Cover Artwork des Albums Seriously Bad Magic der Band Motörhead

Review Motörhead – Bad Magic: Seriously Bad Magic

  • Label: Silver Lining
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Hard Rock

Der König ist tot, es lebe der König! Das muss das Motto in der Nachlassverwaltung von MOTÖRHEAD sein, denn auch über sieben Jahre nach Lemmys Tod reißt die Veröffentlichung von Live-Alben, Compilations und Re-Releases nicht ab. Was das Label UDR noch zu Lebzeiten des ikonischen Frontmanns im Jahr 2014 mit der vorletzten Studioscheibe „Aftershock“ gemacht hat, wiederholt Silver Lining Music Ltd. nun mit dem finalen Longplayer „Bad Magic“ von 2015 – und bringt unter dem Titel „Bad Magic: Seriously Bad Magic“ eine Neuauflage mit Bonus-Liveplatte heraus. Doch das ist nicht alles: Neben dem bereits bekannten David-Bowie-Cover „Heroes“ wartet das Re-Release mit immerhin zwei bisher unveröffentlichten Tracks sowie einem Audio-Interview mit Lemmy auf.

UDR konnte weder mit dem „Aftershock“-Bonus noch mit dem 2016 veröffentlichten Live-Album „Clean Your Clock“ punkten, zeigen doch beide Mitschnitte MOTÖRHEAD wegen Lemmys Gesundheitszustand nicht als die Naturgewalt, die die Band wenige Jahre zuvor noch auf der Bühne war. Das hat Silver Lining 2021 mit „Louder Than Noise… Live In Berlin“ besser gemacht. Das Material dieser Platte stammt allerdings auch aus dem Jahr 2012, als Mr. Kilmister noch fit war. Die Live-Aufnahme auf „Bad Magic: Seriously Bad Magic“ wurde jedoch beim japanischen Fuji Rock Festival 2015 aufgezeichnet, das nur fünf Monate vor Lemmys Tod stattfand.

In dieser Hinsicht ist es nicht nur bitter, wenn man hört, wie der Bassist sich vor dem finalen Track „Overkill“ mit den Worten „We’ll see you next time, alright?“ verabschiedet, ehe er mit dem Gesang der Musik hinterherhinkt, sondern generell, was man hört: Qualitativ ist die Aufnahme von einem Bootleg nicht allzu weit entfernt, der dumpfe Hall des Schlagzeugs ist omnipräsent und die Vocals gehen über einen großen Teil des Konzerts im Gitarrensound unter. Darüber hinaus bietet auch die Setlist kaum Anreize – elf der vierzehn Tracks sind auch auf „Clean Your Clock“ vertreten, gar zwölf im Bonusteil von „Aftershock“. Unterm Strich ist dieses Live-Dokument also leider nur – man verzeihe das Wortspiel – „Seriously Bad“.

Wirklich interessant hingegen sind die beiden neuen Studiotracks. „Bullet In Your Brain“ ist ein flotter Rocker mit schreiendem Main-Riff und Doublebass-Finale, während „Greedy Bastards“ eine langsamere Nummer mit (reichlich plattem) Politiker-Bashing im Intro ist, in der Lemmy die Reibeisenstimme gegen eine sanftere Variante eingetauscht hat und Phil ausgiebig soliert. Er mag kein zweites „God Was Never On Your Side“ sein, aber er ergibt zusammen mit ersterem Track zwei gelungene MOTÖRHEAD-Songs, die dem schon bekannten Material von „Bad Magic“ in nichts nachstehen. „Heroes“, das während derselben Album-Sessions entstand, erschien bereits 2017 als Single und im selben Jahr auf der Compilation „Under Cöver“. Wiederum bisher unveröffentlicht ist das Audio-Interview mit Lemmy, das MOTÖRHEAD-Experte Robert Kiewik auf der Tour 2015 geführt hat. Das mit „War, Love, Death And Injustice“ betitelte Gespräch ist jedoch exklusiv in der Boxset-Edition enthalten.

Ebenjene kommt außerdem mit einem „Murder One“-Ouija-Board mit „Ace Of Spades“-Planchette daher, also einer Alphabettafel im Design von Lemmys Amp plus Anzeiger in Form der Pik-Spielkartenfarbe. Beides stammt aus der Okkultismus- bzw. Spiritismus-Ecke und wird benutzt, um mit Geistern in Kontakt treten zu können. Und Lemmy ist ja jetzt einer, get it? Inwiefern solche phänomenalen Marketing-Geniestreiche dem Gedenken an den rational eingestellten Mr. Kilmister Ehre oder doch eher einen Bärendienst erweisen, sei dahingestellt. Dass solch ein Eso-Gimmick in einem Boxset von Doro Pesch, die ja bekanntlich schon mehrmals wiedergeboren wurde, besser aufgehoben wäre, steht hingegen außer Frage (>> lest hier unsere Kolumne zu Sinn und Unsinn von Merch-Artikeln).

Ob man selbst als beinharter MOTÖRHEAD-Fan, die sich dem Klischee nach eher für Geister der hochprozentigen Sorte interessieren, wirklich so etwas braucht (und 80 Euro dafür berappen sollte), darf bezweifelt werden. Doch immerhin bietet „Bad Magic: Seriously Bad Magic“ auch in der regulären CD- und Vinyl-Auflage die erste neue Musik von MOTÖRHEAD seit Jahren. Dass bislang ungehörtes Material nur häppchenweise veröffentlicht wird, ist dabei ebenso ärgerlich wie gängige Praxis. Wenn man sich jedoch dafür entscheidet, noch mal den vollen Preis eines Albums zu zahlen, obwohl man „Bad Magic“ schon in der Sammlung hat, dann wegen der beiden neuen Songs – der Rest ist leider verzichtbar.

>> Zum „Bad Magic“-Review …

Motörhead – Bad Magic

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