Review IZZ – Crush Of Night

Wie heißt es so schön: Qualität setzt sich durch! Die amerikanischen Progger IZZ bieten davon eine ganze Menge. Nur auf den Durchbruch warten sie noch. Spätestens seit dem Zweitwerk „I Move“ (2002) reiht die Band ein hochklassiges Retroprog-Album an das nächste. Auch ihre neueste Veröffentlichung „Crush Of Night“ macht da keine Ausnahme. Die gut 55-minütige CD ist der zweite Teil eines dreiteiligen Konzepts, das vor drei Jahren mit dem Vorgänger „The Darkened Room“ begonnen wurde.

Ob akustisch-verträumt, symphonisch-episch oder locker-flockig: Das Underground-Sextett um die beiden Brüder Tom und John Galgano hat das gesamte Einmaleins des Progs im Schlaf drauf. Was sie von anderen Gruppierungen ihres Genres unterscheidet, ist ihre angenehme Unaufgeblasenheit. Auch wenn sich mit dem zweiteiligen Titelstück ein 26-minütiger Longtrack auf der Scheibe befindet, verlieren sich IZZ nie in leerem Bombast. Überragende Musikalität verbindet sich bei ihnen mit einem tiefen Gespür für wahrhaft lebendige, organische Musik. Zweifellos sind ihre Kompositionen dabei alles andere als frei von Brüchen und losen Fragmenten, wie schon der harsche und zunächst schwer verdauliche Übergang vom ersten Teil des Longtracks, „This Reality“, in den zweiten Part „Crush Of Night“ verdeutlicht.

Anstatt perfekt komponierten Reißbrett-Prog zu bieten, konzentrieren sich IZZ lieber auf die herzergreifende Vertonung ihrer Texte und ihrer Gefühle. Dabei gelingt ihnen der Spagat zwischen Tradition und Moderne wie kaum einer anderen Retroprog-Band. Dazu tragen vor allem die beiden Schlagzeuger Brian Coralian und Greg DiMiceli bei, die sowohl ein akustisches als auch ein elektronisches Kit bedienen. In der Keyboard-Abteilung geben sich wundervoll natürlich klingende und sehr oft eingesetzte Pianos die Hand mit sphärisch-kreischenden Soli-Synthies und Ambient-Sounds. Über all dem thronen schließlich die fantastischen Gesangsmelodien, die insbesondere in mehrstimmigen Momenten über alle Zweifel erhaben sind – die engelsgleiche Stimme von Anmarie Brynes leistet dazu einen entscheidenden Beitrag.

Sich bei einem Album wie „Crush Of Night“ Highlights rauspicken zu wollen, verbietet sich von selbst. Schon der mit vier Minuten recht kurze Opener „You’ve Got A Time“ macht schnell klar, dass hier noch Großes zu erwarten ist; einfach erstaunlich, wie viel Abwechslungsreichtum und kompositorische Finesse die Combo hier in so kurzer Zeit zur Schau stellt! Gleiches gilt übrigens für das als verhaltene Piano-Ballade beginnende „Half The Way“.

Wie schon ihre vorhergehenden Produktionen wird auch „Crush Of Night“ wieder von einem absolut naturbelassenen, knochentrockenen Sound veredelt, der das genaue Gegenteil des Hochglanz-Progs ist, den z. B. Neal Morse zelebriert. Von den modernen Elementen einmal abgesehen, klingt das Album nicht nach den Siebzigern, sondern wie aus den Siebzigern!

Da passt es perfekt ins Bild, dass sich der Sechser für die beiden Tracks „Words And Miracles“ und „Crush Of Night“ Unterstützung von Gary Green, Gitarrist der 70er-Proglegende Gentle Giant, ins Boot geholt hat. Gary veredelt beide Tracks mit großartigen Gitarrensoli und hat auch noch Backing-Vocals beigesteuert. Gleichsam mag eine solche Kooperation aber auch der Versuch sein, mit einem Namen, der Szene-Kennern das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, endlich mal ein Ausrufezeichen zu setzen.
Denn es ist leider die traurige Realität: Seit mehreren Jahren gehören IZZ zur absoluten Speerspitze des internationalen Retroprogs – und keiner hat’s gemerkt. Es ist jammerschade. Ich wünsche ihnen wirklich, dass sie mit „Crush Of Night“ endlich das Publikum erreichen, das sie verdienen. Dringende Kaufempfehlung!

Wertung: 9.5 / 10

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