Review Raised Fist – Ignoring The Guidelines

„Can You Turn Away From The TV Every Day?“ Diese Frage, die RAISED FIST-Sänger Alexander Hagman im Jahre 2000 als Teil des zweiten Outputs der Schweden, “Ignoring The Guidelines”, stellte, ist heute wohl genau so aktuell wie vor zwölf Jahren. Ebenso die Platte selbst, die bis heute zu den besseren Alben von RAISED FIST gehört und der Wegbereiter für den eigensinnigen, brachialen und doch so hymnischen Stil der Nordlichter war und ist.

Mehr noch als heutzutage heißt es auf „Ignoring The Guidelines“ durchgehend: Ab nach vorne, mitten in die Fresse. Das beginnt mit dem rasanten „Running Man“, in dem Hagman mit seinem gewaltigen Stimmorgan nach wenigen Sekunden den imaginären Circle Pit höchstselbst eröffnet – von Melodie ist hier erstmal noch nichts zu hören, der Opener ist eine einzige musikalische Abrissbirne. Dennoch wird schon in diesem Track deutlich, wie genial RAISED FIST von den ganzen Highspeed-Prügel-Abschnitten in groovende Moshparts überzuleiten wissen. Das weitaus melodischere „Different But The Same“ setzt in dieser Hinsicht noch eine Schippe drauf – und der Singalong-Refrain des Liedes ist zweifelsohne einer der coolsten, den RAISED FIST jemals geschrieben haben, auch dank der stilvollen Basslinie – solche treten auf dem ganzen Album immer wieder in den Vordergrund.
Dass RAISED FIST sich im Midtempo ohnehin sehr wohlfühlen, beweisen auch die Groove-Walzen „Breaking Me Up“ und „Working On Wood“. Der am Ende des Albums platzierte Song „The Models On TV“ ist ein weiterer dieser typischen Brecher, bei dem, egal, in welcher Geschwindigkeit, in weniger als 180 Sekunden die geballte Intensität über den Hörer hineinbricht – passend dazu haben RAISED FIST einen weiteren göttlichen Refrain auf der Pfanne.

„Ignoring The Guidelines“ ist bis heute das schnellste Album der Bandgeschichte. Ob auch das Beste, darüber kann man vielleicht streiten, fest steht aber: Wer, noch relativ in seinen Anfangstagen stehend, eine solche Platte abliefert, die neben hochklassigem, unorthodoxem und gleichzeitig knüppelhartem wie mitsingtauglichem Hardcore auch über intelligente und zynische Songtexte verfügt, der trägt mehr als ein Jahrzehnt später zu Recht das Label einer der besten und bodenständigsten Hardcore-Bands des 21. Jahrhunderts. Daran ändert auch die höllisch kurze Spielzeit des Albums (gerade mal 25 Minuten) nichts.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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