Das Cover der gleichnamigen EP von Purgatory

Review Purgatory – Purgatory (EP)

Dass Jon Schaffer, des Teufels vorderster Rhythmusgitarrist, je ein Leben vor Iced Earth hatte, ist kaum vorstellbar, prägte er mit seinem rasiermesserscharfem U.S. Metal-Sound das Genre so sehr, dass man ihn nicht mit etwas Anderem in Verbindung zu bringen vermag. Doch es ist wahr: Von 1985 – 1988 musizierte der floridianische Riffmeister in einer Band names PURGATORY, die in dieser Zeit immerhin drei Demobänder aufgenommen hat. Weil retro im Metal irgendwie immer in ist, hat der Bandkopf die Truppe nun reaktiviert und das klassische Material für eine vollwertige EP neu aufgenommen und produziert.

Dass aus PURGATORY nur wenig später Iced Earth werden sollten, ist auf dieser EP deutlich hörbar: Schon im eröffnenden „In Your Dreams“ ist die Handschrift von Jon Schaffer in jeder Note deutlich zu erkennen, denn Riffs, Arrangement und Melodien könnten ebenso gut aus stilbildenden Songs seiner späteren Hauptband stammen. Das gilt für das gesamte Material, das PURGATORY hier zur schau stellen und man muss zugeben, dass Mr. Schaffer bereits bei seinen frühen Songwriting-Versuchen zu einiger Vielschichtigkeit imstande war – die messerscharfen Riffs, die verheißungsvoll düstere Atmosphäre und die charakteristischen Melodien, die auch Iced-Earth-Alben wie „Night Of The Stormrider“ prägen, sind allesamt schon in diesen Songs vorhanden.

Leadgitarren fand der gute Jon allerdings auch damals schon nicht besonders wichtig, weshalb die Soli auch im Hause PURGATORY eher zweckmäßig als spektakulär ausfallen. Natürlich könnte man auch argumentieren, dass die Nummern alle nach einem ähnlichen Schema aufgebaut sind und auch die Texte verglichen mit späteren Kompositionen aus der Feder von Jon Schaffer reichlich platt ausfallen, da die Herren das Material allerdings im zarten Highschool-Alter zusammengeschustert haben, geht das ohne weiteres in Ordnung. Auch inhaltlich weist diese EP viele Parallelen zum späteren Schaffen des Bandkopfs auf, denn ähnlich wie auf „Horror Show“ setzen sich PURGATORY hier vor allem mit ihren liebsten Horrorgeschichten, darunter „Nightmare On Elm Street“, „Friday 13th“ und die Legende von „Jack The Ripper“ auseinander.

„Horror Show“ ist hier überhaupt ein wichtiges Stichwort, denn die Songtitel „Dracula“ und „Jack“ tauchen sowohl hier als auch auf besagter Platte auf, allerdings muss festgestellt werden, dass erstere Nummer allenfalls als loser Orientierungspunkt für den gleichnamigen Iced-Earth-Song gedient haben kann und „Jack“ bis auf die inhaltliche Vorlage absolut gar nichts mit dem PURGATORY-Original gemein hat. Und weil das Material schon vor 30 Jahren geschrieben wurde, gibt es hier natürlich auch etwas andere Facetten des Schaffer’schen Schaffens zu hören – so etwa im rasanten „In Jason’s Mind“, das hier und da an Judas Priest erinnert oder auch im ziemlich gelungenen „Jack“, das arg an Annihilators „Alison Hell“ erinnert. Das ist spannend, weil die Nummer erst 1989 veröffentlicht wurde, wenngleich sie schon 1986 auf einem Demo der Truppe enthalten war… Größtes Highlight der ersten offiziellen PURGATORY-Veröffentlichung ist jedoch die Leistung von Sänger Gene Adam, denn der Mann, der zuletzt auf dem Iced-Earth-Debüt zu hören war, liefert hier eine absolut achtbare Leistung ab. Respekt!

PURGATORY gewähren mit ihrer ersten EP einen spannenden Einblick ins Embryonalstadium von Iced Earth, wobei es durchaus beeindruckend ist, dass Jon Schaffer bereits im Teenager-Alter solch starke, vielschichtige Songs schreiben konnte. Mehr noch als der musikalische Inhalt begeistert jedoch die sympathische Aufmachung der Platte, denn neben wahrlich herzerwärmenden Liner Notes, in denen der Bandchef die „gute alte Zeit“ Revue passieren lässt, kommen hier auch seine früheren Bandkollegen umfassend zu Wort. Fans von Iced Earth sollten sich die PURGARTORY-EP unbedingt besorgen, denn hier gibt es nicht nur fünf absolut hörenswerte Songs aus der „Sturm und Drang“-Phase des Bandleaders, sondern obendrein ein von den Protagonisten persönlich verbrieftes Zeitzeugnis.

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