fronter Niilo Sevänen und seine drei Mitstreiter einen düstermelodischen Death-Metal-Hit nach dem anderen ab. Dass Gitarrist und Bandmitbegründer Ville Friman – hauptberuflich als Biologe in York tätig – diesmal nicht mit von der Partie ist, fällt überraschend wenig ins Gewicht: Mit Jani Liimatainen (ehemals u.a. bei Sonata Arctica) konnten INSOMNIUM schließlich einen gesanglich wie an der Gitarre absolut versierten Ersatzmann akquirieren.

Wohl nicht zuletzt, weil dieser an „Heart Like A Grave“ mitgearbeitet hatte, setzen INSOMNIUM den Fokus klar auf ihr neues Album, das mit sechs Songs repräsentiert ist. Doch auch „Above The Weeping World“, „Across The Dark“ und „One For Sorrow“ finden im Set Erwähnung – letzteres unter anderem in einer Akustikversion des Titeltracks, für die Markus Vanhala und Jani Liimatainen mehr oder minder stilecht die Cowboyhüte auspacken. Späße wie diese zeigen die Stärke von INSOMNIUM 2019: Wirkte die Band phasenweise besessen davon, die perfekte Show abliefern zu müssen, sodass das Resultat etwas lieb- und seelenlos wirkte, wirken die Finnen heute unbeschwert und gut aufgelegt wie lange nicht. Einzig der Umstand, dass in quasi jedem Song eine Spur vom Band Akustikgitarren oder Keyoboard mitläuft, bremst die Show in Sachen musikalischer Dynamik etwas ein – der altbekannte Preis für die perfekte Reproduktion von Album-Versionen.

  1. Valediction
  2. Neverlast
  3. Into The Woods
  4. Through The Shadows
  5. Pale Morning Star
  6. Change Of Heart
  7. And Bells They Toll
  8. Mute Is My Sorrow
  9. Ephemeral
  10. In The Groves Of Death
  11. The Primeval Dark
  12. While We Sleep
  13. One For Sorrow (akustisch)
  14. Heart Like A Grave

Nach rund 90 Minuten ist um 23:15 Uhr Schluss – und wenn man den Melodien von INSOMNIUM auch stundenlang lauschen könnte, geht das voll in Ordnung: Schließlich gab es heute mit THE BLACK DAHLIA MURDER bereits einen Quasi-Co-Headliner. Dass diese stilistisch merklich anders ausgerichtet sind, erweist sich als wahrer Glücksfall: Kurzweiliger hätte ein Konzertabend kaum ausfallen können. Wenn INSOMNIUM so weitermachen, dürfte ihr Weg weiter steil nach oben führen.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert