Review Knorkator – Tribute to uns selbst

Nach den beiden schönen Scheiben “The Schlechtst Of” und “Hasenchartbreaker” wurde es nun wohl tatsächlich mal Zeit für einen Tribut und eine Würdigung für KNORKATOR. Und wenns niemand anders macht, dann tut man eben selber – „Tribute to uns selbst“ nennt sich das dritte Album der Berliner.

Geändert hat sich – man glaubt es kaum – an sich nicht viel. Das Frontbild ist wieder boygroup-parodistisch hässlich geraten, die Texte haben weiterhin humoristischen und sarkastischen Inhalt und musikalisch bewegt man sich wie gehabt auf gehobenem Level zwischen Industrial Metal, Neuer Deutscher Härte, Techno, Dark Wave und Pop. Die Sangeskünste vom Stumpen wurden von mir ja bereits genug gelobt, auch hier könnte ich das gleiche noch mal erzählen. Also alles gut und fein?

Man mag es denken, doch irgendwas stimmt hier einfach nicht. Das Durchhören gestaltet sich schon mal einfacher als bisher, das Gesamtwerk wirkt homogener und zusammengehöriger als auf den beiden ersten Alben. Doch KNORKATOR scheinen sich ihren neuen Albumtitel ein wenig zu sehr zu Herzen zu nehmen und aus dem Tribut wird stellenweise eine Selbstkopie. Was auf den alten Alben lustig war – und auch heute noch lustig ist – funktioniert hier einfach nicht. Monotone Wortaufzählungen machten „Ich geh sowas von überhaupt nicht“ oder „Alles ist Scheiße“ zu spaßbringenden Knüllern, bei „Jetzt wird abgerechnet“, „Tötet sie alle“ und „Und ging“ aber klappt das nicht und die Lieder langweilen nur und gehen nach ein paar Durchläufen ziemlich auf den Sack. Und was „VIVA Buzz Dee“ soll, ist mir bis heute nicht bewusst, wohl das nervigste KNORKATOR-Lied überhaupt. Und Buzz Dee kann einfach nicht singen. Das Ace Of Base-Cover „All That She Wants“ steht ganz in der Tradition der vorherigen Neuinterpretationen, ganz okay, aber nichts Weltbewegendes.

Neben der enttäuschenden und schlechten Hälfte gibt es aber auch einige große Songs. Die feine Ballade „Komm wieder her“, Der Tanzflächen-Kracher „Ich lass mich klonen“ als eines der wohl bekanntesten Stücke der Band überhaupt und die ebenfalls sehr lustigen und mit amüsanten Lyrics ausgestatteten „Verflucht und zugenäht“, „Extrawurst“ und natürlich „Ich verachte Jugendliche“ sind gutes Entertainment für die Ohren. Vielleicht ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen ist man mit „Eh, du alte Ficksau“, wohl der legitime Nachfolger von „Ich will nur fickn“, nur eben doch mit recht heftigem Text über diverse Perversionen des Geschlechtsaktes. Der „Weg nach unten“ ist hier auch schon wieder vorhanden, diesmal aber in Akustikgitarrenversion („Campingmicks“). Keine schlechte Version des besseren Originals, und nun ist auch mal gut damit.

„Tribute to uns selbst“ hinterlässt einen arg faden Beigeschmack. An einigen Stellen scheinen den Knorkatoren der Witz und die Ideen ausgegangen zu sein, vielleicht hätte man sich für dieses Album einfach mehr Zeit lassen müssen und nach dem Auftritt beim Eurovision Song Contest-Vorentscheid nicht gleich etwas nachschieben sollen. Immerhin mindestens fünf richtig gute Lieder finden sich hier, aber dafür kann man sich halt auch keinen Zobel kaufen. Im Großen und Ganzen das schlechteste Album KNORKATORs mit geringer Haltbarkeit.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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