Review Motörhead – Clean Your Clock

  • Label: UDR
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Hard Rock

Gefragt waren sie wie nie, die Tickets für die Jubiläumstour zum 40-jährigen Bestehen von MOTÖRHEAD. Wohl nicht zuletzt, weil viele Fans schon im Vorhinein vermuteten, was schlussendlich unter tragischen Umständen auch eintrat: Dass es die letzte Konzertreise des Trios um Szeneikone Lemmy Kilmister sein würde. Ein halbes Jahr nach dem trotz allem überraschenden Tod des legendären Frontmanns ( >> lies hier unseren Nachruf) erscheint nun – ein wenig makaber mutet es doch an – eine letzte Live-DVD.

Der Lemmy, den man unter dem Schriftzug mit dem wohl berühmtesten Umlaut der Rockgeschichte auf dem Cover zu sehen bekommt, lässt keine Fragen offen: Gezeichnet vom Rock ’n‘ Roll und einer zu diesem Zeitpunkt noch nicht diagnostizierten, schweren Krebserkrankung, wirkt er doch wild entschlossen, für seine Fans einmal mehr alles aus sich herauszuholen – und sei es für den ausgezehrten Körper auch eine noch so große Qual.

Direkt nach dem Fliegeralarm-Intro, zudem sich stilecht der MOTÖRHEAD-Bomber über der Bühne des Münchner Zenith herabsenkt, dürfte ein Raunen durchs Heimkino gehen: Während zumindest bei der zweiten Show der Sound in der Halle selbst kaum mehr als Brei war (>> lies hier unseren Konzertbericht), kann sich die Abmischung des auf Platte gebannte Tonmaterials – in Dolby Digital 5.1, 2.0 und PCM Stereo verfügbar – durchaus hören lassen.  Nur einige auch auf CD / DVD noch lästige Feedback-Geräusche zeugen hier noch vom Versagen der für den Hallensound verantwortlichen Tontechniker. Auch sonst wartet „Clean Your Clock“ mit einer aufwändigen Produktion auf: Gestochen scharfe Bilder aus unzähligen Kameras zeigen Publikum, Bühne und Musiker aus verschiedensten Perspektiven, während beim Schnitt dankenswerterweise auf gewagte Experimente verzichtet wurde.

Doch all das vermag das Problem der Show(s) nicht zu lösen: Denn so sehr sich Mikkey Dee und Phil  Campbell auch aufopfern und mit ausladenden Soli in die Bresche springen, um ihrem Fronter zumindest ein paar Verschnaufpausen zu gönnen – jede Close-Up-Einstellung auf Lemmys eingefallenes, ausgemergeltes Gesicht, jede seiner unverständlich genuschelten Ansagen lässt erahnen, wie viel Kraft Lemmy all das kostet. Ein Eindruck, den die mitunter trotz allem witzigen und gewohnt sympathischen Interviews-Sequenzen mit Lemmy im ansonsten leider nicht so tiefschürfenden Bonus-Material nur unterstreichen.

Dass man Lemmy das nicht zum Vorwurf machen kann, versteht sich von selbst. Die nicht zu verleugnende Tatsache, dass der Auftritt massiv darunter leidet, stellt die Sinnhaftigkeit von „Clean Your Clock“ jedoch sehr in Frage. Zumal es ja bereits diverse durchweg starke Live-Veröffentlichungen von MOTÖRHEAD zu kaufen gibt und mit „When The Sky Comes Looking For You“ nur ein einziger Song vom letzten Studioalbum seinen Weg in die etwas krude Setlist gefunden hat, der damit im Vergleich zu den früheren Live-Releases kaum Neues enthält.

Für alle, die nicht wenigstens dabei waren, hat „Clean Your Clock“, wenn man ehrlich ist, wenig zu bieten – hier wäre eine der beiden „The World Is Ours“-DVDs definitiv die bessere Wahl. Die nun vorliegende Veröffentlichung hingegen hat allenfalls ideellen Wert – als letztes Puzzlestück zur Komplettierung der heimischen Sammlung oder als Erinnerung an diese zumindest aus musikalischer Sicht nicht wirklich erinnerungswürdigen Tour.

Keine Wertung

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