Review Kellermensch – Goliath

  • Label: Motor
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Bereits ihr 2009 erschienenes, selbstbetiteltes Debüt-Album bescherte den Art-Rockern KELLERMENSCH weit über die Grenzen ihrer Heimat Dänemark hinaus einige Aufmerksamkeit. Genug jedenfalls, um die Universal Music Group auf sich aufmerksam zu machen, welche das Werk 2011 schließlich zwei Jahre nach der Veröffentlichung in Dänemark über ihr Sublabel Vertigo auch im deutschsprachigen Raum auf den Markt brachte.

Anfang 2017, als die Band von vielen Fans ob der langen Funkstille schon totgeglaubt war, erschien in Dänemark mit „Goliath“ wie aus dem Nichts ein neues KELLERMENSCH-Album. Die deutschen Plattensammler hingegen mussten sich weiter in Geduld üben. Bis jetzt: Ein dreiviertel Jahr nach seiner Erstveröffentlichung steht der Silberling nun auch hierzulande endlich in den Regalen.

Die Album-Verkäufe dürfte dieser, in der heutigen, schnelllebigen Zeit der Streams und Downloads schier endlos erscheinende Verzug nicht eben steigern. Doch egal, ob gestreamt, gedownloadet oder als CD erworben: „Goliath“ ist nicht nur für Fans des grandiosen Erstlings-Werkes ein Pflichtkauf. Erneut nämlich ist es KELLERMENSCH gelungen, ein Ausnahmealbum zu erschaffen.

Mit „Bad Sins“ holt „Goliath“ die Fans dort ab, wo die Band sie mit „Kellermensch“ zurückgelassen hatte: Sanfte Melodien und der charakteristische Gesang von Sebastian Wolff prägen das Klangbild. Wirklich groß wird „Goliath“ aber mit „The Pain Of Salvation“. Hier vereinen die Dänen die ganze Bandbreite an Gefühlen in einem Fünfminüter: Mal melancholisch, mal aggressiv ist die Nummer ein wahres Wechselbad der Gefühle.

Vor allem der ausdrucksstarke Gesang, der im Albumverlauf von verletzlich gesungen bis roh herausgebrüllt das ganze Spektrum abdeckt, ist, neben den verträumten Geigen und wankelmütigen Gitarren, nach wie vor das große Plus von KELLERMENSCH. Dieser kommt im kompositorisch simpel gehaltenen „Mediocre Man“, wie auch dem nicht minder eingängigen, geigenbetonten „Remainder“ voll zur Geltung. Wer bis jetzt noch nicht genug Emotionen geboten bekommen hat, muss nur noch kurz ausharren: Auf das flotte „Carrying My Name“ folgt mit dem herausragenden „Lost At Sea“ fast schon eine Ballade, die sich erst in ihrem weiteren Verlauf zu einer waschechten KELLERMENSCH-Nummer mausert.

Eigentlich ein gelungener Abschluss – und in der Tat wirken das forsche „Moth“ und die schon vom Sound her vom Rest des Albums stark abgesetzte Lagerfeuer-Westerngitarren-Nummer „How To Get By“ eher wie Bonustracks denn wie der reguläre Albumausklang.

KELLERMENSCH erfüllen mit „Goliath“ nicht nur die nach vollen acht Jahren Wartezeit schon fast begrabenen Hoffnungen auf ein neues Album, sondern werden damit auch noch den hohen Erwartungen an einen Nachfolger ihres großartigen Debüts gerecht. Sieht man vom etwas ungeschickten Songarrangement am Albumende ab, ist „Goliath“ von vorne bis hinten rund.

Insgesamt etwas düsterer als der Vorgänger und nicht minder abwechslungsreich, vor allem aber von der ersten bis zur letzten Note gefühlsbetont, trifft „Goliath“ voll ins Herz und bleibt zugleich mit mehreren Songs im Gehörgang haften. Fazit: Wenngleich schon lange kein Newcomer mehr, gehören KELLERMENSCH auch nach ihrer Wiederauferstehung mit „Goliath“ noch zu den spannendsten Bands, die die Rock-Szene derzeit zu bieten hat.

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Wertung: 9 / 10

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