Review Khold – Hundre År Gammal

  • Label: Tabu
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Langsam beginne ich wirklich daran zu glauben, dass vor einigen Jahren irgendwo in Bergen ein Portal in eine düstere Welt aufgerissen wurde, durch das seit dem unaufhaltsam Black Metal-Musiker spawnen – denn anders vermag ich mir bald nicht mehr zu erklären, wie in einer Stadt mit gezählten 250.000 Einwohnern (Stand: 15. August 2008) derartig viele Black Metal-Bands entstehen können; zumal, abgesehen von den „Inzuchtbands“, die stets aus mehr oder minder den gleichen 15 Musikern in unterschiedlichsten Zusammensetzungen bestehen, immer wieder neue auftauchen, die aus völlig unverbrauchten und -bekannten Musikern bestehen.

Um eine dieser Bands handelt es sich bei den bereits 2000 gegründeten KHOLD, die nun mit ihrem mittlerweile bereits fünften Album, „Hundre År Gammal“, erneut versuchen, auch international auf sich aufmerksam zu machen.
Textlich gänzlich in norwegischer Sprache gehalten, fühlt man sich hier auch musikalisch der Tradition verpflichtet: Räudiger als (die neueren) Satyricon, jedoch nicht ganz so dahergerotzt als Thyrant und (vor allem stimmlich) Koldbrann recht nah, könnte KHOLD dies mit ihrem neuen Material auch gelingen: Man bietet eine gute halbe Stunde lang langsamen, simpel gehaltenen, aber dabei doch sehr unterhaltenden Black Metal, was nicht zuletzt dem guten Schuss Rock-Riffing zuzuschreiben ist, das in die zehn Kompositionen eingeflossen ist.Die Produktion ist dabei durchaus gelungen, eingependelt zwischen klarem Klang und dreckiger Atmosphäre hat man ein sehr passendes Klanggewand für das Material gefunden. Auch Gards Reibeisen-Stimme, die dabei aber durchaus Charakter hat und den Hörer in ihren Bann zu ziehen weiß, kann noch den ein oder anderen Punkt sammeln.
So ist „Hundre År Gammal“ durchaus eine eingängige Platte, die man problemlos nebenher laufen lassen kann: ehe man es sich versieht, ist man irgendwo im hinteren Teil der Tracklist angekommen, ohne sich merklich gelangweilt zu haben.
Rekapituliert man dann jedoch, was von den letzten elf Songs hängen geblieben ist, erkennt man des Albums Achillesferse: Denn hat man zwar nach Ablauf der Spielzeit ein sehr genaues Bild dessen im Kopf, was sich die Norweger mit dem R.E.M-Corpsepaint auf die Fahnen geschrieben haben, bleibt es dennoch nur bei diesem Gesamteindruck; die einzelnen Tracks sind sich bezüglich ihres Stils beziehungsweise ihrer Struktur zu ähnlich, als dass eine einzelne Passage oder auch ein ganzer Song herausstechen und hängen bleiben würde – besondere Momente oder herausragende Spielereien sind hier auf den ersten Blick nicht zu verzeichnen:
Relativ simpel gehaltene Midtempo-Riffs, die sich auf Dauer nicht mehr groß von einander unterscheiden, dominieren das Klangbild, regelmäßig unterbrochen von Gitarren-Bridges aus gehaltenen Akkorden oder kurzen Einzeltonfolgen. Untermalt von Sarkes schön arrangiertem Drumming und dem, wie bereits erwähnt, recht ansprechende Gesang macht man das, was man macht, durchaus vorbildlich – Abwechslungen oder Ausbrüche aus diesem Schema finden sich jedoch ebenso wenig wie revolutionäre Neuerungen – was aber nicht weiter schlimm ist, da dies wohl auch nicht das deklarierte Ziel der Musiker war.

So liefern KHOLD mit ihrem fünften Werk eine wirklich solide Arbeit ab, die sich vor so mancher „Szenegröße“ nicht zu verstecken braucht, jedoch nicht aus dem, zugegebenermaßen gewaltigen, Schatten ihrer unzähligen Vorgänger tritt oder auch nur zu treten versucht.
Wer traditionellen Black Metal auch dann mag, wenn er nicht klingt, als wäre er in einer Waschtrommel aufgenommen worden, und mit leicht groovenden Black&Roll-Riffs a la Satyricon kein Problem hat, sollte in dieses Werk zumindest einmal reingehört haben.

Wertung: 7.5 / 10

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